Sternhagelverliebt

deine Deckung dabei auffliegt, ist es das wert.
    Die Neuigkeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Als ich ein paar Stunden später den
Amber-Alarm
checkte, las ich eine rot blinkende Überschrift: CAMBER WIEDERVEREINT . Darunter befand sich ein Bild von Connor und Amber, die bei irgendeinem Event Arm in Arm auf dem roten Teppich standen.
     
    Amber-Alarm kann bestätigen, dass Camber Patienten in der Cloudspin Oasis sind, einem Rehabilitationszentrum, das 1000  Dollar pro Tag kostet. Wie wir als Erste berichteten, checkte Amber in die Entzugsklinik ein, nachdem ein Video von ihr veröffentlicht worden war, das sie beim Crack-Rauchen zeigte. Insider berichten, dass Connor ebenfalls an Drogen- und Alkoholabhängigkeit leidet. Man kann nur vermuten, dass das Wiedersehen von Camber unter diesen Umständen bittersüß war.
     
    Wenn das mal nicht bedeutet, dass meine Zukunft bei
The Line
gesichert ist, oder?
    Ich stecke mir die Kopfhörer in die Ohren und suche Matt Nathansons
Come on Get Higher
heraus.
    Okay, okay. Kein Zeitschinden mehr. Eins, zwei, drei, los geht’s!
    Ich mache ein paar Schritte, und es ist gar nicht so schlimm. Hier, unter den großen grünen Bäumen ist es kühler. Schritt, Schritt, hopp, Schritt. Schritt, Schritt, hopp, Schritt. Eigentlich ganz schön. Ich hätte vor langer Zeit damit anfangen sollen. Ich fühle mich auch schon viel gesünder. Fünf Minuten sind kein Problem.
    Scheiße. Ich habe die Stoppuhr nicht angestellt.
    Ich bleibe stehen und drücke einige Knöpfe, um den Zeitmesser zu starten. Amys Zeit von ihrem letzten Lauf ist noch immer gespeichert. 56  Minuten! Wie ist das überhaupt möglich?
    Okay, konzentrier dich.
    Ich stelle die Stoppuhr auf null.
Piep!
Jetzt lauf los, Katie.
    Gut. Ich bin im Wald. Ich laufe. Ich erfülle meinen Vorsatz, was für mich ein großer Schritt ist. Mir muss nur irgendetwas einfallen, das mich vom Laufen ablenkt.
    Meine Gedanken wandern zu Zack, und ein Schuldgefühl kriecht mir wie ein Kribbeln den Rücken hinauf.
    Ich verdränge das Gefühl. Unsere Trennung war nicht gerade eine Glanzleistung von mir, doch das ist wirklich schon sehr lange her. Und außerdem ist er mit Meghan verheiratet. Er hat
Meghan
geheiratet? Wie konnte das passieren?
    Okay, das hilft mir nicht weiter. Denk an etwas anderes.
    Ich hab’s! Ich muss etwas außerhalb von mir selbst finden, um Saundra zu beschwichtigen und ihr den Wunsch zu erfüllen, dass ich an eine höhere Macht glaube. Der Baum da ist echt groß. Vielleicht würde das gehen? Oh, Großer Baum, wirst du mir helfen, nüchtern zu bleiben, obwohl ich eigentlich gar kein Alkoholproblem habe? Wirst du mir helfen, weiterhin bei Saundra mitzumachen, damit ich unentdeckt bleiben und geheime Details über DM V N und ihren Ex-Freund herausfinden kann? Wie bitte, Großer Baum? Du willst mir bei meinen schändlichen Taten nicht helfen? Ich kann es dir nicht verübeln.
    Scheiße. Meine Lunge schmerzt. Ich jogge bestimmt schon seit … Wie lange? Seit mindestens fünf Minuten. Aber vielleicht auch kürzer. Soll ich auf die Uhr schauen? Nein, das wäre ein Fehler. Ich sollte so lange laufen, bis ich wirklich nicht mehr kann, und erst dann auf die Uhr sehen. Vielleicht schaffe ich ja sogar zehn Minuten. Dann wäre ich meinen eigenen Erwartungen schon weit voraus. Ja, wenn ich zehn Minuten schaffe, kann ich morgen freimachen.
    Schritt, Schritt, hopp, Schritt. Schritt, Schritt, hopp, Schritt.
    Was zur Hölle ist das für ein Schmerz in meinen Schultern? Ich weiß, es klingt verrückt, doch es fühlt sich an, als würde etwas in der Größe eines Affen auf meinen Schultern sitzen und auf und ab hüpfen.
    Hey, Affe, geh verdammt noch mal von meinem Rücken runter und hör auf zu nerven! Das ist mein Ernst, Affe! Geh weg, ksch! Gut, wenn du es unbedingt auf die harte Tour willst … Dann bleibe ich eben einfach stehen, und du wirst abhauen!
    Ich halte an, und das Gewicht verschwindet von meinen Schultern.
    Was zum Teufel war das? Joggen macht mich offenbar wahnsinnig.
    Tja, zumindest habe ich es geschafft. Ich bin mir sicher, dass ich mehr als fünf Minuten gelaufen bin.
    Ich ziehe die Stöpsel des Kopfhörers aus meinen Ohren und werfe einen Blick auf Amys Uhr. Vier Minuten.
    Verdammt noch mal. Gestern bin ich fünf Minuten gelaufen. Heute hätte ich eigentlich sechs Minuten schaffen sollen. Na ja, zumindest fünfeinhalb. Aber ich kann keinen Schritt mehr machen, keinen einzigen. Joggen und ich scheinen zwei nicht zu vereinbarende