Sternenwind - Roman
Seeufer über den Bergen auf und ließen das blaue Wasser noch dunkler werden. Der Wind wehte nun stetig und kräftig.
Joseph ging zur Hütte. Tom und ich blickten ihm nach.
»Schon gut«, sagte Tom. »Wir sollten ihm Zeit lassen. Ich hatte wirklich gehofft, dass es funktioniert.«
Ich wollte nicht daran denken, wie Joseph sich jetzt fühlte, weil es so wichtig war, dass er Erfolg hatte. Für einen Moment war ich von Wut auf Nava erfüllt, und meine Hände zitterten. Sie hatte ihn gezwungen, hierherzukommen, über den Hochweg zu reiten, etwas zu tun, was er nicht schaffte. Aber was hätte ich getan? Was hatte ich getan? Zumindest hatte Joseph sich aktiv bemüht.
Meine Gedanken wurden von den anderen unterbrochen, die lautstark, mit Kräutern und Früchten beladen, zurückkehrten.
Die Holzhütte war sehr einfach mit nur drei Zimmern eingerichtet – zwei Schlafzimmer und ein großer Raum mit Kamin und Küche, einem Tisch und Stühlen. In der Küche gab es fließendes Wasser. In einer Ecke stand ein Ofen aus Metall. Es musste große Mühe gekostet haben, ihn hier heraufzuschleppen. Strom gab es nicht, außer von den kleinen Sonnenbatterien, die wir mitgebracht hatten. Also entzündeten wir nach Anbruch der Dunkelheit ein paar Kerzen, die wir in einem Schrank gefunden hatten. Wir redeten und gähnten noch etwa eine Stunde, bevor wir einer nach dem anderen eindösten.
Tom und Joseph teilten sich ein Schlafzimmer, Paloma und Kayleen das zweite, und Alicia und ich schliefen im großen Raum auf dem Fußboden. Alicias Atem ging nur wenige Augenblicke, nachdem es still geworden war, in den regelmäßigen Rhythmus des Schlafes über, aber in den Decken auf dem harten Boden lag ich noch lange wach.
Ich konnte die großen Muster auf Fremont jetzt deutlich erkennen: unsere Bemühungen, uns zu bewähren, die Schwierigkeiten der ursprünglichen Menschen, uns zu akzeptieren, Akashis Stärken als Geschichtenerzähler und Sippenführer als Gegengewicht zu Navas Macht. Die wechselseitige Abhängigkeit von Stadt und Vagabunden. Die anhaltenden Folgen des Krieges. Von allem war mir Josephs Kampf am nächsten, aber ich hatte nicht den leisesten Schimmer, wie ich ihm hätte helfen können.
Nachdem ich eine Stunde lang wachgelegen und versucht hatte, meinen Körper zum Einschlafen zu zwingen, öffnete ich die Tür und schlich mich nach draußen. Die Gewitterwolken hingen immer noch über dem nördlichen Horizont. Ein tiefes Donnergrollen rollte über den See heran, und ein gezackter Blitz spaltete den Himmel über den Bergen. Die Luft roch elektrisch. Doch über mir breiteten sich die Sterne in der Dunkelheit aus wie winzige Frühlingsfeldblumen, und der Mond Traumfänger stand tief im Süden. Er war hell und voll, und ein paar Details seiner kraterübersäten Oberfläche waren zu erkennen. Kleine Tiere raschelten im Unterholz auf der anderen Seite der Lichtung. Ich schlang die Arme um den Oberkörper und wünschte mir, ich hätte eine Decke mitgenommen.
Oben blitzten nahe beieinander drei Meteore auf. Mindestens einer war etwas größer. Er leuchtete immer noch, als er hinter den dunklen Silhouetten der Berge verschwand, den Wolken entgegen, wie ein Blitz aus dem Weltraum. Ich konnte nicht einschätzen, ob der Meteor ins Meer stürzte oder in der Luft verglühte. Ich befand mich in der Mulde eines Kraters und stellte mir den Einschlag vor, wie der Brocken zu Boden stürzte, Gestein und Dampf aufwirbeln ließ und alles Leben verbrannte.
Wenig später schlug die Alarmanlage an – das Signal für Dämonenhunde. Ein helles Jaulen, gefolgt von einem zweiten, dann wurde es still. Anscheinend war das Rudel nicht genug an uns interessiert, um sich trotz des Lärms weiter vorzuwagen. Trotzdem erzitterte ich. Letztes Jahr hatten Dämonenhunde zwei Kinder getötet.
Fremont war tödlich, und ohne die Datennetze war diese Welt noch gefährlicher. Fremont umgab mich auf allen Seiten, nackt, gefährlich und wild, wie ein riesiges Raubtier. Wieder erzitterte ich, dann ging ich zurück in die Hütte.
Kapitel 11
DIE JAGD
Der scharfe Geruch nach brennendem Holz im Ofen weckte mich. Mein Magen knurrte. Als ich die Augen öffnete, sah ich, wie Paloma barfuß vorbeitapste. Sie hielt einen Kessel mit Wasser für den Morgentee und sah grinsend auf mich herab. »Na, du Langschläfer.«
Ich rappelte mich auf. Alicia stand in der Küche, wo sie Zwillingsbaumfrüchte schälte und Äpfel aufschnitt. Sie sah mich mit
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