Sternhagelverliebt
mich
nicht
irre?
Was zur Hölle macht er überhaupt da drin? Trocknet er sich ab? Zieht er sich an? Trägt er Selbstbräuner auf?
Der Türknauf wird gedreht, und in meiner Panik schließe ich die Augen. Ich atme gleichmäßig ein und aus und tue so, als würde ich schlafen. Ich kann das leise Tapsen der Füße auf dem Teppich hören und warte auf das Gefühl, das ich bekomme, wenn jemand über mich gebeugt vor mir steht und mich beobachtet, doch es bleibt aus.
Vielleicht sollte ich die Augen aufmachen? Vielleicht sollte ich etwas sagen? Aber was?
Wieder Schritte auf dem Teppich, diesmal hören sie sich allerdings schwerer an. Er hat sich Schuhe angezogen. Das Geräusch wird leiser. Ein Türknauf wird gedreht. Scheiße. Nicht.
»Warte …«
Zu spät. Meine Stimme ist kaum hörbar, und als ich mich endlich aufgerichtet habe und meine Augen sich auf die Tür eingestellt haben, ist sie bereits leise ins Schloss gezogen worden, und ich bin allein.
Ich setze mich auf. O Mann. Vielleicht war das keine so gute Idee. Der Raum neigt sich und dreht sich und macht einen Looping. Ich hoffe, dass meine Beine mir nicht den Dienst versagen, denn ich muss ins Bad – und zwar schnell.
Ich schlage die Decke zurück und renne ins Badezimmer. In der typischen Position über der Kloschlüssel verharre ich und warte auf das Unvermeidliche. Kurz darauf tritt es ein, und danach fühle ich mich ein bisschen besser, obwohl mir noch immer fürchterlich schwindelig ist. Ich setze mich auf den kühlen Fliesenfußboden und frage mich, wie sich der Kreis so schnell wieder schließen konnte.
Ich bin mir nicht sicher, wie lange es dauert, bis das Gefühl nachlässt, dass ich mich vielleicht noch mal übergeben muss. Doch endlich geht es vorbei. Unsicher rappele ich mich auf. Ich ziehe meine Klamotten aus, klettere in die riesige gekachelte Dusche und schließe die schwere Glastür hinter mir. Dann stelle ich das kalte Wasser an und lasse es auf mich herunterregnen. Eigentlich will ich fliehen, aber ich zwinge mich, stehen zu bleiben und es auszuhalten. Ich bin mir nicht sicher, was der Grund ist, doch ich habe das Gefühl, als müsse ich bestraft werden – und eine eisige Dusche ist das, was ich gerade zur Hand habe.
Als ich eine Gänsehaut habe und unkontrolliert zittere, stelle ich das Wasser so heiß ein, wie ich es aushalten kann. Meine Schultern werden rot, und die Glastür ist beschlagen. Ich öffne das teure Shampoo in der kleine Flasche, die für zwei Anwendungen reicht, und schmiere es mir ins Haar. Es riecht nach Eukalyptus, und mein Haar ist anschließend blitzsauber. Ich spüle es aus, stelle das Wasser ab und hülle mich in einen großen weißen Bademantel, der an der Tür hängt.
Gott, ich könnte eine
Aspirin
und eine Zahnbürste gebrauchen. Auf der Fläche neben dem Waschbecken steht eine Zahnbürste. Sie sieht noch neu aus, als wäre sie nur ein paarmal benutzt worden, vielleicht erst heute Morgen. Was soll’s? Immerhin habe ich mit ihrem Besitzer in einem Bett geschlafen, oder?
Nachdem ich mir die Zähne geputzt habe, durchwühle ich meine Handtasche, bis ich gefunden habe, auf was ich gehofft habe: eine kleine Packung mit zwei extrastarken
Tylenol.
Ich drehe den Wasserhahn auf, bis das Wasser kalt ist, und schlucke die Pillen mit zwei Gläsern sehr kaltem Wasser. Da ich die Klamotten, in denen ich geschlafen habe, nicht wieder anziehen möchte, durchsuche ich die Schubladen, bis ich ein frisches T-Shirt und weiße Boxershorts finde. Sie duften nach Henry – zumindest hoffe ich das.
Endlich fühle ich mich wieder wie ein Mensch, krieche zurück ins Bett und schalte den Fernseher ein. Wie gewöhnlich zappe ich mich langsam durch die Kanäle, bis ich auf eine Wiederholung von
Men in Trees
stoße. Sehr gut. Ich kuschele mich ins Bett, um mir Jacks Flirt mit Marin im Fischerpullover anzusehen.
Das ist wirklich das gemütlichste Bett, in dem ich je gelegen habe. Ich frage mich, ob sein Mieter bald zurückkommt. Oder ob er überhaupt zurückkommt. Was passiert, wenn er es nicht ist? Was passiert, wenn er es ist? O Mann. Von diesen Fragen wird mir wieder schwindelig. Vielleicht sollte ich meine Augen schließen. Ja, das ist besser. Viel besser. Kein Grund, sich zu stressen. Ich werde es noch früh genug herausfinden. Es kommt, wie es kommt.
Es kommt, wie es kommt.
»Kate«, sagt Henry ernst und legt die Hand auf meine Schulter. »Wach auf.«
Ich öffne die Augen. Henry steht über mich gebeugt neben dem Bett.
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