Sterntaler: Thriller (German Edition)
davon wusste. Vielleicht hatte sie beschlossen, darüber zu schweigen? Sie musste vorerst aus allem, was Alex und Peder gerade beschäftigte, herausgehalten werden. Nur dann würde im Nachhinein niemand kommen und behaupten können, sie wären mit der Sache falsch umgegangen.
Alex hatte sich wieder dem alten Ermittlungsmaterial zugewandt und versucht, Spencers Spur zu verfolgen. Er hatte gesehen, dass Rebecca mehrmals die Zentrale der Universität Uppsala angerufen hatte, das letzte Mal am Tag vor ihrem Verschwinden. Und ihrem Kalender zufolge hatte sie für zwei Tage später ein Treffen mit Spencer Lagergren vereinbart– oder zumindest mit einer Person mit den Initialen » SL «.
Es musste sich bei den Initialen einfach um Spencer Lagergren handeln. Der Kalender war zwar nur eine zweifelhafte Quelle, und natürlich bestand die Gefahr, dass sie die Abkürzungen falsch interpretierten. Und wer wusste schon, wie viele Treffen und Verabredungen Rebecca gehabt hatte, die nicht in ihrem Kalender standen? Oder wie viele sie notiert, aber nicht wieder ausgestrichen hatte?
Trotzdem war es die einzige Informationsquelle, die ihnen zur Verfügung stand.
Alex öffnete die Ermittlungsdatei und suchte nach den knappen Zeilen, die er zu Rebeccas Tutorenwechsel vermerkt hatte. Eine Kommilitonin hatte angedeutet, Rebeccas Unzufriedenheit sei so groß geworden, dass sie sich an einen neuen Tutor aus Uppsala wenden wollte. Er rief diese Kommilitonin an. Formalitäten waren ihm egal, er wollte nur Antworten auf ein paar einfache Fragen.
»Frida.«
»Alex Recht hier, von der Kriminalpolizei. Störe ich?«
Nein, das tat er nicht. Doch er hörte ihrer Stimme an, dass sein Anruf sie nervös machte. Er beeilte sich, ihr zu versichern, dass er hoffe, sie könne noch ein paar Fragen beantworten, auch wenn sie bereits in der vergangenen Woche Kontakt mit seiner Kollegin gehabt hatte.
Sie zögerte. Sie habe doch schon alles erzählt, woran sie sich erinnern konnte.
»Es geht um den möglichen neuen Tutor, mit dem Rebecca Kontakt aufnehmen wollte. Sie erinnern sich nicht zufällig an seinen Namen?«
»Nein, leider nicht. Es tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann.«
»Kein Problem.«
Versuch es trotzdem! An irgendetwas erinnert man sich immer.
»Hat Rebecca den Tutor Ihnen gegenüber überhaupt je mit Namen genannt?«
Er hörte Frida tief atmen.
Warum war es eigentlich so, dass die Atmung eines Menschen von dem, worüber er nachdachte, beeinflusst wurde?
»Ich glaube, ja, das hat sie getan. Aber ich kann mich wirklich nicht mehr an den Namen erinnern. Ich weiß nur noch, dass es irgendwie ein komischer Name war. Gilbert oder so was in der Art.«
»Spencer?«
»Ja!« Erleichterung am anderen Ende. Endlich hatte sie sich erinnert und konnte behilflich sein. »Spencer hieß er und dann irgendwas mit ›gren‹ im Nachnamen.«
Alex betrachtete das Bild von Spencer Lagergren, das er von der Website der Uni heruntergeladen hatte. Markante, entschlossene Gesichtszüge. Silbergraues, dichtes Haar. Adlerblick. Sah so ein Mörder aus, der sein Opfer zerstückelte?
»Wissen Sie, ob die beiden sich persönlich getroffen haben?«
»Nein, das weiß ich leider nicht. Sie wollte ihn natürlich treffen, weil sie Hilfe bei ihrer Seminararbeit brauchte, aber ob es je zu einem Treffen gekommen ist? Keine Ahnung. Aber mir fällt da gerade noch etwas ein… Ich weiß nicht, ob das für Ihre Ermittlungen von Bedeutung ist…«
Alex fühlte die Erwartungen steigen. »Erzählen Sie.«
»Sie war während der Recherchen zu ihrer Seminararbeit auf seinen Namen gestoßen.«
»Ach ja?«
»Ich weiß nicht mehr genau, wie, aber sie hoffte, dass er von doppeltem Nutzen für sie sein könnte.«
Alex dankte ihr für diesen Hinweis und fluchte zugleich innerlich, weil sie wohl nie würden verifizieren können, ob Spencer und Rebecca sich getroffen hatten, ohne den Professor direkt zu befragen. Er wollte um jeden Preis vermeiden, ihn zur Vernehmung vorladen zu müssen. Spätestens da müsste Fredrika davon in Kenntnis gesetzt werden.
Andererseits musste dies ohnehin geschehen.
Fredrika zu verheimlichen, dass Spencer in ihr Visier geraten war, war schlicht unhaltbar. Und unmoralisch war es überdies. Zudem gesetzeswidrig. Wenn Spencer Lagergren sich als möglicher Verdächtiger entpuppte, musste Fredrika die Ermittlungen abgeben.
Das würde sie unter keinen Umständen akzeptieren.
Trauer und Wut kochten in Alex hoch. Sein
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