Sterntaler: Thriller (German Edition)
Frauen, die für diese Aufgaben geschaffen waren, längst in den Vorstandsetagen säßen.
Alex hatte gelacht, als sie sagte, sie wolle sowohl Axberger als auch Lund vernehmen. Sie selbst fand das alles andere als witzig. Vor dem Gesetz waren sie doch wohl alle gleich, oder nicht?
Peder und Alex hielten zum ersten Mal unter vier Augen eine Morgenbesprechung in der Löwengrube ab. Die Gardinen waren zugezogen und die Tür geschlossen. Keiner der anderen Ermittler wurde informiert.
»Zum Teufel, was machen wir jetzt?«, fragte Peder.
Alex hatte fast die ganze Nacht über die Sache nachgedacht. Er war viel zu spät und viel zu aufgedreht von Diana nach Hause gekommen. Menschen in Trauer konnten nur selten Energie spenden, doch Diana war dazu in der Lage.
»Ich spreche mit Fredrika«, antwortete Alex, »und dann fährst du und schnappst dir Spencer Lagergren. Sofern nicht in der Zwischenzeit irgendetwas geschehen ist, das die Situation verändert hätte.«
Peder schüttelte traurig den Kopf. »Ich begreife nicht, wie sie uns diese Information vorenthalten konnte.«
»Ich weiß schon, warum«, sagte Alex trocken. »Ganz sicher wollte sie uns andere nicht mit hineinziehen, weil sie von Spencers Unschuld überzeugt ist. Mal ehrlich– jeder von uns hätte sich genauso verhalten.«
Peder wollte lieber nicht darüber nachdenken, er war einfach verärgert über die Sache.
»Hast du noch mehr über diesen Filmclub herausgefunden?«, fragte Alex.
»So einiges«, sagte Peder. »Wenn du mich fragst, war das ein richtiger Snobverein. Wenige Mitglieder, keine hohe Effektivität. Das erste Mal zog das Quartett die Aufmerksamkeit auf sich, als es 1960 auf einer Kinopremiere hier in Stockholm aufkreuzte und tags darauf den gezeigten Film in einer gemeinsamen Rezension in Dagens Nyheter verriss.«
»1960? Das klingt ja, als wären sie ziemlich lange aktiv gewesen.«
»Knapp fünfzehn Jahre. Und sie waren nie mehr als vier. Thea Aldrin war von Anfang an dabei, Morgan Axberger ebenso. Damals war Aldrin vierundzwanzig, Axberger einundzwanzig. Wusstest du, dass er sich in den ersten Jahren seinem Vater widersetzte, indem er Gedichte schrieb?«
Alex war erstaunt. Morgan Axbergers Vater hatte das Unternehmen gegründet, das der Sohn jetzt leitete. Er hatte nicht gewusst, dass dem Führungswechsel eine Art Revolte vorangegangen war.
Peder sah seine Reaktion. »Ich weiß, ich war auch verdammt erstaunt. Aber wie dem auch sei, die erste Gedichtsammlung von Morgan Axberger wurde veröffentlicht, nachdem er den Wehrdienst abgeleistet hatte, und erhielt sowohl Aufmerksamkeit als auch gute Rezensionen.«
»Und so wurde er Mitglied in dem Filmquartett ›Sterntaler‹«, ergänzte Alex. Er konnte sich sehr gut vorstellen, welchen Eindruck Morgan Axbergers Revolte auf Menschen wie Thea Aldrin gemacht und wie ihm dies in vielerlei Hinsicht den Weg geebnet hatte.
»Wer waren die anderen Mitglieder?«
Peder holte eine schlechte Kopie eines Schwarzweißfotos heraus, das auf einer Filmpremiere von der Gruppe gemacht worden war. »Hier hast du Aldrin und Axberger.« Er zeigte auf das Bild. »Und rate mal, wer dieser Typ hier links ist.«
»Keine Ahnung.«
»Aldrins Ex, den sie zu Hause in ihrer Garage erstochen hat.«
Alex gab einen Pfiff von sich. »Verdammt langer Kerl.«
»Und sie verdammt klein. Wusstest du, dass er die Vaterschaft für den Sohn nie anerkannt hat?«
Wieder tauchte die Erinnerung an die Angeltour mit Torbjörn Ross auf. Das Wochenende im Sommerhaus des Kollegen verursachte ihm einen immer übleren Nachgeschmack. Alex hatte neue und unschöne Seiten an Ross kennengelernt, die darauf hinwiesen, dass irgendetwas mit ihm nicht in Ordnung war. »Ja, das habe ich gehört«, murmelte er als Antwort auf Peders Frage. »Wie hieß er noch gleich, der Ex?«
»Manfred Svensson. Offenbar war es ein Skandal, dass sie ein Kind erwarteten, ohne heiraten zu wollen.«
Alex sah wieder das Bild an. »Und wer ist der vierte Mann?«
»Ein Literaturkritiker, der 1972 an einem Herzinfarkt starb. Keine wirklich bekannte Person. Er war es übrigens, den Lagergren ersetzte.«
»Wissen wir, wie es dazu kam, dass Lagergren Mitglied im Filmclub wurde?«
»Nein, keine Ahnung. Das müssen wir ihn selbst fragen, wenn wir ihn vernehmen.«
Da war wieder das Unbehagen. Den Lebensgefährten einer Kollegin zu verhören war eine ihrer undankbarsten Aufgaben. Darüber hinaus den Verdacht haben zu müssen, dass die Kollegin Fakten unterschlagen hatte,
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