Sternhagelverliebt
meint, auch wenn die Worte klingen, als stammten sie aus einem Drehbuch.
Aber allmählich habe ich genug von Leuten, die mir drohen.
»Dann zieh ne Nummer«, entgegne ich.
»Wie bitte?«
»Pass auf, es tut mir leid, dass ich mich darauf eingelassen habe, in die Entzugsklinik einzuchecken, um eine Story über dich zu schreiben. Aber ich habe nur versucht, einen Job zu bekommen. Und du schienst absolut zufrieden damit zu sein, dass dein Leben in diesen Klatschblättern breitgetreten wird. Das macht mich vermutlich zu einem schlechten Menschen, doch jetzt bleiben mir nicht mehr viele Möglichkeiten. Entweder ich reiche den Artikel ein oder nicht. Egal, wie ich mich entscheide: Mein Leben ist im Arsch.«
»Und wieso sollte das mein Problem sein?«
»Das ist es nicht. Ich will dir damit nur sagen: Falls das hier nicht so ausgeht, wie du es dir wünschst, solltest du nicht überrascht sein.«
Ihre Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. »Geh mir verdammt noch mal aus dem Weg.«
Ich trete zur Seite, und sie stürmt an mir vorbei zur Tür.
»Es tut mir leid, Amber.«
Mit einer knappen Handbewegung setzt sie sich die Sonnenbrille wieder auf. »Du kannst mich mal, Katie.«
Ich beschließe, laufen zu gehen. Vielleicht helfen mir meine Schritte auf dem Asphalt ja dabei, herauszufinden, was ich tun soll. Auf jeden Fall entkomme ich so zumindest dem anklagenden Blick von Joanne. Verschiedenste Emotionen haben sich in mir breitgemacht – aber hauptsächlich fühle ich mich schuldig und ängstlich.
Weswegen schuldig?
Weil ich meinen Traum dadurch verwirklichen wollte, dass ich eine ganze Menge Mist baue, nehme ich an.
Weil du den Job bei
The Line
nur bekommst, weil du betrunken warst und dich mit Lügen durch die Entziehungskur gemogelt hast?
So ziemlich.
Tja, dann hör damit auf.
Womit soll ich aufhören?
Zu trinken. Zu lügen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann.
Natürlich kannst du das. Beschließe es einfach, und es ist erledigt.
Wie immer nur Binsenweisheiten.
Hey, dieser Rat ist Gold wert, Baby, Gold.
Tja, wenn du so clever bist, dann verrate mir mal, wovor ich solche Angst habe.
Das ist leicht. Du hast Angst davor, zu bekommen, was du immer wolltest.
Seit wann bist du so klug?
Wir waren schon immer klug.
Ich habe mich in letzter Zeit aber nicht besonders klug verhalten.
Sieh mich nicht an. Das ist allein deine Sache.
Okay. Also willst du damit sagen … Veröffentliche den Artikel, nimm den Job?
Jepp.
Und hör auf zu trinken. Hör auf zu lügen.
Du hast es erfasst.
Und dann?
Ganz einfach. Du lebst glücklich und zufrieden bis ans Ende deiner Tage.
Jetzt weiß ich, dass du mich verarschst.
Nachdem ich 25 Minuten in diese Gedanken versunken war, komme ich wieder an der Eingangstreppe zu meinem Haus an. Ich dehne meine Beine auf der Treppe und genieße die Lockerheit in meinem Körper und meinem Kopf. Wenn ich diese Klarheit in Flaschen abfüllen und verkaufen könnte, würde ich ein Vermögen machen.
Genau in diesem Moment wird es mir klar. Vielleicht gibt es einen Weg, wie ich alles bekommen kann, was ich immer wollte, und gleichzeitig noch ein paar Freundschaften retten kann. Ich lasse es mir durch den Kopf gehen. Ja, das könnte funktionieren. Doch zuerst muss ich Amber überreden, wieder mit mir zu sprechen.
Und mir bleiben 29 Stunden, um das zu schaffen.
Eine Stunde später stehe ich frisch geduscht vor den Glastüren zu ihrem Haus. Eine große Gruppe von Männern lungert auf der anderen Straßenseite herum – die Weitwinkelobjektive im Anschlag und mit schnellen Autos für eventuelle Verfolgungsjagden. Ich hole mein Handy aus der Tasche und schicke ihr eine Kurznachricht.
Ich kenne einen Weg, wie du es Connor heimzahlen kannst.
Nervös warte ich und frage mich, ob sie mir antworten wird. Aber wenn ich etwas im letzten Monat gelernt habe, dann wie man sich Ambers Aufmerksamkeit verschafft.
Piep! Piep!
Ich höre.
Es ist kompliziert. Kann ich raufkommen?
Wo bist du?
Draußen.
Ich sehe hinauf zu der breiten Fensterfront ihrer Wohnung. Der weiße Vorhang bewegt sich, und ich erhasche einen Blick auf ihr blasses Gesicht, als sie zu mir herabsieht. Einer der Fotografen hinter mir brüllt etwas, zeigt nach oben und ein Dutzend Linsen richtet sich auf die Fenster. Amber zieht den Vorhang zu.
Piep! Piep!
Hängst du mit deinen Freunden ab?
Du weißt, dass das nicht stimmt.
Ich kann dir nicht vertrauen.
Ich weiß.
Pause. Ich kann
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