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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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atmen.«
    Es stimmte. Das weiße Licht des Doppelgestirns fiel in breiten Strahlen auf das Pïaï-Gebirge, und es war ein paar Grad wärmer geworden.
    Whu nahm seine Maske ab. Ein warmer Wind trocknete den Schweiß auf seinem Gesicht.
    »Schon länger als zwanzig Jahre hängst du jetzt auf dem Sechsten herum, und man könnte meinen, dass du dich noch immer nicht daran gewöhnt hast …«, sagte Bauch-Aufschlitzer hämisch, mit einem bösen Funkeln in seinen schwarzen Augen.
    »An wahrer Schönheit kann man sich nie sattsehen«, unterbrach Whu ihn.
    »Schönheit?«, sagte der Sbaräer und lachte schallend. »Diese dämlichen Kieselsteine und dieses beschissene Gas? Dein Herkunftsplanet muss die reinste Müllhalde sein, wenn du …«
    Ein Blick, der hätte töten können, brachte den jungen Mann sofort zum Verstummen.
    Vielleicht sieht Todes-Schrei dort Schönheit, wo ich nur Schwefel und Dürre sehe. Aber er gehört zu den unberechenbarsten Kämpfern und zu den gefährlichsten in Jankl
Nanuphas Netzwerk. Wenn mir also mein Leben lieb ist, sollte ich ihn respektieren, überlegte der Sbaräer.
    »Sei mir nicht böse, Todes-Schrei«, sagte er deshalb schnell und breitete entschuldigend die Hände aus. Durch die Geste fiel seine Weste auseinander und enthüllte seinen braunen muskulösen Brustkorb und den Griff seines im Gürtel steckenden Dolchs. »Schließlich kannst du schön finden, was dir gefällt …«
    Whu wusste, dass dem jungen Mann eine Frage auf den Lippen brannte, dieselbe Frage, die die Mitglieder des Netzwerks ihm seit zwanzig Jahren stellten. Nur weil Bauch-Aufschlitzer erst seit drei Monaten dazugehörte, machte er keine Ausnahme.
    »Von welchem Planeten kommst du?«
    »Von irgendwoher da oben«, antwortete Whu und deutete zum Himmel.
    »Du siehst wie ein Mensch aus den östlichen Welten aus.«
    »Hast du schon mal jemanden von dort kennengelernt?«
    »Nicht richtig. Nur in einer Holovisionsendung gesehen. Warum machst du ein solches Geheimnis um deine Herkunft?«
    »Würde ich es dir enthüllen, wäre es kein Geheimnis mehr.«
    Whu selbst wusste nicht genau, warum er sich mit diesem Geheimnis umgab. Vielleicht hegte er insgeheim den Wunsch, seine Jugend zu vergessen, sich im Nichts wie seine einstigen Gefährten aufzulösen. Vielleicht war es auch eine Methode, sich gegen alle Neugierigen und Neider zu schützen, sonst hätten ihn diese Leute wegen seiner Vergangenheit als einer der Ritter der Absolution denunzieren können. Doch als ein führender Mitarbeiter eines
der bedeutendsten Menschenhändler des Imperiums, Jankl Nanupha, genoss er gegenüber den Repräsentanten der heiligen Inquisition eine gewisse Immunität. Die Inquisitoren ließen ihn in Ruhe, aber er hatte alles andere als ein ruhiges Gewissen. Sein Leben widerte ihn immer mehr an, er ekelte sich derart vor sich selbst, dass er manchmal mit dem Gedanken an Selbstmord spielte.
    Die beiden Männer durchschritten das Tor in der hohen, den Hof umgebenden Mauer. Dort herrschte fieberhaftes Treiben, weil aus Syracusa eine große Bestellung eingegangen war. Um seine Kunden – Kardinäle und Höflinge – zufriedenzustellen, hatte Jankl Nanupha eine neue Razzia befohlen, obwohl die letzte erst vor Kurzem stattgefunden hatte.
    Die Automechaniker hatten noch nicht einmal Zeit gehabt, die mit Atomkraft betriebenen Batterien der veralteten Lastwagen aufzuladen. Jetzt reparierten sie die Drahtgitter der Käfige auf den Ladeflächen.
    Whu Phan-Li warf einen Blick in die Runde. Auf der Befestigungsmauer standen bewaffnete Wachen. Die Interlisten hatten Jankl Nanupha diese ehemalige Rebellenbastion überlassen. Böse Zungen behaupteten, der Gründer des Netzwerks habe mit den imperialen Streitkräften ein Geheimabkommen getroffen, und die bösen Zungen hatten wahrscheinlich Recht. Aber weil die im Dienst Jankl Nanuphas stehenden Sbaräer diejenigen Leute, die ihre Stimmen erhoben, unerbittlich verfolgten und ihnen meist die Köpfe abschlugen, waren sie bald verstummt. Auch wurde der Gebrauch privater Deremats – sonst mit hohen Strafen belegt –, wenn sich das Netzwerk ihrer bediente, nie bestraft – getreu dem alten Wahlspruch: »Verachtet sei, wer Böses dabei denkt.«

    Bauch-Aufschlitzer deutete auf die Lastwagen. »Der Capo will uns in den Tod schicken«, schimpfte er. »Erst vor zwei Tagen sind wir aus dem Pïaï-Gebirge zurückgekehrt, und ich hatte nicht mal Zeit, ein paar dieser Sklaven auszuprobieren …«
    Während sie nebeneinander

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