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Sternhagelverliebt

Sternhagelverliebt

Titel: Sternhagelverliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine McKenzie
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Dinge zu sein. Ich meine, das Laufen hat mich dazu gebracht, mit eingebildeten Affen zu reden!
    »Geht es dir gut?«, erklingt hinter mir eine tiefe Stimme.
    Panisch drehe ich mich um. Ein Mann mit kurzem rotem Haar und ein paar vereinzelten Sommersprossen um die Nase steht auf dem Weg. Er ist ungefähr 1 , 80 groß, Anfang 30 und trägt graue Joggingshorts und ein dazu passendes ärmelloses Shirt.
    Ich habe den Typen noch nie gesehen. Mir schießen sämtliche Möglichkeiten durch den Kopf. Ein neuer Patient? Ein Mitglied des Personals? Ein entflohener Häftling? Ein Axtmörder?
    Oh, mein Gott! Kampf oder Flucht? Kampf oder Flucht? Ich kann nicht mehr rennen, also bleibt nur kämpfen.
    Aber ich habe keine Ahnung davon, wie man kämpft.
    »Ich habe einen Krampf«, sage ich.
    Idiot! Jetzt weiß er, dass du hilflos bist.
    Er sieht mich mitfühlend an. »In der Seite?«
    Allerdings klingt er nicht wie ein Axtmörder. Möglicherweise ist das seine Taktik? Erst mit Freundlichkeit ablenken, dann umbringen?
    »Irgendwie überall …«
    Und trotzdem beantwortest du ihm noch seine Fragen. Du bist ein Schwachkopf.
    »Hast du gerade erst mit dem Joggen begonnen?«
    »Nein.«
    Das war schon besser.
    »Also … wenn es dir gutgeht, laufe ich weiter.«
    Scheiße. Vielleicht wollte er einfach nur nett sein, und ich reagiere vollkommen über?
    Ich versuche, ein freundliches Gesicht zu machen. »Danke, dass du stehen geblieben bist.«
    »Gern geschehen. Wir sehen uns.«
    Er drückt ein paar Knöpfe an seiner Uhr, dann joggt er mit der Lässigkeit eines geübten Läufers durch den Wald davon.
    Gut gemacht, Katie. Ein netter Mann fragt dich, ob du Hilfe brauchst, und du jagst ihn in die Flucht. Kein Wunder, dass du Single bist.
    Halt die Klappe, Affe.
     
    »Ich glaube, ich habe mein Ding gefunden«, verkünde ich Saundra später am Morgen in der Einzeltherapiesitzung. Ich trage eine schwarze Yoga-Hose – ein Imitat eines berühmten Designer-Labels – und dazu einen kürbisorangen Kapuzenpullover. Mein Haar ist zurückgebunden und noch immer feucht vom Duschen.
    Sie wirft mir hinter ihrem Schreibtisch hervor einen fragenden Blick zu. »Ihr Ding?«
    »Sie wissen schon, das Ding, das für mich Gott ersetzen soll. Sie haben mich doch darum gebeten.«
    »Es soll kein Ersatz für Gott sein, Katie. Es soll etwas sein, an das Sie glauben, damit Sie die einzelnen Schritte bewältigen können.«
    »Genau, ich weiß. Ich habe es verstanden. Wie dem auch sei – ich glaube, es ist das Laufen.«
    Sie schüttelt den Kopf. Ihre Ohrringe, an denen Miniatur-hunde baumeln, tanzen. »Ich glaube nicht, dass Sport eine höhere Macht sein kann, Katie.«
    »Es ist nicht der Sport. Es ist das Gefühl, das ich habe, wenn ich es tue.«
    »Sie fühlen sich gut?«
    »Nein, ich fühle mich grauenvoll.«
    »Das klingt nicht nach einem vielversprechenden Anfang.«
    »Aber das ist es. Das ist das Einzige, was mir einfällt, was mich aus mir selbst herausführt. Es ist das Einzige, was größer ist als ich … wie zum Beispiel heute … also, das klingt jetzt vielleicht verrückt …«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken, erzählen Sie einfach.«
    »Also … Vorhin bin ich gejoggt, und alles, was ich schaffen wollte, waren fünf oder sechs Minuten am Stück … das tut ja auch nichts zur Sache … Also, ich renne und ich hasse es und mir tut alles weh und ich versuche, mich abzulenken, indem ich an etwas denke, das meine höhere Macht sein kann, als es plötzlich passiert ist.«
    »Was ist passiert?«
    Ich zögere. Sie wird auf jeden Fall glauben, dass ich verrückt geworden bin.
    »Der Affe tauchte auf.«
    Mit leerem Blick sieht sie mich an, und ihre Hand schwebt über dem gelben Notizblock.
    »Klingt total verrückt, oder?«
    »Tut mir leid, Katie. Ich war nur überrascht. Fahren Sie fort.«
    »Es war nicht wirklich ein Affe. Es hat sich nur so
angefühlt,
als wäre dort einer.«
    »Was hat der Affe getan?«
    »Er saß auf meinen Schultern.«
    »Und?«
    »Das ist alles.«
    »Ich verstehe nicht …«
    Nachdem ich es jetzt laut ausgesprochen habe, geht es mir genauso.
    Ich versuche es noch einmal. »Ich weiß nicht. Es fühlte sich an, als wäre es etwas außerhalb von mir selbst. Etwas, an dem ich mich festhalten kann.«
    Sie betrachtet mich. Die Hunde wackeln und wackeln und wackeln. »Ich glaube, das, was Sie erlebt haben, ist ein Gefühl, das Läufer oft bekommen, wenn ihre Muskeln zu wenig Sauerstoff bekommen. Was Sie finden müssen, ist

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