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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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hatte. »Das Beste wäre, wenn der Krieg nie stattgefunden hätte. Wenn unser Volk nie hierhergekommen wäre, oder wenn sie und die anderen eine Möglichkeit des Zusammenlebens gefunden hätten.« Wenn alle, die wir liebten, noch am Leben wären.
    Sie blickte zum Zentrum der Lichtung, wo Kayleen und Paloma nebeneinander auf dem Ring der Baumstümpfe saßen und die Köpfe zusammengesteckt hatten. Paloma lachte über etwas, das Kayleen gesagt hatte.
    Alicia seufzte. »Kayleen hat Glück gehabt. Von uns allen sind sie und Liam die Einzigen, die von Erwachsenen geliebt werden.«
    »Das galt auch für Joseph und mich.« Ich wandte mich ab und vertrieb mit einem Blinzeln meine Tränen. Inzwischen konnte ich manchmal über sie sprechen, ohne dass es schmerzte, aber in bestimmten Momenten versetzte es mir wieder einen heftigen Stich. »Tom ist in Ordnung. Er scheint sich gut mit Joseph zu verstehen, und ich glaube, dass auch wir miteinander klarkommen. Anfangs wollte ich nicht mit Nava zusammenleben. Sie ist so grob und immer in Eile und so rechthaberisch. Sie redet nicht viel mit uns, außer wenn sie uns sagen will, was wir tun sollen. In unserer Nähe fühlt sie sich unwohl.« Ich stellte das Wasser ab. »Aber ich glaube, sie hasst uns nicht mehr. Ich vermute es, obwohl ich mir nicht sicher bin. Wirklich, für dich und Bryan war es am schlimmsten. Und ganz besonders für dich.«
    Dann ging mir ein neuer Gedanke durch den Kopf. Alicia war ein paarmal mit uns zusammen gewesen, als wir noch klein gewesen waren, aber ihre Mutter hatte sich nicht an den Kämpfen beteiligt. Chiaro hatte sich nicht um sie gekümmert, wenn sie sich um uns gekümmert hatte. »Erinnerst du dich überhaupt an deine richtigen Eltern?«
    Sie starrte Kayleen und Paloma an, dann ging ihr Blick an ihnen vorbei, als würde sie in die Vergangenheit sehen. »Von ihren Gesichtern habe ich kein Bild mehr.« Ihre Stimme war so leise, dass ich sie kaum verstand. Tiger stupste mich an, aber ich schob ihren Kopf weg, weil ich hören wollte, was Alicia sagte. »Ich erinnere mich nur, dass ich glücklich war. Meine Erinnerungen gaben mir Wärme und Sicherheit in den ersten paar Jahren, die ich bei der Sippe verbrachte. Es half mir, mich einigermaßen gut zu fühlen.«
    Ich leinte Tiger und eins der Packtiere an. »Wie fühlst du dich jetzt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es geht mir besser, seit ich nicht mehr bei Ruth, Bella und Michael bin. Ich habe nicht das Bedürfnis, sie jemals wiederzusehen.« Sie griff nach Tintes Geschirr und hakte die Leine ein. »Aber ich weiß nicht, was mit mir geschehen wird. Mit uns.«
    »Ich weiß es auch nicht«, sagte ich. »Komm, lass uns losgehen.« Jede von uns führte zwei Gebras nach draußen.
    Alicia schwieg, bis wir die Grasfläche erreicht hatten, wo wir die Gebras weiden ließen. Ihre Stimme klang jetzt kräftiger, als wäre sie in die Gegenwart und damit zu unseren aktuellen Problemen zurückgekehrt. »Vertraust du ihnen? Irgendeinem von ihnen?«
    Eigentlich nicht. Vielleicht Akashi, aber er musste trotz allem an seine Sippe denken. »Ich glaube, ich traue ihnen zu, dass sie tun, was sie für richtig halten. Also gebe ich mir Mühe, das zu verstehen, um Einfluss nehmen zu können.«
    Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Also tust du, was sie wollen, damit sie glauben, dass es richtig ist, dir zu helfen?«
    Ich wandte mich von ihr ab und beobachtete, wie Tiger mit ihren scharfen Zähnen ganze Grasbüschel abriss. »Ich glaube … ich glaube, wir tun sehr oft, was sie wollen. Aber sie haben nie von uns verlangt, dass wir am Netzwerk arbeiten. Joseph und Kayleen sind ganz allein darauf gekommen, wie es geht. Paloma und Therese haben sie nur zum Weitermachen ermutigt, nachdem sie gesehen haben, dass es funktioniert. Was sie wollen und was wir wollen, ist oft das Gleiche. In Artistos. Wir alle wollen überleben.«
    Sie nickte. »Bella und Michael haben mir ständig gesagt, was ich tun soll. Und ich habe es getan. Ich musste es tun. Aber jedes Mal, wenn ich ihnen entwischen konnte, bin ich gerannt oder geklettert oder habe Steine geworfen. Ich habe so oft wie möglich trainiert, um stark und schnell zu sein.« Sie warf mir einen verstohlenen Seitenblick zu, als wäre es sehr wichtig, was ich als Nächstes sagte.
    »Ich glaube … ich glaube, wir versuchen, sie nicht zu schockieren. Wenn wir in unserem eigenen Tempo laufen, tun wir es, wo sie uns nicht sehen, ein gutes Stück hinter der Mühle. Natürlich

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