Sternhagelverliebt
getragen habe) passen perfekt, und das macht mir beinahe Angst.
»Reine Übungssache.«
Ich ziehe die Kleidung an und öffne die Tür. »Von wie vielen Mädchen sprechen wir hier genau?«
»Das willst du nicht wissen.«
»Da hast du wahrscheinlich recht. Also, wie sieht der Plan aus?«
»Ich kenne ein paar Orte, an denen sie sich vielleicht aufhalten könnte.«
»Keine guten Adressen nehme ich an?«
»Jepp.«
»Dann mal los.«
Wir gehen nach unten, winken ein Taxi heran und Henry gibt dem Fahrer die Anweisung, uns in eine Gegend der Stadt zu bringen, in der ich noch nie war, von der ich allerdings schon oft in den Nachrichten gehört habe. Der Taxifahrer, der aus dem Mittleren Osten stammt, wirft uns einen Blick zu, der sagt: »Warum zum Teufel wollt ihr ausgerechnet da hin?« Doch Henry wiederholt seine Anweisungen mit Nachdruck. Schließlich zuckt der Mann die Schultern und fährt los.
Unterwegs lässt Henry sein Handy nicht aus den Augen. Er wartet darauf, dass es klingelt. Währenddessen starre ich in den grauen Himmel und frage mich, ob Henry mir jemals vergeben wird, dass ich noch ein Mensch in seinem Leben bin, um den er sich kümmern muss.
Das Taxi hält vor einem heruntergekommenen Gebäude aus rotem Backstein. Henry bittet den Fahrer, kurz zu warten, reicht ihm einige Geldscheine und sagt mir, ich solle im Wagen bleiben. Auf dem Bürgersteig zieht er die Schultern hoch und stülpt die Kapuze seines Sweatshirts über den Kopf. Er geht zu der schweren Holztür, klopft, sagt etwas und wird hineingelassen.
Aufgeregt warte ich darauf, dass er wieder herauskommt. Während ich die Tür im Auge behalte, taucht ein Mann in schmutzigen Klamotten auf und wirft einen nervösen Blick über die Schulter auf die Straße, ehe er klopft. Wie Henry sagt er etwas und wird dann hineingelassen. Nachdem er reingegangen ist, steckt ein sehr großer Mann mit einem tätowierten Gesicht seinen Kopf heraus und sieht lange und intensiv zu unserem Taxi herüber. Als er die Tür wieder schließt, erhasche ich einen Blick auf etwas Schwarzes, Metallisches, das an seiner Hüfte befestigt ist.
Meine Güte. Wie zum Teufel konnte ich in
Gangsta’s Paradise
geraten?
Der Taxifahrer dreht sich zu mir um. Er sieht ängstlich aus. »Wenn Ihr Freund in fünf Minuten nicht wieder da ist, Lady, fahre ich weg.«
»Nein, Sie können ihn nicht einfach hier zurücklassen.«
»Das werden Sie schon sehen.«
»Wir kaufen keine Drogen, hören Sie? Wir sind nur auf der Suche nach einer Freundin, die in Schwierigkeiten steckt.«
»Lady, es ist mir egal, was Sie tun. Er hat fünf Minuten.«
Ich starre wieder aus dem Fenster. Beeil dich, Henry. Warum habe ich mir seine Handynummer nicht notiert, bevor er aus dem Taxi gestiegen ist? Dumm, dumm, dumm.
Als nur noch eine Minute übrig ist, geht die Eingangstür auf, und Henry kommt heraus. Ich rutsche rüber, damit er sich neben mich setzen kann.
»War sie dort?«
»Nein.«
»Hat irgendjemand sie gesehen?«
»Nein.« Henry beugt sich vor. »Biegen Sie da vorn links ab.«
Der Fahrer schüttelt den Kopf.
»Er will uns in dieser Gegend nirgends mehr hinbringen.«
»Warum nicht?«
Ich senke die Stimme. »Ich glaube, er hat Angst.«
Wie ich. Ich habe Angst.
Henry verzieht das Gesicht. »Es ist helllichter Tag.«
»Der tätowierte Kerl trug eine Waffe.«
»An solchen Orten gibt es immer einen Kerl mit einer Waffe.« Er zieht sein Portemonnaie aus der Tasche. »Hören Sie, Kumpel, wir suchen nach einer Freundin, einer berühmten Freundin, die in Schwierigkeiten steckt. Sie müssen uns zu ein paar anderen Adressen bringen. Ich sorge dafür, dass es sich für Sie lohnt.« Er schmeißt ein paar Hundertdollarscheine auf den Beifahrersitz.
Der Fahrer sieht die Scheine und gerät ins Wanken. »Wer ist sie?«
»Amber Sheppard.«
Seine Augen werden groß. »Das Mädchen von nebenan?«
»Ja.«
»Das Mädchen ist arm dran.«
»Werden Sie uns helfen?«
»Ja, gut.«
»Danke. Biegen Sie da vorn bitte links ab.«
Henry lehnt sich zurück. Er drückt ein paar Tasten auf dem Handy und hält es sich ans Ohr. »Hey, ich bin’s. Nein, sie war nicht da. Ich versuche es als Nächstes in der Parker. Nein, ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. Kannst du ihn anrufen? Ich schicke dir seine Nummer. Ja. Gut. Ich rufe später zurück.«
Er beendet das Telefonat, schreibt eine kurze Nachricht und starrt dann wieder aus dem Fenster.
»An wie vielen Adressen werden wir es noch versuchen?«, frage
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