Sterntaler: Thriller (German Edition)
Håkan?«
»Der hat sich in alles eingemischt, hat gesagt, ich solle Rebecca nicht mehr anrufen. Der war total krank im Kopf, hat nicht begriffen, dass Rebecca nicht wollte, dass er anruft.«
»Hat Rebecca Håkan als ein Problem angesehen?«
Daniella lachte trocken. »Er hing an ihr wie ein Hund. Glaubte, dass sie Seelenverwandte wären oder so.«
»Aber das waren sie nicht?«
»Verdammt, überhaupt nicht! Am Ende hat sie ihn überhaupt nicht mehr ertragen.«
Ob sie Daniella wohl besser ertragen hatte?, fragte sich Fredrika im Stillen.
»Wann haben Sie zum letzten Mal von Rebecca gehört?«, meldete sich Cecilia zu Wort.
»Am Tag bevor sie verschwand. Ich habe sie angerufen und wollte reden, aber sie hatte keine Zeit. War auf dem Weg zu ihrem eingebildeten Tutor. Sie wollte später zurückrufen, das hat sie aber nie gemacht.«
Fredrika speicherte die Bezeichnung für den Tutor ab. Die war schon mehrere Male gefallen, aber sie wusste immer noch nicht, wie sie es einzuordnen hatte. »Noch eine letzte Frage«, sagte sie dann. »Wissen Sie, ob Rebecca Internetdating betrieb?«
»Das tun doch alle.«
»Okay, aber erinnern Sie sich, ob Rebecca mal davon gesprochen hat?«
»Nein, nicht dass ich wüsste.«
»Wir haben Gerüchte gehört, dass sie sich übers Internet… verkauft haben soll. Wissen Sie davon?«
Daniella sah sie an, ihre Wangen wurden rot. »Nein.« Ihre Stimme war gedämpft, kaum mehr als ein Flüstern.
»Daniella, es ist äußerst wichtig, dass Sie bei dieser Frage keine Informationen zurückhalten«, sagte Cecilia.
Daniella räusperte sich und sah Cecilia an. »Ich halte nichts zurück, weil ich nichts weiß. Klar?«
»Sie lügt«, sagte Cecilia, als sie sich ins Auto setzten.
»Das habe ich gesehen«, bestätigte Fredrika. »Die Frage ist nur, warum und in welcher Sache.«
9
ALEX HATTE VERSUCHT , DIE RECHTSMEDIZIN zur Eile anzutreiben. Er wollte unbedingt weiterkommen, einen weiteren Schritt näher zu einer sicheren Identifizierung des neuen Opfers, das in der Waldlichtung ausgegraben worden war.
»Ich tue, was ich kann«, hatte der Rechtsmediziner gesagt. »Es geht einfach nicht schneller, wenn die Leiche so alt ist.«
Er versammelte sein Team in einem provisorischen Besprechungsraum. Fredrika war immer noch da. »Wie viel arbeitest du eigentlich? Waren es fünfundsiebzig Prozent?« Er versuchte, nicht böse, sondern engagiert zu klingen.
»Ja, es sind vorerst fünfundsiebzig Prozent«, erwiderte sie. »Eigentlich hatte ich einen Termin nach dem Mittagessen, aber das hat sich anders geregelt.« Der leicht unsichere Tonfall signalisierte ihm, dass der Prozentsatz verhandelbar war. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Der Vater von Fredrikas Kind war angeblich in Alex’ Alter. Keine zehn Pferde könnten ihn selbst dazu bringen, sich noch einmal mit kleinen Kindern abzugeben. Windeln wechseln und nachts wach sein, Rotznasen und Einschulungen. Andererseits weckten diese Gedanken auch Wehmut in ihm. Er selbst hatte damals keine Elternzeit genommen, und die Anzahl Rotznasen, die er abgewischt hatte, hatte sich in Grenzen gehalten. Er hatte sich lange eingeredet, dass er nichts verpasste, sondern dass er die Zeit mit den Kindern später würde nachholen können. Nur wenige Lügen konnten sich in der Weltgeschichte erfolgreicher verbreiten als die, dass man im Nachhinein würde kompensieren können, was man verpasste, während seine Kinder noch klein waren. Als er vor die entsetzliche Aufgabe gestellt worden war, seine Ehefrau, die Mutter seiner Kinder, zu Grabe zu tragen, war offensichtlich gewesen, welcher Elternteil seinen Kindern am nächsten gestanden hatte. Sein Sohn war schon im Laufe des Sommers aus Südafrika gekommen und geblieben, bis alles vorüber war. In jeder Geste, in jedem ausgesprochenen Wort schien Lena in ihrem Sohn auf. Sich selbst konnte Alex in ihm nicht wiedererkennen.
»Der Rechtsmediziner hofft, uns morgen mehr sagen zu können«, berichtete Alex, »aber wir sollen die Erwartungen nicht allzu hoch schrauben. Die zweite Leiche hat so lange unter der Erde gelegen, dass wichtige Spuren vernichtet sind.« Er stand auf und begann, Notizen auf dem Whiteboard zu machen, das an der Wand des Raumes hing. »Zurück zu Rebecca Trolle. Von ihr wissen wir das Folgende: Sie ist auf dem Weg zu einem Fest verschwunden. Sie ist in einem Bus gesehen worden, der in die entgegengesetzte Richtung unterwegs war. Sie erwartete ein Kind, das sie nicht haben wollte, und hatte
Weitere Kostenlose Bücher