Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternhagelverliebt

Sternhagelverliebt

Titel: Sternhagelverliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine McKenzie
Vom Netzwerk:
brachte –, wurde ich am Ohr aus dem Restaurant gezerrt und in die Familienkutsche gesperrt, um »auszunüchtern«.
    Als meine Eltern sich beruhigt hatten, wurde die Geschichte zu einem kleinen Schwank, den man sich gern immer wieder erzählte. Von da an brüllte mein Dad jedes Mal, wenn ich mich danebenbenahm: »Werd erst mal nüchtern!« Dann lachten wir.
    »Halten Sie das tatsächlich für eine lustige Geschichte, Katie?«
    Äh, ja. Mehr als einmal habe ich Leuten damit die Lachtränen in die Augen getrieben. Doch vielleicht braucht man einen Drink in der Hand, um die Geschichte wirklich schätzen zu können. Genau wie diese Therapiesitzung.
    »Irgendwie ja.«
    »Sehen Sie ein, warum vielleicht nicht jeder so denkt?«
    »Ich glaube schon. Sie hätten mir in dem Alter keinen Alkohol geben dürfen?«
    »Ja, das ist ein Punkt. Aber finden Sie es nicht auch problematisch, dass Sie die Geschichte immer wieder als kleinen Schwank erzählen?«
    »Es ist ja nicht so, als hätte ich dafür keine Strafe bekommen.«
    »Indem sie Sie allein ins Auto gesperrt haben?«
    »Ich bin hier in der Gegend aufgewachsen. Die Leute lassen ihre Kinder andauernd allein im Wagen.«
    In ihrer kursiven Schrift notiert Saundra ein paar Wörter auf ihrem Notizblock. »Haben Ihre Eltern Sie auch sonst vernachlässigt?«
    »Was? Meine Eltern haben mich nicht vernachlässigt!«
    »Es tut mir leid, Katie. Das war vielleicht ein bisschen schief ausgedrückt. Was ich sagen wollte, war: Waren Sie als Kind noch öfter betrunken?«
    Das Bild eines Thanksgiving-Dinners taucht vor meinem inneren Auge auf. Meine Mutter war damals bei ihren Eltern zu Besuch und nicht da. Ich war 14 oder 15 Jahre alt, und Chrissie und ich nippten mehr als nur einmal an Dads Wein, der darüber großzügig hinwegsah. Irgendwann brachen wir wegen allem Möglichen in Lachen aus und konnten gefühlte Stunden nicht mehr damit aufhören.
    Ich werde sentimental, als ich mich an den Spaß zurückerinnere, den Chrissie und ich zusammen hatten. »Ja, aber … das war harmlos. Es war Spaß.«
    »Ich bin mir sicher, dass es sich damals wie Spaß angefühlt hat … Meinen Sie nicht, dass mit diesen frühen Erfahrungen vielleicht der Grundstein für Ihre Alkoholsucht gelegt worden sein könnte?«
    »Wollen Sie damit sagen, dass es die Schuld meiner Eltern ist, dass ich … dass ich hier bin?«
    »Natürlich nicht. Ich forsche nur nach, um zu schauen, ob wir die Wurzel dessen entdecken können, was Sie hierhergeführt hat.«
    Es klopft an der Tür. Saundra wirft einen Blick auf ihre Uhr.
    »Ich fürchte, damit wäre die Sitzung für heute beendet. Wir machen morgen an dieser Stelle weiter, ja?«
    »Ja, meinetwegen.« Ich erhebe mich, um zu gehen. »Ich glaube nicht, dass meine Eltern irgendetwas falsch gemacht haben. Ich meine, sie waren … sie sind großartige Eltern.«
    Sie sieht mich mitfühlend an. »Ich verstehe. Wir sehen uns dann heute Nachmittag in der Gruppentherapie.«
    »Klar, sicher. Wir sehen uns in der Gruppentherapie.«
     
    Also gut, ich muss etwas gestehen. Ich hatte auf dem Flug nicht nur vier kleine Fläschchen Whiskey mit Cola. Denn vorher hatte ich mir am Flughafen schon einige Drinks genehmigt.
    Für gewöhnlich trinke ich morgens nicht, aber irgendwie fühlte sich der Morgen meiner Abreise außergewöhnlich an. Es war eine Mischung aus verschiedenen Dingen. Das winzige Flugzeug zu sehen, mit dem ich fliegen sollte. Undercover sein zu müssen. Eine Prominente zu treffen, die ich wochenlang am Fernseher verfolgt hatte. Endlich die Gelegenheit zu bekommen, um als Journalistin das zu werden, was ich mir immer erträumt hatte. In die Entzugsklinik einzuchecken. Das alles hatte sich in mir zusammengeballt, und ich brauchte etwas, um mich zu beruhigen. Der Kamillentee, den ich getrunken hatte, ehe ich zum Flughafen aufgebrochen war, schien nicht zu wirken, also ging ich in die Flughafenbar, die immer geöffnet hat, und bestellte einen Gin Tonic.
    Und es funktionierte. Als das Glas geleert war, fühlte ich mich besser. Ich fühlte mich sicher. Ich war bereit.
    Dann hatte der Flug aufgrund von technischen Problemen Verspätung. (Technische Probleme? Sollten sie dann den Flug nicht streichen oder ein neues Flugzeug organisieren?) Ich bestellte also einen weiteren Drink, um meine neu entfachte Nervosität in den Griff zu bekommen. Das Flugzeug war erst startklar, als die Eiswürfel in Drink Nr.  3 klirrten, und ich beschuldige genau dieses Getränk für das, was ich als

Weitere Kostenlose Bücher