Sternhagelverliebt
Grunde genommen nur sagen wollte, dass es mir leidtut. Das würde ich dir liebend gern auch persönlich sagen, wenn du willst. Du hast ja meine Nummer. Ruf mich an. Oder wir sehen uns im Park …« Die Verbindung ist unterbrochen.
Verdammt! Ich habe zu lange geredet. Vielleicht sollte ich noch mal anrufen? Nein, das wäre wirklich albern. Und verzweifelt. Ganz zu schweigen von jämmerlich. Er hat meine Nummer. Wenn er mit mir reden will, wird er anrufen. Und wenn er es nicht tut, dann bin ich nicht sonderlich überrascht. Ich werde es überleben. Möglicherweise bin ich eine Zeitlang ein heulendes Häufchen Elend, aber irgendwann werde ich mich wieder fangen.
Wie ich mich kenne, ist das eher früher als später der Fall.
Ich gehe wieder hinein. Joanne steht in der Küche und macht Frühstück für Amber – Eier und Würstchen. Es duftet großartig, doch genau genommen ist es überflüssig, denn Amber wird sowieso nur ein paar Bissen essen. Als ich Joanne darauf hinweisen will, sehe ich ihr glückliches, entschlossenes Gesicht und habe nicht mehr den Mut, ihr die Illusion zu rauben.
Nach dem Frühstück (Amber isst drei winzige Bissen und bringt den Rest der Mahlzeit damit zu, das Essen auf ihrem Teller hin- und herzuschieben, während Joanne sie beklommen fragt, ob es ihr schmecke), verbringen wir ein paar Stunden damit, den Artikel zu überarbeiten. Gegen Mittag ist er endlich fertig, und es bleiben noch fünf Stunden bis zur Abgabe.
Während Amber sich auf meinem Bett ausstreckt, drucke ich die endgültige Fassung aus.
»Ich kann nicht glauben, dass du noch immer wach bist«, sage ich.
»Achtzehnstundentage sind am Set relativ normal.« Sie gähnt. »Also, wie geht es weiter?«
»Ich dusche und überreiche den Artikel dann dem überaus charmanten Bob. Was ist mit dir?«
»Dito, was die Dusche betrifft, und danach ein Nickerchen. Anschließend gehe ich zu einem Treffen.«
»Zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker?«
»Natürlich. ›Dreißig Treffen in dreißig Tagen‹.«
Das hat Saundra während der Gruppensitzungen gebetsmühlenartig wiederholt. 30 Treffen in 30 Tagen, um die Lektionen zu festigen, die man während der Entziehungskur gelernt hat, und um einen Rückfall zu verhindern. 30 in 30 . Das hat einen netten, sloganmäßigen Klang.
Ich war selbstverständlich noch bei keinem einzigen Treffen, seit ich die Entzugsklinik verlassen habe. Stattdessen ging es bei mir innerhalb der ersten Woche zu Hause gleich von null auf Blackout. Daraus sollte ich etwas lernen, oder?
»Ja, das sagen sie«, erwidere ich.
»Willst du mitkommen? Nach alldem, was Henry mir erzählt hat, könntest du ein Treffen brauchen.«
Was ich wirklich brauchen könnte, wären ein paar Tage, an denen ich nicht an Henry denken muss.
»Vielleicht. Wo findet es statt?«
»Im
Y
in der Pearson.«
»Schick.«
»Es geht nicht darum, wo du bist …«
»… sondern mit wem du zusammen bist«, vollende ich ihren Satz. »Wann fängt das Treffen an?«
»Um drei.«
»Gut, ich werde versuchen, da zu sein.«
»Du solltest wirklich kommen, Katie.«
Ich werfe ihr einen verwunderten Blick zu. »Warum bist du so nett zu mir?«
»Weil der Feind von meinem Feind mein Freund ist, Dummerchen.«
»Hast du das aus einem Film?«
»Aus einer Folge von
Roseanne.
«
Ich muss lachen, und es fühlt sich so gut an, dass ich mich einfach hineinfallen lasse. Amber lacht mit, und wir lachen und lachen, bis uns Tränen über die Wangen laufen.
Joanne steckt den Kopf durch die Tür. »Was ist so lustig? Kommt schon, Leute. Erzählt mir den Witz. Leute …«
[home]
26. Kapitel
Entschuldigungen
I ch sitze in Bobs Büro und beobachte, wie er mit einem Rotstift in der Hand meinen Artikel liest. Währenddessen macht er kleine Häkchen und streicht ab und an ein paar Wörter durch. Meistens tippt er mit dem Stift gegen die Kante seines Schreibtisches und murmelt dabei irgendetwas vor sich hin.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hat er das Ende erreicht und wirft mir ein Lächeln zu, in dem der für ihn so typische Hauch Boshaftigkeit mitschwingt.
»Gut gemacht, Kate.«
»Du klingst überrascht.«
»Das bin ich auch ein bisschen – wenn ich an unsere letzte Unterhaltung denke.«
»Wir hatten einen Deal.«
Er legt seine gefalteten Hände auf den Artikel. »Ja, den hatten wir. Willkommen im Team.«
Mein Herz beginnt zu rasen. »Ich habe den Job?«
»Ja,
The Line
kann sich glücklich schätzen, dich zu haben. Und du bist dir sicher, dass du
Weitere Kostenlose Bücher