Sternstunde der Liebe (German Edition)
zusammengehörten, hätten auf der körperlichen Ebene beinahe nachgeholt und umgesetzt, was sie auf der Verstandesebene schon immer gewusst hatten: dass sie sich liebten.
Bis zum Frühjahr waren sie verrückt nacheinander gewesen. Die Sehnsucht während der Wintermonate, getrennt in ihrem jeweiligen College, hatte sie schier um den Verstand gebracht, und Zeb war fest entschlossen, alles zu tun, um sie zu besitzen. Er hatte einen fantastischen Plan geschmiedet.
Tagundnachtgleiche, Frühlingsbeginn. Ungezählte Dinge, die es in der freien Natur zu beobachten gab: die Rückkehr der Zugvögel, Blutkraut und Wachslilien, Schlangen, die aus ihrem Winterschlaf erwachten, die Sternbilder im Frühjahr. Er stellte sein Zelt in den verborgenen Niederungen hinter dem Indian Grave auf – die alte Indianergrabstätte war das entlegenste Fleckchen Erde im Umkreis von Hubbard’s Point. Dort waren sie vor Entdeckung sicher. Sie würden die Abgeschiedenheit und alle Zeit der Welt haben, um inmitten des erwachenden Frühlings zum ersten Mal miteinander zu schlafen.
Die Vorarbeit hatte er geleistet: ein Anruf in ihrem Studentenheim mit der Bitte, nach Hubbard’s Point zu kommen, ein Zettel in der Tischschublade im Foley’s, auf dem stand, wo und wann sie sich treffen würden. Aber sie war nicht erschienen. Zeb hatte gewartet, alleine in seinem Zelt neben der Grabstätte, und das muntere Geräusch der Laubfrösche ringsum schien ihn zu verhöhnen. Vielleicht war sie einfach noch nicht so weit. Vielleicht hatte er die Sache überstürzt, sie unter Druck gesetzt. Dennoch fühlte er sich verschmäht und gedemütigt und war sich nicht sicher, ob er überhaupt jemals darüber hinweggekommen war.
Wären sie damals beisammen geblieben? Hätten einander für immer angehört? Zeb war treu, auch wenn Rumer ihm das nicht abnehmen würde. Elizabeth war die erste und bis zur Scheidung die einzige Frau gewesen, mit der er geschlafen hatte. Und mit dem ersten Mal war sein Schicksal besiegelt: Seine eigene Dummheit, seine triebhafte Begierde hatten ihn blind für die Zukunft gemacht. Er war mit Elizabeth Larkin im Bett gelandet, und es gab kein Zurück.
Als er jetzt im Garten stand, konnte er nicht verhindern, dass sich auch der Rest der qualvollen Geschichte wie ein Film vor seinem inneren Auge abspulte. Die Art, wie Elizabeth und er ein Paar geworden waren: Wenige Wochen danach hatte Elizabeth Rumer und ihn eingeladen, sich ein Theaterstück anzuschauen, in dem sie mitspielte. Rumer war nach New York gekommen. Zeb, der immer noch schmollte, weil er versetzt worden war, hatte sich derart zugeknöpft gegeben, dass sie lachend beschlossen hatte, nach Hartford zurückzufahren, um für die Prüfungen zu lernen. »Dort ist wenigstens niemand grundlos sauer auf mich«, hatte sie gespottet. Elizabeth konnte das nicht entgangen sein. Denn als er sie nach der Aufführung von Romeo und Julia nach Hause begleitet hatte, hatte sie seine Hand genommen.
Er hatte an Rumer gedacht und seine Hand weggezogen. »Was ist los, Zeb?«
»Nichts. Außer, dass wir nur Freunde sind und nicht mehr.«
»Wie Rumer und du?«
Zeb war um eine Antwort verlegen gewesen. Was wusste Elizabeth? Was hatte Rumer ihr anvertraut? Die Schwestern schienen keine Geheimnisse voreinander zu haben, aber er hatte geglaubt, dass Rumer über so persönliche Dinge, die sie und ihn betrafen, schwieg – selbst vor Elizabeth.
»Ich dachte, ihr beide seid eher wie Bruder und Schwester als … du weißt schon«, hatte Elizabeth gesagt. »Vielleicht ist das euer Problem.«
»Was für ein Problem?«, hatte er mit klopfendem Herzen gefragt. Rumer hatte ihr also alles erzählt. Vielleicht hatte sie ihn an der Grabstätte aus Gründen versetzt, von denen er nichts ahnte. Vielleicht liebte sie ihn nicht mehr. Was wäre, wenn es einen anderen gab?
»Die Tatsache, dass ihr offenbar nicht zusammenfindet. Vielleicht soll es einfach nicht sein, Zeb. Wenn die Beziehung von Anfang an rein platonisch war, fällt es manchmal schwer, den Absprung zu schaffen. Offenbar ist sie eher eine jüngere Schwester für dich.«
»Und du bist älter und weiser?«
»Hey! Pass auf, was du sagst, von wegen ›älter‹.« Sie beugte sich vor und zerzauste seine Haare, ließ ihre Finger über die Seiten seines Gesichts gleiten.
»Entschuldigung«, hatte er errötend gesagt, während Hitze in ihm aufwallte und er die Begierde zu zügeln versuchte, die er stets für Elizabeth empfunden hatte. Den Blick zu Boden
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