Sternstunden des Universums
bereits einer mit einem erdähnlichen Planeten findet, können – so der naheliegende Schluss – erdähnliche Planeten nicht so selten sein wie bisher angenommen. Für Philip Paris vom Institut für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sind erdähnliche Planeten demnach nichts Außergewöhnliches, und Steven Vogt vermutet sogar bei 10 Prozent aller Planetensysteme einen Planeten, auf dem Leben möglich ist.
Mit der Anzahl der bewohnbaren Planeten – allein in unserer Galaxis könnte es bis zu einer Milliarde geben – wächst auch die Wahrscheinlichkeit für Formen außerirdischen Lebens. Man darf jedoch nicht erwarten, dass die bisher vergebliche Suche nach extraterrestrischer Intelligenz demnächst einen ersten »Treffer« verbucht. Die vermuteten habitablen Planeten sind ja nicht erst zum Zeitpunkt der vermeintlichen Entdeckung des Planeten Gliese 581g entstanden. Wenn es sie denn gibt, dann existiert die Mehrzahl von ihnen sicher schon mehrere Milliarden Jahre. Eigentlich Zeit genug für die Entwicklung von Leben! Warum die 1960 von einer Gruppe um den Astronomen Frank Drake mit dem Projekt OZMA begonnene Suche nach ETI (Extraterrestial Intelligence) noch nicht erfolgreich war, kann viele Ursachen haben. Vielleicht auch die, dass entgegen aller Vermutungen bewohnbare Planeten doch seltene Exemplare sind.
Bis zum Beweis des Gegenteils sollten wir uns an unserem eigenen lebensfreundlichen Planeten erfreuen.
Kapitel 10
Heller – größer – schwerer
Es ist wie im richtigen Leben: Einer ist größer, ein anderer dicker, und ein Dritter läuft schneller. Und einer unter den Großen ist der Größte, unter den Dicken der Dickste und unter den Schnellen der Schnellste. Das sind dann die »Rekordhalter«. Sollte das in der großen Familie der Sterne anders sein? Nein, es ist genauso! Nur sind Größe, Dicke und Schnelligkeit von anderen Dimensionen als im täglichen Leben, sie sind schlichtweg gigantisch. Ein Beispiel mag das verdeutlichen: Die Sonnenscheibe nimmt am Himmel einen Winkel von rund einem halben Grad ein, genauso viel wie der Vollmond. Wäre die Sonne 100-mal größer, dann würde sie am Himmel einen Winkel von rund 50 Grad beanspruchen, beziehungsweise fast ein Drittel des gesamten Firmaments würde von der Sonnenscheibe eingenommen! Ein Stern 100-mal größer als unsere Sonne hätte einen Durchmesser von unvorstellbaren 140 Millionen Kilometern. Wie sich noch zeigen wird, ist das jedoch nur ein Bruchteil dessen, was ein »Rekordhalter« zu bieten hat.
Jede Galaxie des Universums beherbergt ein paar besonders große, helle und massereiche Sterne. Die meisten sind jedoch so weit entfernt, dass auch mit den besten Teleskopen eine genaue Klassifizierung sehr schwierig ist. In diesem Kapitel bleibt daher die Suche nach Rekordhaltern auf unsere Galaxis, also auf die Milchstraße, und auf die uns nächsten Nachbarn, beispielsweise die Große und die Kleine Magellansche Wolke, beschränkt. Da man nicht ausschließen kann, dass in einer weiter entfernten Galaxie ein noch hellerer oder größerer Stern leuchtet, sind die hier aufgeführten Rekorde auch nicht absolut, sondern nur relativ. Und überhaupt: Wie lange hat ein Sternrekord Bestand? Täglich liefern die vielen Teleskope den Astronomen Unmengen an Daten. Schon morgen kann eine Neuentdeckung den alten Rekordhalter vom Sockel stürzen. Wer weiß, vielleicht ist die folgende Liste der Superlative schon in Kürze überholt!
Los geht’s mit dem Superlativ Nummer 1, dem hellsten Stern: LBV 1806-20. Wie Eta Carinae, dem in diesem Buch ein ganzes Kapitel gewidmet ist, gehört auch er zur Klasse der »Leuchtkräftigen Blauen Veränderlichen« (LBV). Seit 2004 gilt er als hellster Stern der Milchstraße. Seine Leuchtkraft schwankt zwischen fünf Millionen und rund 40 Millionen Sonnenleuchtkräften! Mit bloßem Auge ist er dennoch nicht zu sehen. Das liegt daran, dass der Überriese etwa 49000 Lichtjahre entfernt am anderen Ende der Milchstraße funkelt und Gas- und Staubwolken zwischen uns und dem Stern circa 90 Prozent seines sichtbaren und infraroten Lichts absorbieren. Sein Alter schätzen Astronomen auf rund eine Million Jahre, seine Oberflächentemperatur auf 18000 bis 32000 Grad. Mit Vorsicht zu genießen sind die Angaben zur Masse des Sterns, sie könnte 200-mal größer sein als die unserer Sonne (Abb. 40).
Abb. 40: Im Größenvergleich mit dem hellsten Stern der Milchstraße, LBV 1806-20, wirkt unsere Sonne
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