Sternenzauber
unbedingt neueren Datums. Aber«, sie blickte herausfordernd auf, »in all meinen Zeugnissen steht, dass ich ehrlich, vertrauenswürdig und sehr umgänglich bin. Manche schreiben sogar, dass ich mir große Mühe gegeben habe. Und das stimmt auch. Es war nur so, dass die meisten Jobs einfach nicht ganz das Richtige für mich waren. Wenn mir die Arbeit Freude macht, bringe ich mich hundertprozentig ein.«
»Na, und mehr kann man ja wohl kaum verlangen. Clemmie, wenn wir dich einstellen, und wenn du bei uns arbeiten willst, werden wir uns sicher bald selbst ein Bild von dir machen, ohne lange nach Zeugnissen zu fragen. Wir sind ein recht aufgeschlossener Betrieb, wie du hoffentlich merken wirst.«
Clemmie strahlte. So weit, so gut. »Und was macht ihr genau?«
»Persönlich oder die Firma?«
»Nun, eigentlich die Firma.«
»Wir sind in der Unterhaltungsbranche, so eine Art Partyveranstalter. Freizeit, Vergnügen und so, aber absolut nichts Anrüchiges, das kann ich dir versichern. Meine Rolle dabei ist …«, sie lächelte süß und verstaute ihr Raucherzubehör wieder in der Handtasche, »hauptsächlich die einer persönlichen
Assistentin, wie man so sagt. Aber ich bin nebenbei auch noch selbstständig tätig, und darum brauchen wir noch eine Kraft im Büro, die für mich einspringt, wenn ich auswärts zu tun habe, und mich unterstützt, wenn ich vor Ort bin. Klingt das so, als könnte es dich interessieren?«
Partyveranstalter? War das nicht ungefähr das Gleiche, was Amber in Mitzi Blessings Hubble Bubble machte? Amber liebte diese Arbeit und sagte, es sei der beste Job, den sie je hatte. Clemmie würde wohl nicht gerade bewusstseinsverändernde Kräuterrezepte für Rentnerpartys aus dem Hut zaubern müssen oder so, aber ein Job in der Freizeitunterhaltungsbranche wäre nach der Dovecote -Praxis bestimmt eine erfrischende Abwechslung. Die Blonde wirkte recht umgänglich und mit ihr zu arbeiten wäre bestimmt sehr viel angenehmer als mit der biestigen Bunty. Außerdem wäre es eine passende Überbrückung, bis sie wegen der Lehrersache zu einer Entscheidung gekommen wäre.
Clemmie holte tief Luft. »Eigentlich klingt es sehr interessant. Mir ist zwar noch nicht ganz klar, was ihr eigentlich macht, aber nach Eintönigkeit und Routine klingt es eindeutig nicht.«
»Davon kann keine Rede sein!« Die Frau lachte kehlig. »Nun, Clemmie, ich gebe immer viel auf den ersten Eindruck, und ich mag dich und glaube, wir könnten gut zusammenarbeiten. Komm doch mit zu unserem Hauptgebäude und sieh dich um, dann kannst du dir das Ganze besser vorstellen. Wir plaudern weiter und machen das Frage-und-Antwort-Spiel vor Ort, dann kannst du eine Entscheidung treffen.«
Warum nicht?, dachte Clemmie. Nun, natürlich sprächen jede Menge Gründe dagegen. In Gedanken hörte sie Phoebe eine ganze Liste aufsagen.
»Gern, danke.«
»Es ist gar nicht weit. Willst du deinen Wagen hier stehen lassen und bei mir mitfahren?«
Blitzartig wurde ein Reflex ausgelöst. Noch hatte sie einen gewissen Selbsterhaltungstrieb und einige nagende Zweifel. Clemmie schüttelte den Kopf. »Vielleicht fahre ich einfach hinterher, okay?«
»Ist mir recht. Dann wollen wir mal.«
So folgte Clemmie fünf Minuten später dem Geländewagen vom Gewerbegebiet aus über die verkehrsreiche Hauptstraße durch Winterbrook. Sie umschifften die Baustellen, mehrere Ampeln und das übliche Chaos im neuen Einbahnstraßensystem der betriebsamen Marktstadt. Dabei hatte Clemmie genügend Zeit um zu bemerken, dass bei diesem reichlich merkwürdigen Vorstellungsgespräch mehrere entscheidende Punkte nicht zur Sprache gekommen waren.
Sie kannte weder den Namen der Firma, noch den Namen der blonden Frau, sie wusste nicht, wo das Hauptgebäude lag, wie viele Mitarbeiter es gab und wie das Gehalt ausfiel …
Clemmie runzelte die Stirn, als der Geländewagen am nächsten Kreisverkehr links blinkte. Sie tat es der blonden Frau nach, ließ mit ihr das Geschäfts- und Bürozentrum von Winterbrook hinter sich und fuhr am Stadtpark entlang stadtauswärts auf die Neubausiedlungen und den Fluss zu. Die Bäume im Park in leuchtenden Herbstfarben standen in klamme Nebelwolken gehüllt. Durch die Nähe des Flusses war es in diesem Teil Winterbrooks im Winter feuchtkalt und im Sommer geradezu tropisch. Clemmie lächelte vor sich hin. Wie schön wäre es, wenn sie von ihrem neuen Arbeitsplatz aus – immer vorausgesetzt, es würde ihr neuer Arbeitsplatz werden – einen Blick auf den
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