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Sternhagelverliebt

Sternhagelverliebt

Titel: Sternhagelverliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine McKenzie
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Stärke und Durchhaltevermögen in schmerzvollen oder schwierigen Situationen.«
    »Klingt gut.«
    Wir stoßen an, und ich stürze den Rest meines Traubensafts hinunter. Nicht ganz das, womit ich für gewöhnlich anstoße, aber man sollte nicht zu wählerisch sein, wenn man auf den letzten Tag in der Entzugsklinik trinkt.
    Ich stelle mein Glas kopfüber auf den Tisch, als wäre es ein Schnapsglas. »Also, was möchtest du an deinem letzten Nachmittag machen?«
    Sie wischt sich den Milchbart ab. »Die Gruppentherapie schwänzen?«
    »Großartige Idee. Ich muss nur vorher noch eine Sache erledigen.«
     
    Nervös warte ich in der Nähe der Eingangstür auf Henry. Er und Connor verabschieden sich gerade von dem Banker. Typisch Männer – keine Träne in Sicht.
    Während ich beobachte, wie Henry den Kopf in den Nacken wirft und lacht, habe ich kurz Zweifel an meiner Bitte. Doch seit Amy weg ist, ist er der einzige Mensch hier, in dessen Gegenwart ich mich wohl genug fühle, um das zu tun, was ich vorhabe. Und wenn ich ihm gleichzeitig noch eine andere Botschaft vermitteln kann, ist es umso besser, oder?
    Nachdem die letzte Hand geschüttelt ist, kommen Henry und Connor in meine Richtung. Henry trägt ein Rugby-Shirt über seinen Cargoshorts. In den Klamotten wirkt er locker zehn Jahre jünger.
    Er wirft mir ein Lächeln zu. »Hey.«
    »Hey. Hi, Connor.«
    Abwesend nickt Connor mir zu. »Hast du Amber gesehen?«
    »Gerade war sie noch in der Cafeteria.«
    »Alles klar. Bis später dann, Kumpel?«
    »Bis später. – Was gibt’s, Kate?«
    Ich knabbere an meinem Daumen. »Äh … also … Ich werde morgen entlassen.«
    »Hey, das ist doch toll.«
    »Ja, das ist es. Amber übrigens auch.«
    »Echt? Ich hätte nie gedacht, dass sie geht, bevor Connor gehen darf.«
    »Ja, das überrascht mich auch ein bisschen. Aber er hat noch … wie viele … acht, neun Tage vor sich?«
    »Acht Tage, vier Stunden.«
    »Wer zählt denn da?« Ich lächele flüchtig und räuspere mich dann. »Wollen wir uns kurz setzen?«
    »Sicher.«
    Wir gehen in die Bibliothek, dorthin, wo wir unsere erste ernsthafte Unterhaltung geführt haben. Das erscheint mir passend, weil nach heute Abend dieses Gespräch wahrscheinlich unsere letzte Unterhaltung sein wird.
    Erwartungsvoll blickt Henry mich an. Ich weiß nicht, was er erwartet, doch ich bin mir sicher, dass es nicht das ist, was ich sagen werde.
    »Äh … Ich wollte dich um einen Gefallen bitten.«
    »Klar.«
    »Aber du weißt doch noch gar nicht, worum es geht.«
    »Ist es so schlimm?«
    »Tja, du könntest es als Zumutung empfinden, also sag ruhig nein, wenn du es nicht willst …«
    »Frag mich einfach, Kate.«
    »Gut. Also, du weißt ja über die zwölf Schritte Bescheid, oder?«
    Er weist mit einer ausholenden Handbewegung auf die Bücher, die in den Regalen stehen. »Es ist praktisch unmöglich, sich dem zu entziehen.«
    »Stimmt. Einer der Schritte sieht vor, dass man einem anderen Menschen gegenüber seine Fehler eingesteht. Na ja, für gewöhnlich beichtet man bei einem Priester oder so, aber ich bin nicht gläubig, also …«
    Oh. Mein. Gott. Ich klinge wie ein typisches Mädchen vom Lande.
    Henry runzelt die Stirn. »Du willst mir deine Fehler beichten?«
    »Wenn es dir nichts ausmacht?«
    »Ist das nicht ziemlich persönlich?«
    »Na ja, deshalb wollte ich gern, dass du es bist …« Ich mache eine Pause. Jetzt kommt der schwierige Part. »Weil … äh … Ich denke, es ist wichtig, dass man bei jemandem beichtet, dem man vertraut, der jedoch nicht wirklich ein fester Bestandteil des eigenen Lebens ist – so kann ich beichten und dann beginnen, nach vorn zu schauen und weiterzuleben.«
    Die unausgesprochenen Worte »ohne dich« hängen zwischen uns in der Luft.
    »Ich verstehe.«
    »Und ich vertraue dir …«
    Seine Miene ist ausdruckslos. »Und ich bin nicht wirklich ein Teil deines Lebens …«
    Seine wohlbedachten Worte treffen mich wie Schläge in den Magen.
Bumm, bumm, bumm, bumm.
Aber, hey, ich habe es ja nicht anders gewollt.
    »Wirst du es tun?«, zwinge ich mich zu fragen.
    Er wendet den Blick ab. »Ja, klar.«
    »Danke. Hast du heute Abend nach dem Film schon etwas vor?«
    »Setzt du dich damit nicht über die Ausgangssperre hinweg?«
    »Ich glaube kaum, dass das noch einen Unterschied macht.«
    Er dreht sich wieder zu mir um. Es kommt mir vor, als würde er eine Fremde betrachten. »Gut. Du bist der Boss, es ist deine Show.«
    Ich schätze, er hat recht. Aber

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