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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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hätte kosten können. Jankl Nanupha hasste es, wenn ihm öffentlich widersprochen wurde. Gespanntes Schweigen herrschte im Raum, während er Augen-Stecher
böse anstarrte und schließlich seine Zigarette anzündete. Blauer, süßlich riechender Rauch breitete sich aus.
    »Hat noch jemand etwas zu sagen?«, fragte der Capo und ließ den Blick über seine Männer schweifen. Niemand außer Whu Phan-Li wagte es, ihm in die Augen zu sehen.
    »Ihr könnt jetzt gehen. Du bleibst noch, Todes-Schrei. Ich muss mit dir reden.«
    Nachdem die Kams das Büro verlassen hatten, lud der Capo Whu ein, in einem der Luft-Sessel vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Er zündete seine erloschene Zigarette wieder an.
    »Diese blöden Endorphine«, klagte er. »Deswegen brennt der Tabak nicht richtig. Aber sonst käme ich auch nicht in den Genuss ihrer wohltuenden Wirkung. Jede Sache hat eben zwei Seiten, nicht wahr?«
    Whu nickte.
    »Seit einiger Zeit kommst du mir vor wie eine verlorene Seele, Todes-Schrei. Bist du nicht glücklich? Fehlt dir etwas bei uns?«
    »Wer ist in unseren Welten schon glücklich?«, entgegnete Whu.
    »Erspare mir deine rätselhaften philosophischen Betrachtungen! Bei diesen brutalen Kerlen tragen sie dir vielleicht Respekt ein, aber ich weiß, dass sie nur ein Ausdruck deines Unbehagens sind. Ich rede nicht über das absolute, aber nie erreichbare Glück, wie es die Mystiker und andere Lügner beschreiben, sondern über die einfachen Freuden des Lebens, die Liebe, die Freundschaft, die Arbeit, das Vermögen …«
    »Hätte ich jemals derartige Bedürfnisse zu befriedigen getrachtet, hätte ich bereits gegen Sie intrigiert, Jankl.«
    »Diese Selbstlosigkeit habe ich immer besonders an dir
geschätzt. Daher auch deine Loyalität und deine Kaltblütigkeit. Das sind zwei unerlässliche Charaktereigenschaften für eine Spitzenposition in einem Netzwerk. Aber du bist nicht mehr selbstlos, sondern gleichgültig geworden, und eine derartige Einstellung kann ich bei dem zukünftigen Capo nicht dulden.«
    Whu fühlte sich nicht wohl. Trotz der Klimatisierungs-kugeln schwitzte er, die Kleidung klebte an seinem Körper, und er rutschte in seinem Sessel unruhig hin und her.
    »Ich kann den Mann, zu dem ich geworden bin, nicht mehr respektieren«, sagte er betrübt.
    »Menschenhandel ist in der Tat vom ritterlichen Ideal weit entfernt«, entgegnete Jankl und blies den inhalierten Rauch durch seine Nasenlöcher aus.
    Die Worte des Capos bohrten sich wie ein Eispickel in Whus Brust. Wie erstarrt saß er nun in seinem Sessel, unfähig, seine Gedanken zu ordnen.
    »Wenigstens kann ich mich einmal rühmen, dich sprachlos gemacht zu haben, Todes-Schrei! Dein Name ist ein Hinweis auf deine Vergangenheit. Nur die Ritter der Absolution beherrschen die Kunst des Xuis, auch Schrei des Todes genannt. Und auch wenn du dir alle drei Tage den Schädel rasierst, kannst du doch deine ewige Tonsur nicht verbergen.«
    »Seit wann …«, fing Whu an.
    »Ich es weiß?«, unterbrach Jankl in. »Von Anfang an. Ich habe noch nie darüber gesprochen, aber ich habe dir das Leben gerettet, Todes-Schrei. Die Inquisitor-Scaythen hatten dich sofort nach deiner Ankunft auf dem Sechsten Ring aufgespürt. Sie wollten dich festnehmen, aber weil ich mit dem neuen Kardinal-Gouverneur eine … sagen wir, geschäftliche Vereinbarung getroffen hatte, bat ich sie, dich
zu verschonen und mir zu erlauben, dich in mein Team zu integrieren. Ich kenne nicht nur deinen richtigen Namen, mein lieber Whu Phan-Li, ich weiß ebenfalls, von welchem Planeten du stammst. Darüber hinaus bin ich über alle Aufträge, die du im Namen des Ordens ausgeführt hast, informiert. In der Geheimakte, die mir der Kardinal-Gouverneur freundlicherweise – gegen zwei kleine Mädchen, Zwillinge vom Dritten Ring – überlassen hat, wird eine gewisse Alenn Braal erwähnt, eine Bradebenterin, in deren Herzen eine Stichwaffe, die dir gehörte, steckte …«
    »Warum haben Sie mir das nicht früher gesagt?«, fragte Whu, der langsam wieder klar denken konnte.
    Ein ironisches Lächeln umspielte die braunen rissigen Lippen des Capos. Asche fiel von seiner Zigarette auf sein Jackett und seine Hose. Er kümmerte sich nicht darum.
    »Nicht nur du hast ein Recht auf Geheimnisse, Todes-Schrei! Ich habe immer gehofft, dass du eines Tages deine Vergangenheit vergessen würdest, aber du kannst dir nicht verzeihen, bei der Schlacht von Houhatte gefehlt zu haben. Doch das war Schicksal, und du musst

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