Sternhagelverliebt
kann mich nicht überwinden. Stattdessen stehe ich steif da, bis sie mich loslässt.
Nachdem sie gegangen ist, werfe ich durch das Fenster einen Blick in den von Osterglocken gesäumten Garten. Die Außenanlagen sind verlassen und wirken friedlich.
Ich setze mich aufs Bett und falte das Papier auseinander, das Carol mir gegeben hat. Der Plan ähnelt dem Veranstaltungskalender, der zu Hause an der Wand hängt. Er stammt noch aus Unizeiten. Aber statt Einträgen wie
Bier@Delta Phi
oder
Konzert von Matt Nathanson
stehen in diesem Kalender Dinge wie
Entgiftung
(Tag 1 bis 3 ),
Erlernen der einzelnen Schritte
(Tag 4 ),
Bewältigungsmechanismen
(mehr Tage, als ich zählen kann),
Besuchertag
und (o Gott, bitte nicht)
Familientherapie.
Ich werfe den Kalender auf das Nachttischchen. Himmel, ich bin jetzt schon gelangweilt. Wie soll ich die nächsten drei Tage überstehen? Vielleicht helfen die Pillen dabei, die Zeit totzuschlagen? Ich frage mich, wann sie endlich anfangen zu wirken. Ich glaube, ich fühle mich schon ein bisschen schläfrig. Ein kleines Nickerchen könnte vielleicht nicht schaden.
Ich schlüpfe aus den Schlappen, krieche unter die Bettdecke und schließe die Augen, um die Sonne nicht zu sehen, die durch die Vorhänge scheint. Nach einigen Minuten spüre ich, wie ich wegdrifte. Die Drogen zeigen offensichtlich Wirkung.
Tut mir leid, Dad.
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4. Kapitel
Hi, Katie!
D en Rest des Tages verschlafe ich. Als ich schließlich aufwache, dringt immer noch Licht durch die Vorhänge – nur ist es jetzt das blasse Morgenlicht.
Ich schlage die Augen auf und fühle mich noch immer benommen von den Medikamenten. Außerdem machen mir die Nachwirkungen von dem Whiskey zu schaffen. Im Augenblick verspüre ich das Bedürfnis, ein großes Glas Wasser zu trinken, zu pinkeln und dann zu kotzen. Vielleicht nicht unbedingt in der Reihenfolge.
Ich erblicke die nierenförmige Schüssel auf der Kommode. Auf gar keinen Fall! Ich werde mich
nicht
in etwas übergeben, das in ein Krankenhaus oder ein Altenheim gehört!
Ich schlage die Bettdecke zurück und taumele den Flur entlang, während ich versuche, mich daran zu erinnern, welche Tür noch mal zur Toilette führt. Der zweite Knauf, den ich ausprobiere, ist der richtige.
Bitte, lass mich zu Ende pinkeln, bevor ich kotzen muss. Bitte, lass mich zu Ende pinkeln, bevor ich kotzen muss. Bitte, lass mich … Nicht gerade ein klassisches Gebet, aber es funktioniert. Das verkrampfte Gefühl in meinem Bauch lässt nach und verschwindet schließlich.
Ich finde neben dem Wasserhahn ein leeres Glas, das wie im Hotel in Papier eingewickelt ist, und fülle es mit Leitungswasser. Der erste Schluck fühlt sich auf meiner pelzigen Zunge geradezu himmlisch an, und ich trinke und trinke und fülle das Glas immer wieder auf. Als ich mir sicher bin, dass ich die Toilette verlassen kann, hole ich meinen Kulturbeutel und frische Kleider aus meinem Koffer. Nachdem ich geduscht und mir gründlich die Zähne geputzt habe, komme ich mir fast wieder wie ein Mensch vor. Gut, wie ein Mensch mit einem fürchterlichen Kater, doch das sollte auch vorübergehen.
Was ich jetzt wirklich gebrauchen könnte, wäre ein Konterbier, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich das hier nicht bekommen werde.
Zurück in meinem Zimmer fällt mir auf, dass es erst 6 : 40 Uhr ist – vermutlich morgens. Ich habe also noch eine Menge Zeit, die es totzuschlagen gilt.
Ich könnte genauso gut anfangen zu arbeiten.
Aus meiner Tasche nehme ich das neue Tagebuch, das ich am Flughafen gekauft habe, und beginne mit einem Eintrag, der eigentlich nur als Gedächtnisstütze dienen soll.
Nachdem ich jeden Anblick, jedes Geräusch und jeden Geruch, an die ich mich erinnern kann, eingefangen habe, nehme ich ein weiches Etui aus meiner Tasche. Es enthält den iTouch, den Bob mir gegeben hat, um mit ihm Kontakt aufzunehmen, während ich undercover in der Klinik bin.
»Handys sind nicht erlaubt«, sagte er bei unserem letzten Treffen, als er mir das mattschwarze Gerät reichte. »Lad Musik drauf und richte es so ein, als würde es dir gehören.«
Einen Moment lang verspürte ich Panik. Einen ganzen Monat – vielleicht sogar mehr – ohne zu simsen? Meine Freunde würden glauben, dass ich gestorben wäre.
»Und E-Mails sind auch verboten?«
»Richtig.«
Kein Handy, keine E-Mails. Wohin schickten die mich?
»Klingt streng.«
»Das ist ja auch keiner dieser Chichi-Wellness-Tempel.«
Verdammt. Ich hatte mich schon
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