Sternhagelverliebt
weiß, dass es nicht das war, was du dir vom Leben erhofft hast, doch es ist an der Zeit, erwachsen zu werden. Ich dachte, du würdest mich ein bisschen mehr respektieren.
Himmel. Sie ist wütender, als ich gedacht hätte. Und verletzt. Ich bin wirklich ein böser Mensch.
Die zweite Mail geht da weiter, wo die erste aufgehört hat. Offenbar waren zehn Minuten nicht genug, um sich zu beruhigen.
Ich kann nicht fassen, dass du mich in diese Lage gebracht hast. Ich habe mich weit aus dem Fenster gelehnt, um dir diesen Job zu beschaffen, obwohl mir irgendwie bewusst war, dass ich es bereuen würde. Erwarte nicht von mir, dass ich dir jemals wieder einen Gefallen tun werde.
Und während ich da so auf meinem Bett in der Entzugsklinik sitze und mich ganz furchtbar allein fühle, rinnt mir plötzlich eine Träne über die Wange.
Eine ganze Weile später, nachdem ich versucht habe, etwas von dem Frühstück zu essen, das Carol mir gebracht hat, dann eine Stunde lang aus dem Fenster gesehen und eine weitere Stunde in die Ferne gestarrt habe, bekomme ich über das Chat-Programm, das ich mir auf den iTouch geladen habe, eine Nachricht von Greer.
Wo zum Teufel steckst du?
Geheime Mission.
FBI ?
Nein.
CIA ?
Nein.
Sekte?
Nein.
Joanne meint, dass du eine Entziehungskur machst.
Verfluchte Scheiße, Joanne! Meine letzten Worte an sie waren: »Und sag niemandem, wo ich bin.«
Joanne ist ne dumme Kuh.
Ist o.k., wenn du das machst. Ich habe auch einen Entzug gemacht.
Echt? Wann?
Im letzten Schuljahr.
Wie kommt’s?
Eltern dachten, dass ich zu viel Pot rauche.
Warum?
Weil ich zu viel Pot geraucht habe.
Wie war es?
Wie Pot so ist.
LOL . Ich meinte, der Entzug.
Viel Gerede.
Das ist alles?
War nicht lange genug da, um es herauszufinden.
Warum nicht?
Man darf dort nicht trinken. Weißt du das?
Jemand klopft an meine Tür. Hastig verstecke ich den iTouch unter der Bettdecke.
»Wer ist da?«
»Carol«, sagt sie, als sie die Tür öffnet. »Wie geht es Ihnen heute?«
»Ganz gut, denke ich.«
Sie betrachtet das Tablett, das auf der Kommode steht. Das Frühstück habe ich kaum angerührt. »Warum haben Sie nichts gegessen?«
»Mir war nicht danach.«
»Es ist wichtig, dass Sie versuchen, etwas zu essen, Katie«, sagte sie und sieht mich eindringlich an. »Wir können Sie nicht vom Erholungsflügel entlassen, solange Sie noch medizinische Betreuung brauchen.«
Ich setze mich auf. Ich will jetzt schon dringend vom Erholungsflügel entlassen werden.
»Ich bin mir sicher, dass ich bald bereit bin. Ich muss nur … tja, ich muss es nur ausschlafen, irgendwie.«
»Die Genesung ist nichts, was man im Eiltempo hinter sich bringen kann.«
»Ich verstehe.«
»Gut. Ich sehe dann später noch mal nach Ihnen.«
Sie geht, und ich ziehe den iTouch wieder hervor. Es wartet eine Nachricht von Greer auf mich.
Wo warst du?
Musste mit Aufseherin sprechen.
Ich wusste es!!!
Nach dem Mittagessen fällt mir allmählich die Decke auf den Kopf. Zu Hause, mit den Annehmlichkeiten von Wein, einer Couch und meinen Promi-News auf
TMZ
,
kann ich
Tage
im Wohnzimmer verbringen, ohne auch nur einen Gedanken an draußen zu verschwenden. Aber steckt mich in ein weißes Zimmer, und auf einmal ist mir vollkommen egal, was ich hier eigentlich vorspielen soll, denn dann will ich nur noch raus.
Sofort.
Verzweifelt betätige ich den Notfallknopf. Als Carol ein paar Minuten später kommt, frage ich sie, ob ich nach draußen darf. Sie wirft einen Blick auf das Tablett mit meinem Mittagessen, das ich fast ganz aufgegessen habe, und stimmt zu. Während sie mich zum Ausgang begleitet, erklärt sie mir, dass es ein paar Wege durch die Wälder gebe, die das Anwesen umgeben. Sie schlägt vor, dass ich den kürzesten nehme. Ich nicke, auch wenn ich kaum zuhöre. Als wir die Tür erreichen, fühle ich mich fast schwindelig vor Freude. Sie sagt mir noch, dass ich in einer Stunde zurück sein solle, und dann trete ich nach draußen und recke mein Gesicht dem Himmel entgegen. Die milde Wärme fühlt sich angenehm und einladend an.
Ich gehe den Weg entlang, den Carol vorgeschlagen hat. Er führt durch den Blumengarten. Beschwingt folge ich den Steinen, die den gewundenen Weg begrenzen. Die Luft ist erfüllt vom Duft der Osterglocken und Krokusse, die ihre Köpfchen durch die dunkle Erde stoßen. Ich biege um eine Kurve und komme an ein paar Gärtnern vorbei, die eines der Blumenbeete umgraben. Einer von ihnen ist
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