Sternstunde der Liebe (German Edition)
hole ich dir vom Himmel, wenn wir heiraten.«
»Was?«, sagte Elizabeth.
»Wir heiraten«, wiederholte Michael.
»Du bist nicht mehr bei Trost.« Die Stimme seiner Mutter wurde lauter.
Zeb zwang sich zur Ruhe. Er sah mit angespannter Miene, wie sich die Situation zuspitzte. Ausgerechnet jetzt, wo sein Sohn eine neue, bisher nie da gewesene Zielstrebigkeit an den Tag legte, als bestünde der erste unerlässliche Schritt mit achtzehn darin, Quinn Grayson zu heiraten.
»Rede du den beiden diesen Unfug aus!«, fuhr Elizabeth Zeb an. Als er nicht reagierte, wandte sie sich an Rumer. »Habe ich mich klar genug ausgedrückt? Sag ihnen, dass es so nicht geht – was sie vorhaben, ist illegal.«
»Heiraten ist nicht illegal«, sagte Rumer.
»Wenn man so jung ist, schon!«
»Jung?«, fragte Zeb.
»Ja! Von mir aus können sie miteinander gehen, so lange sie wollen. Mondscheinkino am Strand, Ausflüge mit dem Boot, Little Beach, Nachrichten in der Schreibtischschublade bei Foley’s, Rendezvous am Indian Grave … harmlose Vergnügungen, mit denen sie weder das eigene Leben noch das anderer Menschen zugrunde richten.«
Mitten in ihrer Tirade sah Elizabeth Rumer an, dann wandte sie den Blick abrupt ab. Geheimnisse lagen in der Luft. Rumers Herz begann schneller zu schlagen; sie wusste, der Zeitpunkt war gekommen, sich der Wahrheit zu stellen, vor der sie die Augen immer verschlossen hatte. Elizabeths Blick war wie ein Messerstich gewesen, und es bedurfte ihrer ganzen Kraft, normal zu atmen.
Michael und Quinn hielten sich an den Händen, schmiegten sich neben dem Sessel aneinander. Rumer betrachtete die beiden, eingehüllt in ihre Liebe, blind und taub für alles, was ringsum geschah. Sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen, verschränkte die Arme über der Brust, um sich zu wappnen.
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Michael«, sagte Rumer.
»Danke.«
»Vielleicht möchtet ihr eine Weile allein sein«, sagte sie.
»Ich bin seine Mutter.« Elizabeth lächelte. »Und ich habe noch keine Lust, das gesellige Beisammensein zu beenden.«
Michael zögerte, unsicher, wie er sich jetzt verhalten sollte.
»Vielleicht sollten wir versuchen, Grandpa per Funk zu erreichen – damit er die Chance hat, dir zu gratulieren. Oder wir wenden uns doch an die Küstenwache, wenn Tante Rumer sich solche Sorgen macht. Ich weiß, er würde deinen Geburtstag keinesfalls verpassen wollen …«
»Vielleicht wäre es wirklich besser, sie zu benachrichtigen.« Quinn sah beunruhigt aus.
»Es geht ihm gut«, sagte Zeb leise und sah Quinn und Michael an. »Und jetzt Abmarsch, amüsiert euch, ihr zwei. Macht euch einen schönen Abend. Wir sehen uns später.«
»Bist du sicher, dass alles in Ordnung mit ihm ist?«, fragte Michael.
Zeb nickte. »Ja, glaube mir. Es geht ihm bestens.«
Händchen haltend, nahmen die beiden Quinns braunes Tagebuch und eilten davon. Rumer hörte, wie ihre Stimmen verklangen, als sie den Weg zum Bootshafen hinunterliefen. Kurz darauf sah sie, wie sie Quinns Boot anließen, die Positionslampen einschalteten und in Richtung Sund preschten – um von den Erwachsenen wegzukommen und allein zu sein.
»Es geht ihm gut«, wiederholte Zeb mit Nachdruck.
»Woher willst du das wissen? Nur weil du selbst solche Dinge gemacht hast – allein im Weltraum herumgeflogen bist?«
»Nein, deshalb nicht.«
»Weshalb dann?«, fragte Rumer. »Nach Irland zu segeln ist eine Nummer zu groß für ihn … und das, ohne auf Wiedersehen zu sagen. Ich mache mir Sorgen, Zeb – vielleicht ist er in Gefahr geraten, oder –« Sie verstummte, sämtliche Möglichkeiten in Betracht zu ziehen ging über ihre Kräfte.
»Er befindet sich bereits auf dem Heimweg«, sagte Zeb und legte den Arm um Rumer.
»Wie bitte?«, sagte Elizabeth. »Entschuldige, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie du auf die Idee kommst. Als ich ihn das letzte Mal sah, machte er alles für den Aufbruch nach Galway klar – hör auf, ihr Märchen zu erzählen, um sie zu beschwichtigen, Zeb. Sie muss erwachsen werden und akzeptieren, dass ihr Vater sein eigenes Leben hat.«
»Er durchquert gerade die Buzzards Bay«, sagte Zeb. »Wenn er seinen Kurs beibehält, wird er Point Judith noch vor Mitternacht umrunden.«
»Woher weißt du das?«, staunte Rumer.
»Ich habe ihn ständig im Auge.«
»Im Auge –«
»Glaubst du, ich hätte seelenruhig zugeschaut, wie er zu seinem Segeltörn nach Irland aufbricht, ohne ihn im Auge zu
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