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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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leerer Magen wird ihn nicht umbringen. Wir werden nicht lange fort sein.« Tom warf sich zwei Pongabeeren gleichzeitig in den Mund. Roter Saft lief ihm über das Kinn.
    Joseph verzog das Gesicht und griff schließlich doch nach einer Pongabeere. »Gute Arbeit, Kayleen«, murmelte er, wischte sich den Mund ab und nahm sich ein Apfelstück.
    Ich biss auf die Pongabeere, die ich im Mund hatte, und genoss die plötzliche Süße auf meiner Zunge.
    Zwanzig Minuten später ritten Joseph und Tom mit Sprinter und Zuckerweizen los. Ich sah, wie die Gebras im dichten Laub verschwanden. Tom brachte Joseph weg, während Kayleen und Paloma den Datenknoten reparierten. Alles, was Joseph auf andere Gedanken brachte, war gut. Außerdem schmeckte frisches Djuri-Fleisch besser als Dörrfleisch.
    Alicia und ich gingen zum Gehege. Sie fragte mich leise: »Wie steht Nava zu uns? Ich habe keine Ahnung, was sie über uns denkt.«
    Wasser aus dem Bach floss durch ein freiliegendes Rohr zu einer Handpumpe. Ich bediente den Hebel und ließ frisches Wasser in den Gebratrog laufen. Als es von selber weiterfloss, verriegelte ich den Pumpenhebel und beugte mich durch den Zaun, um das kühle Wasser mit den Fingerspitzen zu spüren. Alicias Frage schien mir schwieriger zu beantworten als noch vor wenigen Wochen. »Sie … sie hat uns nie besonders gemocht. Aber jetzt ist sie die Stadtvorsteherin von Artistos und muss sich mit uns auseinandersetzen. Sie traut uns nicht. Sie hat es mir sogar selbst gesagt.« Tiger drängte sich an den anderen fünf Gebras vorbei. Sie beschnupperte meine Finger und tauchte erst dann die Nase ins Wasser. »Aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass sie vielleicht fair zu uns sein wird. Sofern wir ihr keinen Grund geben, uns schlecht zu behandeln.«
    »Ich dachte, sie teilt sich die Führung mit Tom.«
    »Gewissermaßen. Es ist anders als früher, als Therese und Steven noch am Leben waren.« Die Worte schmerzten mich nicht so sehr, wie ich erwartet hatte. »Sie haben zusammengearbeitet, als Partner. Aber Nava sagt Tom, was er tun soll, und er lässt es sich von ihr sagen. Zumindest im Großen und Ganzen.« Ich zuckte mit den Schultern. »Sie hat ihn mit uns losgeschickt. Ich glaube, er hat den Auftrag, dafür zu sorgen, dass Joseph tut, was Nava von ihm erwartet.«
    Alicia griff durch die Gitterstäbe und rieb die schwarze Nase von Tinte. »Ich glaube, er hat es auch getan, um eine Zeitlang nicht in Navas Nähe zu sein. Heute früh schien er überhaupt nicht mit ihr einverstanden zu sein. Macht es ihm wirklich nichts aus, von ihr herumkommandiert zu werden?«
    »Sie kommen ganz gut miteinander zurecht. Zumindest tut er fast immer, was sie von ihm verlangt. Aber es sind verantwortungsvolle Aufgaben, zum Beispiel die Leitung des Wiederaufbaus. Außerdem hört sie manchmal auf ihn. Ich weiß nicht, ob sie jemals auf andere Leute hört. Aber ich habe zweimal mitgehört, wie sie sich gestritten haben, seit sie eingezogen sind.« Ich kraulte Tiger unter dem Bart. Sie hob den Kopf und zog die Oberlippe hoch. Ihre warmen braunen Augen strahlten Zufriedenheit aus.
    Alicia öffnete das Tor und trat in das Gehege. »Ich habe gehört, dass Nava eine Kriegsheldin war«, sagte sie mit misstrauischem Unterton.
    Ich folgte ihr ins Gehege und löste zwei Führungsleinen vom Zaun, während ich mich an Navas Geschichte erinnerte. Sie schien sie mir im Vertrauen erzählt zu haben, so dass ich Alicia nicht einweihen wollte, aber ich fragte mich, was Nava davon halten würde. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch Tom einer war. Wir könnten Paloma danach fragen.«
    Alicia sah mich stirnrunzelnd an. Sie hielt für einen Moment inne und warf ihr Haar über die Schulter zurück. »Kommt es dir nicht seltsam vor, dass die Menschen, die unsere Eltern getötet haben, in Artistos als Helden gelten?«
    »Wir müssen uns irgendwie mit ihnen arrangieren.« Ich beobachtete sie, aber sie sah mich nicht direkt an. Sie konzentrierte sich auf die zwei Stricke und zog sie durch die Finger, um sie zu entwirren. Ich dachte über ihre Frage nach. Für Alicia gab es kaum jemanden, dem sie vertrauen konnte. Also sollte ich nicht davon ausgehen, dass sie mir traute. »Sky ist deine Freundin.«
    Sie nickte. »Ich weiß. Es wäre mir nur lieber gewesen, wenn unsere Eltern gewonnen hätten.«
    Das Gleiche hatte ich auch einmal gedacht. Bevor Steven und Therese und Paloma und Gianna netter zu uns gewesen waren. Bevor mir irgendjemand in Artistos etwas bedeutet

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