Sterntaler: Thriller (German Edition)
ohnehin schon war. »Er wollte wissen, ob Thea Aldrin Besuch bekam. Erst dachte ich, er wäre an mir interessiert, weil er… weil er eine Beziehung mit mir wollte. Aber das wollte er in Wahrheit gar nicht. Er brauchte lediglich eine Spionin im Pflegeheim.«
»Und Sie waren diese Spionin.«
»Als mir das klar wurde, wollte ich unsere Beziehung beenden. Ich verweigerte die Zusammenarbeit. Aber dann ging alles schief.« Dicke Tränen liefen über ihre Wangen.
»Für welchen von Theas Besuchern interessierte er sich genau?«, fragte Fredrika.
»Für alle. Aber es kamen ja nur so wenige. Nur dieser Polizist, Torbjörn Ross, der schon viele Jahre kam, und hin und wieder ein Journalist. Doch dann tauchte plötzlich Rebecca Trolle auf. Sie wollte mit Thea reden, weil sie eine Seminararbeit über sie schrieb.« Malena schnäuzte sich.
»Haben Sie Axberger berichtet, dass Rebecca da war?«
»Ja. Ich hatte an dem Tag zufällig Dienst.«
Fredrika schluckte. Morgan Axberger schien sehr gute Gründe zu haben, sich von der Polizei fernzuhalten. Außerdem war er alt genug, um sämtliche Opfer ermordet zu haben, die in Midsommarkransen gefunden worden waren.
»Sie haben gesagt, Ihr Versuch, Ihre Verbindung zu ihm abzubrechen, sei schiefgegangen?«, hakte Fredrika nach.
Malena antwortete mit matter Stimme: »Er hat mich eines Morgens erwischt, als ich gerade zu einer Vorlesung gehen wollte. Da hatte ich schon begriffen, dass er gefährlich war, und mich vor ihm versteckt. Aber nicht lange genug. Er hat mich einen Tag lang in seiner Wohnung gefangen gehalten.«
»Was hat er getan?«
Neue Tränen flossen. Dann ein Flüstern: »Er hat mir einen Film gezeigt.«
Fredrika wand sich innerlich, aber sie musste es genau wissen. »Was für einen Film?«
»Einen höllischen, einen ekelhaften Film. So ein Film ohne Ton, der nur ein paar Minuten dauert.«
Fredrika hielt die Luft an.
»Erst habe ich gar nicht begriffen, was ich da sah. Der Film ist in einem Raum aufgenommen worden, wo alle Wände mit Laken verhängt sind. Ein junges Mädchen kommt herein und dann ein Mann mit einer Maske vor dem Gesicht…«
Fredrika wusste Bescheid. Alex hatte ihr von dem Film erzählt. Sie hatte das Angebot, ihn anzusehen, ausgeschlagen.
Malena weinte.
»Sie wird niedergeschlagen. Mit einer Axt. Und dann erstochen. Ich dachte erst, das wäre ein kranker Witz. Bis alles vorbei war. Da beugt sich der Mann über das Mädchen und schaut dann in die Kamera. Er lacht, er ist fast wahnsinnig vor Lachen, als er die Maske abnimmt. Es war ein alter Film, aber man konnte den Mann trotzdem erkennen. Das personifizierte Böse.«
Fredrikas Mund war trocken. »Warten Sie… Sie haben gesagt, nachdem das Mädchen tot war, nahm der Typ, der sie ermordet hatte, die Maske ab?«
Die Zeit im Verhörraum stand still.
Malena nickte. »Keine Ahnung, wer er war. Er hat nur in die Kamera gelächelt, aber er schien sehr zufrieden mit sich selbst. Als der Film zu Ende war, ging Morgan in den Flur, und als er zurückkam, hielt er eine Axt in der Hand. Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben so laut geschrien.« Sie zitterte, ihr Gesicht war jetzt leichenblass. »Ich habe versucht wegzurennen, aber er jagte mich wie ein Tier. Er hat mich auf den Boden gezwungen und dann die Axt geschwungen. Mehrmals schlug sie im Parkett ein, nur wenige Zentimeter von meinem Kopf entfernt. Ich war ganz sicher, dass er mich umbringen würde. Als er das letzte Mal die Axt erhob, hielt er plötzlich inne und beugte sich über mich. Fragte, ob ich leben oder sterben wollte. Wenn ich leben wollte, dann würde ich die Klappe halten und weiterhin im Pflegeheim arbeiten, solange Thea Aldrin lebte. Und wenn ich mich ihm jemals widersetzte, würde er mit der Axt zurückkehren.«
Malena fuhr sich mit den Händen durch ihr widerspenstiges Haar. Fredrika wusste jetzt, dass es mehrere Kopien von dem Snuff-Film geben musste. Eine kurze Version, in der die Identität des Täters nicht offenbart wurde, die man anderen zeigen und vielleicht sogar verkaufen konnte. Und eine lange…
»Und Sie haben sich nicht getraut, zur Polizei zu gehen?«, fragte Fredrika.
»Unter keinen Umständen. Er hat schließlich gesagt, wie es ist, dass nämlich die Polizei an einen wie ihn nicht herankommt. Keiner würde mir glauben, wenn ich sagte, dass Morgan Axberger mit einer Axt bei mir zu Hause gewesen und mein Leben bedroht hätte.«
Wahr. Traurig, aber wahr.
Fredrika ahnte, dass Malena noch nicht alles
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