Sternhagelverliebt
drückt mit beiden Händen in meinen Bauch. »Jeden Tag?«
Vielleicht habe ich doch übertrieben?
»Ja.«
»Setzen Sie sich bitte auf.«
Ich richte mich auf, und er klopft mit seinen Fingern an verschiedenen Stellen auf meinen Rücken. Ein hohles Geräusch erklingt.
»Wie lange geht das schon so?«
»Ein Jahr?«
»Und hauptsächlich Wein?«
Ich denke zurück an Joannes schwindenden Vorrat an Investment-Weinen, und mir dreht sich der Magen um. Ich beäuge das Waschbecken in der Ecke des Zimmers und überschlage stumm, wie lange ich von der Untersuchungsliege dorthin brauche. Bestimmt mindestens sieben Sekunden.
»Geht es Ihnen gut?«
Einatmen, ausatmen. Ich. Werde. Nicht. Schon. Wieder. Kotzen.
»Ich denke, schon.«
»Sie sind grün im Gesicht.«
»Ist ›grün‹ ein medizinischer Fachausdruck?«
Seine Mundwinkel zucken. »Ihre Blässe ist beunruhigend.«
Vielleicht sind es die Nachwirkungen des Whiskeys, aber ich glaube, dass er möglicherweise mit mir flirtet. Ich betrachte seine linke Hand. Kein Ring. Interessant.
Ich sehe ihm in die Augen und versuche, ein Zeichen seines Interesses zu entdecken. Doch da ist nichts.
Mein Gott. Jetzt komm mal klar! Er ist ein Arzt, der in einer Entzugseinrichtung arbeitet. Er wird nicht mit einer Patientin flirten, die er gerade in seine Klinik aufnimmt!
Nachdem er meine Zunge heruntergedrückt und meinen Hals untersucht hat, holt Dr. Houston eine Spritze und ein paar farblich gekennzeichnete Reagenzgläser aus einer Schublade. Er bindet meinen Oberarm ab und wartet darauf, dass eine Vene hervortritt. Dann desinfiziert er die Haut.
»Das kann ein bisschen piksen.«
Ich wende den Kopf ab. Ich habe es noch nie gut ertragen können, wenn eine Spritze durch Haut gestoßen wird.
Die Nadel dringt in meinen Arm ein, und ich versuche, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Die Anzahl der Griffe an den Schränken. Die Spinne, die in der Ecke ihr Netz spinnt.
Er zieht die Nadel raus und drückt ganz fest ein Stück Verbandsmull auf das Loch in meinem Arm. Dann wirft er mir ein väterliches Lächeln zu. »Wir sind fast fertig.«
Ich kann nicht glauben, dass ich gedacht habe, er würde mit mir flirten.
»Gut.«
»Wenn wir fertig sind, wird Carol Sie in ein Zimmer im Erholungsflügel bringen, wo Sie mit der Entgiftung beginnen werden.«
»Was genau ist das?«
»Einfach ausgedrückt bedeutet es, dass Sie in einer medizinisch überwachten Umgebung ohne Alkohol auskommen werden. Es sollte zwei oder drei Tage dauern – je nachdem, wie stark ausgeprägt Ihre Entzugserscheinungen sind.«
Klingt reizvoll.
»Was sind das für Entzugserscheinungen?«
»Haben Sie schon mal versucht, mit dem Trinken aufzuhören?«
Zählt auch, nicht genug Geld zu haben, um sich Drinks leisten zu können?
»Eigentlich nicht, nein«, entgegne ich.
»Die Symptome können physisch und psychisch sein. Häufige psychische Symptome sind Depressionen, Angstzustände und heftiges Verlangen. Physisch könnte sich der Entzug durch Zittern äußern, durch Kopfschmerzen, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen. In besonders schweren Fällen erleiden Patienten Krampfanfälle.«
Scheiße, das klingt nicht so gut. Zum Glück spiele ich nur eine Alkoholikerin.
»Ernsthaft? Krampfanfälle?«
»Ich glaube kaum, dass es in Ihrem Fall vorkommen wird … falls Sie ehrlich waren, was die Menge an Alkohol betrifft, die Sie für gewöhnlich zu sich nehmen.«
Ich muss mir wirklich angewöhnen, nicht unwillkürlich zusammenzuzucken, wenn die Leute das Wort »ehrlich« benutzen, während ich hier bin.
»Ja.«
»Trotzdem werde ich Ihnen für die ersten Tage Medikamente geben, damit Sie den Entgiftungsprozess überstehen und nicht zu stark reagieren.«
Er rollt auf seinem Stuhl zu einem Medizinschrank aus Metall in der Ecke, schließt eine Schublade auf und gibt ein paar Pillen in einen kleinen Becher aus Papier. Dann dreht er sich auf dem Stuhl um, stößt sich mit den Füßen ab und rollt zurück zu mir.
Er reicht mir den Becher. »Möchten Sie ein bisschen Wasser?«
Ich starre auf die Pillen. Sie sehen groß aus. »
Muss
ich die nehmen?«
»Ich würde es auf jeden Fall empfehlen. Es sei denn, Sie haben einen besonderen Grund, sie nicht zu nehmen.«
Eigentlich nicht, es ist nur … Am Tag bevor ich auf die Highschool ging, setzte mein Vater sich mit mir zusammen, um über Drogen zu reden. Im Grunde genommen hätte er mir nur erklären müssen: »Sag einfach nein!« Doch mein Vater, der im
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