Sternhagelverliebt
gehen.«
»Alles klar. Bis später dann.«
Ich nehme meinen Kaffee in einem Becher mit und frage nach dem Weg zu Saundras Büro.
Ihr Büro ist seltsam dekoriert – überall sind Hunde abgebildet. Und ich meine wirklich
überall.
Es gibt einen Kalender mit Hunden, eine Hunde-Uhr, ein paar gerahmte Fotos von Hunden und eine Hundeleine, die auf ihrem Schreibtisch liegt. Das Einzige, was fehlt, ist der Hund. Oder ist die Leine vielleicht für mich?
Saundra sitzt hinter ihrem riesigen Schreibtisch aus Eichenholz. Ich mache es mir in ihrem passenden Besuchersessel gemütlich, während sie mir erklärt, dass der Ansatz der
Oasis
so aussehe, dass die Wurzeln meiner Alkoholsucht aufgedeckt und mir im nächsten Schritt Techniken beigebracht werden würden, mit denen ich meine Probleme auch ohne Alkohol lösen könnte. Wenn ich Saundra vertrauen und mit ihr zusammenarbeiten würde, sollte ich bis zum Ende meines Aufenthaltes die notwendigen Fähigkeiten erlernt haben, um nüchtern bleiben zu können.
Ich schätze, die Fähigkeiten, die ich hier erlernen sollte, sehen ein bisschen anders aus, als sie denkt.
»Einige Patienten brauchen natürlich länger als dreißig Tage. Aber angesichts der Tatsache, dass es Ihr erster Entzug ist und angesichts des Grads Ihrer Abhängigkeit, die zwar ernst, jedoch nicht chronisch ist, sollte die Zeit ausreichen.«
»Was meinen Sie mit dem Grad meiner Abhängigkeit?«
»Sie haben beim Test zum Alkoholismus zehn von fünfzehn Punkten erzielt.«
»Ist das schlecht?«
»Das ist eine gestaffelte Skala. Wenn man mehr als fünf Fragen mit Ja beantwortet, bedeutet das, dass der Alkohol das persönliche Leben schon beträchtlich beeinflusst, und das ist ein Hinweis auf Alkoholismus.«
»Und ich habe eine Zehn?«
»Ja.«
Meine Güte, das ist nicht gut. Aber Augenblick mal … Nicht alle Antworten treffen wirklich auf mich zu, oder? Wenigstens drei Antworten habe ich gegeben, weil es sich mit der Geschichte deckt, die ich Dr. Houston erzählt habe. Also ist meine tatsächliche Punktzahl vielleicht … sechs. Das ist gar nichts.
Saundra zieht einen Block mit gelbem Papier zu sich heran. »Katie, ich würde gern damit beginnen, den Ursprung Ihrer Alkoholsucht herauszufinden. Wie alt waren Sie, als Sie zum ersten Mal betrunken waren?«
»Ich war vier.«
Sie reißt die Augen auf. »Sie waren vier Jahre alt?«
»Ich nehme an, das ist ziemlich jung, oder?«
»Ein bisschen. Warum erzählen Sie mir nicht davon?«
»Tja, eigentlich ist es eine lustige Geschichte …«
Es
war
lustig. Als meine Eltern endlich die umfangreichen Renovierungen unseres Hauses abgeschlossen hatten, wollten sie das mit einem großen Fest feiern. Es gab Sekt, und mein Vater schenkte mir ein kleines Glas ein – nicht mehr als einen Schluck –, damit ich beim Toast mit anstoßen konnte.
Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich diesen Sekt zum ersten Mal kostete. Er schmeckte süß und köstlich, wie trinkbare Süßigkeiten, und die Blubberbläschen prickelten auf meiner Zunge. Ich liebte es und wollte mehr. Mein Dad, der schon ein bisschen angeheitert war, gab mir noch etwas. Der Schluck verschwand so schnell, wie ich trinken konnte. Genau dasselbe passierte mit dem wesentlich volleren Glas, das ich stibitzte, als Dad gerade nicht richtig aufpasste.
Ehe ich michs versah, war ich besoffen. Es fühlte sich an, als würde mein Körper schweben, und ich legte mich glücklich ins Gras und betastete jeden Grashalm mit meinen Fingerspitzen. Als die Party vorbei war, führten unsere Eltern uns zum Abendessen in ein Restaurant aus. Meine beschwipsten Eltern merkten nicht, dass mit mir etwas nicht stimmte, bis wir im Restaurant ankamen. Denn plötzlich hielt ich es für eine gute Idee, meiner zweijährigen Schwester Chrissie beizubringen, das Tischtuch von einem komplett eingedeckten Tisch herunterzuziehen, ohne dass das Geschirr sich bewegte. Ich hatte im Fernsehen gesehen, wie ein Zauberer das gemacht hatte, und bei ihm hatte es ganz leicht ausgesehen. Noch heute erinnere ich mich an das fürchterliche Klirren des Geschirrs, an den Schwall von Flüchen, den mein Vater ausstieß, und an meine Mutter, die immer und immer wieder fragte: »Warum hast du das getan, Süße? Warum hast du das getan?«
Als sie endlich begriffen, dass ich betrunken war – mein Dad gab zu, mir nur »einen winzigen Schluck« gegeben zu haben, woraufhin Moms wütender Aufschrei die Ohren aller anwesenden Gäste zum Klingeln
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