Sterntaler: Thriller (German Edition)
halb ernst.
Mach es nicht so wie wir anderen, vergiss nicht, dass du eine Familie hast, sowie du nach der Elternzeit wieder anfängst zu arbeiten.
»Das werde ich auch«, sagte Fredrika. »Ich möchte nur noch ein wenig lesen, dann gehe ich nach Hause. Sie muss eine ungeheuer aktive Person gewesen sein.«
»Rebecca? Ja, und das ist noch untertrieben. Die Ermittlungen waren ein wahres Labyrinth an Holzwegen! Nebenjobs, Studentenleben, Kirchenchor, Freunde und was nicht alles.«
»Wir müssen mit dieser Freundin und deren Tochter reden. Über das Gerücht, dass sie sich übers Internet prostituiert haben soll.«
»Ja, unbedingt– aber nicht jetzt, Fredrika. Du gehst jetzt nach Hause.«
Sie erwiderte sein Lächeln. »Gleich. Eine Frage noch: Was hat sie studiert, ehe sie verschwand?«
»Ich glaube, Literaturwissenschaft.«
»In welchem Semester? Wie weit war sie?«
»Das weiß ich nicht mehr. Ich glaube, sie war dabei, eine Seminararbeit zu schreiben. Wir haben damals ihren Tutor befragt. Ein eingebildeter Typ, aber kaum ihr neuer Freund und sicher kein Mörder.«
»Hatte er ein Alibi?«
»Genau wie alle anderen, mit denen wir geredet haben.«
Fredrika trommelte auf die Papiere, die vor ihr lagen. »Ich frage mich, wer ihr neuer Freund war. Es könnte ja wirklich jemand gewesen sein, den sie im Netz kennengelernt hatte.«
Alex nickte zustimmend. »Gut möglich. Aber warum hat uns dann nicht ein einziger Mensch von ihm erzählt? Über so was redet ihr Mädels doch.«
»Natürlich.« Fredrika sah nachdenklich aus. »Das Kind«, sagte sie dann. »Es muss doch irgendjemand gewusst haben, dass sie schwanger war. Und sie muss bei irgendeiner Sprechstunde gewesen sein.«
»Sicher? Im vierten Monat?«
Fredrika durchsuchte die Papierstapel. »Ich habe die Ermittlungsprotokolle gründlich durchgesehen«, sagte sie. »Ihr habt ihr komplettes Zimmer auf den Kopf gestellt, habt notiert, welche Fluortabletten sie eingenommen und welche Tampons sie benutzt hat. Nirgends ein Wort über die Pille.«
Alex trat ins Zimmer, stellte sich hinter sie und sah ihr über die Schulter. »Es gibt irgendwo ein Verzeichnis über sämtliche Medikamente, die wir in ihrem Zimmer gefunden haben.«
»Hustensaft, Aspirin, Ibuprofen«, las Fredrika vor. »Glaub mir, nichts von dem eignet sich als Verhütungsmittel.«
»Vielleicht waren sie ihr ausgegangen«, meinte Alex, »und weil sie keine feste Beziehung hatte, hat sie das Rezept nicht erneuert?«
»Und als sie dann trotzdem Sex hatte, hat sie nicht verhütet? Das klingt seltsam, wenn man bedenkt, wie vorsichtig sie vorher war.« Fredrika drehte sich zu Alex um. »Ich würde gerne Diana Trolle anrufen und fragen, ob sie weiß, wo ihre Tochter die Pille verschrieben bekommen hat.«
»Okay«, sagte Alex. »Tu das. Dann kriegen wir vielleicht eine Antwort darauf, wann sie aufgehört hat, sie zu nehmen.«
»Genau. Und außerdem bekommen wir weitere Informationen über ihre Schwangerschaft, jedenfalls wenn sie das Rezept für die Pille in einer der Müttersprechstunden der zentralen Gesundheitsversorgung bezogen hat. Denn warum sollte sie für die Betreuung ihrer Schwangerschaft eine andere Einrichtung aufsuchen?«
»Wenn sie darüber überhaupt mit irgendjemandem gesprochen hat.«
Fredrika schob die Akten auf dem Schreibtisch zusammen und gab sie Alex. »Ich rufe Diana Trolle gleich mal an. Dann gehe ich nach Hause. Schon was von den Leuten gehört, die Håkan Nilsson auf den Fersen sind?«
Alex hielt sich die Akten vor die Brust. »Noch nicht. Er ist immer noch bei der Arbeit. Peder und ich werden ihn wahrscheinlich noch heute Abend zum Verhör holen.«
Fredrika nickte und versuchte, sich daran zu erinnern, wie Håkan Nilsson auf den Bildern in der Akte ausgesehen hatte. Blass, dünn, verirrter Blick. Auf manchen der Fotos sah er wütend aus. Wie wütend musste man sein, um jemanden zu erschlagen und zu zerstückeln, die Leiche in Plastiksäcke zu legen und zu vergraben?
Es schauderte sie. Der Tod war nie etwas Schönes, aber manchmal war er so widerwärtig, dass man ihn noch nicht einmal mehr verstehen konnte.
Diana Trolle wusste genau, wo ihre Tochter das Rezept für die Pille bezogen hatte: erst in der Mädchensprechstunde in Spånga und dann– als sie zu alt geworden war, um dorthin zu gehen– von der Gesundheitszentrale Serafen gleich gegenüber vom Stadshuset.
»Sie war sehr zufrieden mit der Betreuung«, erinnerte sich Diana. »Ich selbst bin nie dort
Weitere Kostenlose Bücher