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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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hochgezogener Augenbraue an, als ich meine Decken zusammenlegte und neben ihren stapelte. Ich wünschte ihr murmelnd einen guten Morgen und trat nach draußen. Dort streckte ich mich, atmete die kühle Luft ein und betrachtete blinzelnd die dünnen Wolken, die vom Sonnenaufgang rosa gefärbt waren. Der Morgen duftete nach See, Gebras und taufeuchtem Gras, ganz anders als in Artistos, wo es morgens nach gekochtem Essen, dem Schmierfett der Mühle und den Ausdünstungen der Schmelzhütte roch. Ich fühlte mich frei von den üblichen Zwängen und war stattdessen erfüllt von der Vorfreude aufs Abenteuer, nur leicht getrübt durch die Sorgen, die mich während der vergangenen Nacht beschäftigt hatten.
    Als ich wieder hineinging, sah ich, dass Tom den Kopf geneigt hatte. Offensichtlich sprach er über seinen Ohrempfänger. »Nava?«
    Nur Toms Anteil am Gespräch war hörbar. Alicia war in seiner Nähe stehen geblieben und schien genauso zu lauschen wie ich.
    »Ja, uns geht es gut.« Er runzelte die Stirn und schürzte die Lippen, als er Nava zuhörte.
    »Nein, noch nicht.« Pause. »Ich werde mich demnächst zurückmelden. Lass uns erst einmal die Knoten rund um den See abarbeiten.« Ich wusste nicht, was sie darauf erwiderte, aber Toms Stimme wurde lauter. »Vertrau mir einfach, ja? Gib mir etwas Zeit.« Dann ging er hinaus und schnitt uns auch von seinem Teil der Unterhaltung ab.
    Ein paar Minuten später kehrte er zurück. Seine Miene hatte sich verfinstert. Offensichtlich war er gar nicht zufrieden mit dem Verlauf des Gesprächs.
    Kayleen schob sich vorsichtig durch die Tür. Sie war außer Atem und hielt triumphierend eine Traube aus daumengroßen roten Pongabeeren in der rechten Hand. An den Armen hatte sie lange dünne Kratzer von den Ästen des Pongabeerenbaums, und ihre Haut war mit einem leichten Schweißfilm überzogen. »Guten Morgen! Ich war am See, und das Wasser war wie ein Spiegel, weil es keinen Wind gibt; die Sonne hat es rosa gefärbt. Ich habe einen sehr großen Vogel gesehen, den ich zwar noch nie gesehen habe, aber ich glaube, Liam hat einmal davon gesprochen. Er hat Fische gejagt.« Sie hielt kurz inne, um keuchend Luft zu schnappen. »Den Pongabeerenbaum habe ich auf dem Rückweg gefunden. Heute wird ein toller Tag!«
    Joseph erschien im Türrahmen zum hinteren Schlafzimmer, mit verschlafenen Augen und einem leichten Stirnrunzeln. »Du bist so schrecklich fröhlich.«
    Tom blickte sich im Raum um, wie einer der Hirtenhunde, die wir zur Bewachung der Ziegen einsetzten, und vergewisserte sich, dass wir vollzählig waren. Dann sprach er, abgehackt und unruhig: »Erstens, keine Alleingänge, Kayleen. Auch nicht bei Tageslicht oder innerhalb der Begrenzung. Alle bleiben ständig in Zweiergruppen zusammen, mindestens.«
    Kayleen nickte. Ihre Fröhlichkeit verflog, und ihre Wangen röteten sich verlegen.
    »Gegen Mittag sollten wir wieder unterwegs sein«, fuhr Tom fort. »Ich schlage vor, dass Kayleen und Paloma diesen Knoten reparieren, während Chelo und Alicia unsere Sachen zusammenpacken und die Gebras versorgen. Einverstanden?« Er griff sich die Ausrüstung und verstaute sie wieder in den Satteltaschen.
    Ich sah, dass Paloma nickte. »Einverstanden«, sagte ich.
    Joseph hatte sich an den Tisch gesetzt, und nun starrte er auf seine Hände. Er konzentrierte sich angestrengt auf seine Fingerknöchel, als würde er versuchen, den ganzen Raum und uns aus seiner Wahrnehmung auszuschließen.
    Tom räusperte sich, während er Joseph beobachtete, aber Joseph starrte weiter ins Leere. Tom wandte sich an ihn und hob die Stimme. »Und Joseph und ich werden auf die Jagd gehen.«
    Joseph hob den Blick, und auf seinem Gesicht breitete sich ein verwirrtes Lächeln aus. Nur Leute, die eine Betäubungswaffe trugen, durften jagen. Das hieß, wir auf gar keinen Fall.
    Paloma wirkte nicht im Geringsten überrascht. Sie musste sogar ein leichtes Grinsen unterdrücken. »Iss zuerst etwas.« Sie schob den Teller mit den Früchten zu Joseph hinüber.
    Ich nahm mir eine Pongabeere und musterte meinen kleinen Bruder durch die zusammengekniffenen Augenlider. »Seid vorsichtig. Ich habe gestern Nacht ein Rudel Dämonenhunde gehört.«
    Joseph beachtete den Teller gar nicht, sondern hatte den Blick auf Tom gerichtet. Er machte den Eindruck, als wollte er jeden Moment aufspringen und verschwinden.
    Tom lachte und nahm eine Tasse Tee an, die Paloma ihm reichte. Er trank im Stehen, obwohl genau vor ihm ein Stuhl stand. »Ein

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