Sternhagelverliebt
nicht doch lieber bei
Gossip Central
arbeiten willst? Du scheinst ein Naturtalent zu sein.«
Ganz ruhig, Katie. Wenn du ihm jetzt an die Gurgel gehst, zerstört das alles, wofür du gearbeitet hast.
»Nein danke.«
Er grinst. »Ich höre aus deinem Tonfall doch wohl kein ›Ich bin zu gut, um hier zu arbeiten‹ heraus, oder?«
Ich tue mein Bestes, um den Ausdruck zu imitieren, den ich immer auf Ambers Gesicht sehe, wenn sie versucht, charmant zu sein. »Natürlich nicht, Bob.« Unsere Blicke treffen sich. Ich konzentriere mich auf all das, was ich durchgemacht habe, um an diesen Punkt zu kommen.
»Also gut«, sagt er bedächtig. »Melde dich am Montag bei Elizabeth.«
Schnell stehe ich auf, um zu gehen, ehe er es sich noch mal anders überlegt. »Danke. Das werdet ihr nicht bereuen.«
Ich warte, bis ich das Gebäude verlassen habe, bevor ich meiner Freude freien Lauf lasse. Umgeben von Fremden auf einem überfüllten Bürgersteig stoße ich einen Freudenschrei aus und recke die Faust in die Höhe.
Es ist wahr, es ist wirklich wahr.
Also, warum fühlt es sich nicht noch viel toller an?
Eigentlich soll ich jeden, den ich kenne, anrufen und glücklicher sein, als ich es jemals war. Aber stattdessen habe ich das Gefühl, dass es noch etwas gibt, das ich tun sollte, dass es einen Ort gibt, an dem ich jetzt sein sollte.
30 in 30 . Kann das tatsächlich die Antwort sein?
Es wird mich nicht umbringen, das herauszufinden.
Gerade noch rechtzeitig komme ich im
Y
an und folge den Hinweisschildern und dem Geruch billigen Kaffees in einen Versammlungsraum im Keller. Hinter einer Tür mit einem Papierschild, auf dem
Treffen der Anonymen Alkoholiker
steht, sehe ich 20 Männer und Frauen aller Altersgruppen auf Klappstühlen sitzen, die auf ein Rednerpult ausgerichtet sind. Ein Mann Mitte 40 leitet das Treffen. Er wirkt leicht zerzaust, wie ein zerstreuter Professor – der zottelige Bart und das Cordjackett mit den Lederflicken auf den Ellbogen verstärken diesen Eindruck zusätzlich.
Auf der Suche nach Amber sehe ich mich im Raum um. Sie trägt eine Jeans und ein schwarzes Sweatshirt, dessen Kapuze sie sich über den Kopf gezogen hat. Ich setze mich neben sie.
»Wie ist es gelaufen?«, flüstert sie.
»Der Artikel kommt Montag raus«, erwidere ich genauso leise.
Ein junges Mädchen, noch keine 20, dreht sich um und starrt über die Schulter hinweg Amber an. Offensichtlich versucht sie, sie einzuordnen. Sie hat pechschwarzes Haar, und drei Ringe zieren ihre linke Augenbraue.
Amber spielt am Rand ihrer Kaffeetasse herum. »Oh, gut.«
»Hast du Bedenken?«
»Das ändert sich minütlich … Doch das liegt ja jetzt nicht mehr in meiner Hand.«
Der Professor beendet seine Einleitung und ruft den ersten Sprecher auf. Eine wunderschöne Frau in einem maßgeschneiderten Businesskostüm kommt ans Rednerpult und stellt sich vor. Ich bin überrascht, als ich Amy erkenne. Sie sieht gesund und aufgeregt aus.
Sie hustet nervös. »Hi, zusammen! Mein Name ist Amy, und ich bin Alkoholikerin und kokainsüchtig.«
»Hi, Amy!«
Ich winke ihr kurz zu. Mit einem Lächeln winkt sie zurück. Dann fällt ihr Blick auf Amber, und ihr Lächeln erstarrt.
Amy hebt die Hand. Eine kleine runde Scheibe an einer Kette baumelt an ihrem Finger. »Äh … Ich bin hier, weil ich heute seit sechzig Tagen nüchtern bin.«
Einige der Anwesenden klatschen begeistert.
»Danke, aber solange ich es nicht neunzig Tage durchgehalten habe, zähle ich wie jeder von euch nur die Tage. Vor dem Treffen habe ich mit Jim gesprochen … Jim, ich hoffe, es macht dir nichts aus …« Sie nickt einem älteren Herrn zu, der aussieht, als würde er auf der Straße leben. Aufmunternd neigt er seinen kahlen Kopf. »Danke, Jim. Wie auch immer … Er hat nicht viel, eigentlich viel weniger als die meisten von uns, doch er hat den Mut gefunden, heute hier zu erscheinen, statt sich einen Drink zu genehmigen. Und wenn er das kann, dann kann ich das auch – und ihr ebenso. Das ist alles, was ich sagen wollte.«
Sie tritt vom Rednerpult zurück, und alle klatschen. Amy wird vor Freude rot, als sie sich auf ihren Stuhl in der ersten Reihe setzt.
Der Professor bedankt sich bei ihr und ruft den nächsten Redner auf. Es ist ein gutaussehender Mann Mitte 30 , der gerade einen Rückfall hatte und erst seit fünf Stunden nüchtern ist. Die Frau, die danach an das Rednerpult tritt, begeht ihren fünften Jahrestag. Sie hält die Fünf-Jahres-Plakette fest in ihrer
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