Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterntaler: Thriller (German Edition)

Sterntaler: Thriller (German Edition)

Titel: Sterntaler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
Vom Netzwerk:
war.
    Denn nicht selten hatte man Thea als krankhaft asozial bezeichnet. Sie nahm nicht an den Gruppenaktivitäten teil, die im Heim organisiert wurden. Sie aß immer allein in ihrem Zimmer. Ihr abweisendes Verhalten hatte das Personal anfänglich beunruhigt, und ein Arzt war zurate gezogen worden, der zunächst angeboten hatte, ihr Antidepressiva zu verschreiben, doch als er von ihrer Vergangenheit erfuhr, machte er einen Rückzieher. Jemand, der seit bald dreißig Jahren freiwillig nicht mehr sprach, würde nicht plötzlich anfangen, mit den anderen Rentnern Bingo zu spielen, nur weil man ihn mit Antidepressiva fütterte. Er steckte Thea nur seine Karte zu und sagte, sie könne jederzeit, wann immer sie es wünschte, mit ihm Kontakt aufnehmen. Bei einer früheren Gelegenheit hatte Malena gesehen, dass Thea die Karte immer noch besaß und in ihrer Nachttischschublade verwahrte.
    Malena schob einen der Besucherstühle an Theas Bett und setzte sich. Sie sagte nichts, sondern beobachtete die Alte schweigend. Nach einer Weile ließ diese das Buch auf die Brust sinken. Der hellblaue Blick, der sich auf Malena richtete, war messerscharf.
    Glaub bloß nicht, dass ich dumm bin, nur weil ich mich entschieden habe, nicht zu sprechen.
    Malena schluckte einige Male. »Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte sie schließlich.
    Thea sah sie unverwandt an.
    »Wenn Sie nicht reden wollen, dann müssen Sie mir irgendwie anders helfen«, flüsterte Malena. Sie brach ab, versuchte, ihre Worte mit Bedacht zu wählen. »Sie wissen, wovon ich sprechen will. Sie haben die Nachrichten der letzten Tage ja auch verfolgt.«
    Thea wandte den Blick ab und schloss die Augen.
    »Rebecca Trolle«, sagte Malena. »Ich muss erfahren, was Sie wissen.«

19
    PEDER RYDH ATMETE DURCH DAS halb geöffnete Autofenster die kühle Nachmittagsluft ein. Der Wagen roch muffig, er war zu oft benutzt und zu selten geputzt worden. Der Kollege neben ihm sah verfroren aus, beschwerte sich aber nicht.
    Peder hatte den Blick unverwandt auf den Hauseingang von Gustav Sjöö am Mariatorget gerichtet.
    Sie waren schon oben gewesen und hatten geklingelt, doch es hatte niemand geöffnet. Peder hatte ohne Erfolg durch den Briefschlitz in die Wohnung gerufen. Vielleicht befand sich Sjöö ja in seinem Sommerhaus in Nyköping. Deshalb hatte Peder mit der dortigen Polizei Kontakt aufgenommen und sie gebeten, eine Streife dorthin zu schicken. Doch die Kollegen hatten berichtet, dort sei alles dunkel und keine Menschenseele zu sehen.
    Peder rutschte auf dem Autositz nach unten. Einem Mann wie Gustav Sjöö fiel nicht plötzlich ein, dass er sich als Herumtreiber durchschlagen wollte. Er war irgendwo da draußen, und bald würde er wieder nach Hause kommen.
    Ylva rief an und erinnerte ihn an das, was wichtig war im Leben. Er hatte doch wohl den gemeinsamen Freitagabend mit den Jungs nicht vergessen? Nein, habe er nicht, sagte er, aber es würde wahrscheinlich spät.
    »Sehr spät?«
    »In dem Fall melde ich mich noch mal.«
    Es war eigenartig mit der neuen Routine, die sie pflegten; mit Ylvas wachsendem Verständnis für seine Arbeitssituation ging ein Schuldgefühl einher, das neu für ihn war. Früher war er immerzu damit beschäftigt gewesen, seine Lebensentscheidungen zu verteidigen, und hatte daher gar keinen Anlass gesehen, sich schuldig zu fühlen. Und doch hatte er sich, gerade wenn sie keinen Streit hatten, unglücklich gefühlt. Diese Logik konnte er nicht verstehen.
    Der Kollege tippte ihn an. »Ist er das nicht?«
    Peder wusste nicht, was er glauben sollte. Das Gerichtsverfahren und die Turbulenzen der jüngsten Zeit schienen mehr an Sjöö gezehrt zu haben, als Peder sich klargemacht hatte. Er wirkte bleich und gealtert, ganz anders als der Mann auf den Bildern, die Peder in der Akte gesehen hatte.
    Sie stiegen aus dem Auto und schlossen dicht zu ihm auf, als er gerade die Eingangstür öffnen wollte.
    »Gustav Sjöö?«
    Glücklicherweise hatte der Mann die Hand auf der Türklinke, denn jetzt wich ihm alle Farbe aus dem Gesicht, die Lippen wurden bleich, und er riss die Augen auf, als Peder und der Kollege ihre Polizeimarken zückten.
    »Was zum Teufel wollt ihr denn jetzt schon wieder?«
    Das Verhör mit Gustav Sjöö war auf vier Uhr nachmittags angesetzt worden. Es war erst ein paar Stunden her, dass Håkan Nilsson das Haus verlassen hatte, und jetzt führte Peder bereits das zweite Verhör des Tages.
    Er hatte die Kollegin Cecilia Torsson an seiner Seite. Sie gehörte

Weitere Kostenlose Bücher