Sterntaler: Thriller (German Edition)
erzählt, warum die Bücher publiziert worden waren?«, fragte Fredrika.
»Um mich zu schützen.«
»Um Sie zu schützen? Wovor?«
»Es gab noch einen anderen Grund, warum sie meinen Vater nötigte zu verschwinden. Er und jemand anders hatten im alten Lusthaus meiner Großeltern einen Film gedreht, den man heute wohl Snuff-Film nennen würde. Mama fand ihn zufällig, und ihr war ganz egal, ob der Film echt war oder nicht. Mein Vater sollte ihr Haus verlassen, und zwar ein für alle Mal. Er ging und nahm den Film mit. Erst später fand sie das Manuskript dazu auf dem Dachboden. Als er dann kurz nach meinem zwölften Geburtstag plötzlich wieder auftauchte, ließ sie das Manuskript veröffentlichen und drohte damit, den wahren Urheber zu offenbaren, wenn er sich nicht von uns fernhielt. Das funktionierte offenbar eine Weile gut– bis er eines Tages wieder auftauchte, um Rache zu nehmen. Und da tötete sie ihn.«
Fredrika legte den Kopf schief und versuchte, sich die Geschichte vorzustellen, die Johan Aldrin erzählt hatte. Dann war es also Theas Ex gewesen, der den Film gedreht hatte. Fredrika hatte unzählige Fragen, die sie gar nicht alle stellen konnte. Sie hatten es eilig. Sie mussten zuerst auf die wichtigsten Fragen Antworten erhalten.
»Haben Sie den Film je gesehen, den Ihre Mutter gefunden hatte?«, fragte Alex.
»Nein.«
»Und Sie wissen auch nicht, wer außer Ihrem Vater dabei war, als er gedreht wurde?«
»Nein.«
Alex lehnte sich zurück. »Würde es Sie erstaunen, wenn ich Ihnen sage, dass es Morgan Axberger war?«
Zumindest Alex war erstaunt gewesen, als Fredrika ihm erzählte, was Malena Bremberg ihr berichtet hatte.
»Das würde mich sehr erstaunen.« Johan Aldrin zog die Augenbrauen hoch.
»Wissen Sie, Herr Aldrin«, sagte Alex bedächtig. »Wenn es etwas gibt, das mir schwerfällt zu glauben, dann sind es Zufälle. Wie kann es angehen, dass Sie ausgerechnet in Axbergers Konzern landeten?«
»Morgan weiß, wer ich bin. Von meiner Mutter erfuhr ich, dass er mir helfen wollte, wenn ich je nach Schweden zurückkäme. Offensichtlich war er ihr einen Gefallen schuldig.«
»Wusste Ihre Mutter denn, dass er bei dem Film mit von der Partie war?«, fragte Fredrika.
»Möglich«, antwortete Johan Aldrin. »Ich habe diesen Film selbst nie gesehen, sie aber schon, und vielleicht entschied sie sich, darüber zu schweigen. Um es später auszunutzen? Ich weiß es wirklich nicht.«
Fredrika wusste es auch nicht. Sie wusste nur, dass es den Film zwar in mindestens zwei Versionen gab, man aber in keiner der beiden erkennen konnte, wer hinter der Kamera gestanden hatte. Wenn Thea gewusst hatte, dass es Axberger gewesen war, dann musste es ihr jemand erzählt haben.
Welche Filmversion hatte Thea Aldrin wohl gesehen? Und hatte sie gewusst, dass der Film echt war?
»Wo finden wir Morgan Axberger?«, fragte Alex.
»Das weiß ich nicht.«
»Denken Sie nach. Gibt es keinen besonderen Ort, den er in einer solchen Lage aufsuchen würde?«
Johan Aldrin zögerte. »Vielleicht das Landhaus des Unternehmens. Auf Storholmen. Er hat da draußen das alte Haus meiner Großeltern gekauft.«
»Warum ausgerechnet dieses Haus?«
»Das frage ich mich auch.«
Alex fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Aldrin hatte noch mehr zu erklären. Viel mehr.
»Rebecca Trolle«, sagte er.
Aldrin nickte.
»Hat sie je erfahren, dass Sie Thea Aldrins Sohn sind?«
»Nicht soweit ich weiß. Sie hat es zumindest nie angedeutet. Und ich habe es ihr ganz sicher nicht erzählt.«
»Ist es nicht ein seltsamer Zufall, dass ausgerechnet Sie ihr Mentor wurden?«, fragte Fredrika.
»Natürlich. Ich weiß, dass es vollkommen unwahrscheinlich klingt, doch als ich Rebeccas Mentor wurde, hatte ich nicht die geringste Ahnung, welches Thema sie für diese Seminararbeit gewählt hatte. Wenn ich es gewusst hätte, ja, da können Sie sicher sein, dass ich mich ihrer nicht angenommen hätte.«
Oder vielleicht doch. Der einzige Zufall, den Alex bereit war zu kaufen, war, dass Valter Lund sich in das Mentorenprogramm begeben hatte, weil er sich ehrlich für die Ziele junger Menschen interessierte, und dann ausgerechnet einem Mädchen zugeteilt wurde, das eine Seminararbeit über seine eigene Mutter schrieb. Hingegen betrachtete Alex es als vollkommen unwahrscheinlich, dass er es abgelehnt hätte, Rebeccas Mentor zu sein, hätte er ihr Thema gekannt. Dazu war er viel zu sehr ein Machtmensch.
»Sich ihrer angenommen…«, echote Alex. »Sie hatten
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