Sterntaler: Thriller (German Edition)
Polizei grub noch immer. Wenn keine weiteren Funde gemacht würden, sollten die Grabungen am kommenden Abend eingestellt werden.
Journalisten aus dem ganzen Land saßen ihnen im Nacken. Warum wurde überhaupt noch weitergegraben?
Alex hatte schließlich eingesehen, dass die Situation unhaltbar war und dass die Polizei mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit gehen musste. Keine Pressekonferenz, solange sie nichts zu sagen hatten, aber ein paar Zeilen, um die Neugier zu stillen. Und um den Gruselgeschichten, die zu kursieren begannen, wenn die Polizei sich in Schweigen hüllte, nicht noch mehr Nahrung zu geben.
Er sah auf die Schlagzeilen der Zeitungen von heute.
»Polizei befürchtet Massengrab.«
»Albtraum ohne Ende? Polizei gräbt weiter!«
In einer der Zeitungen war eine Legende erdichtet worden, dass das umgegrabene Gebiet verflucht wäre. Menschen, die in den Wald hineingegangen waren, waren nicht zurückgekehrt. Nichts als vage Gerüchte und Behauptungen. Hirngespinste, ganz einfach.
Es klopfte an der Tür.
»Herein.«
Die Tür ging auf, und Peder schlüpfte herein und schloss die Tür hinter sich. Das war neu für sie beide. Die Einzige, die immer gern hinter geschlossenen Türen gesessen hatte, war Fredrika, doch deren Tür stand inzwischen immer offen.
»Hast du schon bei der Polizei in Uppsala angerufen?«
Alex schüttelte den Kopf. »Hab’s noch nicht geschafft. Die ganze Zeit kommen irgendwelche anderen Sachen dazwischen.« Er berichtete von den neuen Funden, die bei der Grabung gemacht worden waren.
Peder hörte aufmerksam zu. »Eine Axt und ein Messer. Wofür könnten die verwendet worden sein?«
»Wenn die Motorsäge nicht wäre, hätte ich da die eine oder andere Idee«, erwiderte Alex.
Peder brach in unbeholfenes Lachen aus, verstummte aber sogleich wieder. »Ich habe Spencer Lagergrens Institutsleiter erreicht«, sagte er, »und mir seine Sicht der Dinge schildern lassen. Er hat versprochen, dass das alles unter uns bleibt.«
»Hast du ihm erzählt, warum du angerufen hast?«
»Ich habe mich so vage wie nur möglich ausgedrückt. Den eigentlichen Grund konnte ich ihm ja schlecht nennen.«
»Gut. Was hat er erzählt?«
»Nur was wir bereits wissen. Dass eine Studentin ihn der sexuellen Nötigung bezichtigt und dass sie sich entschieden hat, die Sache zur Anzeige zu bringen.«
»Warum eigentlich? Ich dachte immer, solche Geschichten würden an der Universität intern gelöst.«
»Das Mädchen, das ihn angezeigt hat, konnte E-Mails vorlegen, die Lagergren ihr angeblich geschickt haben soll. Mit angedeuteten Drohungen. Und diese Drohungen waren es, die die Universitätsleitung dazu brachten zu reagieren.«
Alex seufzte und ließ den Blick zum Fenster wandern. Ein weiterer schöner Tag. Völlig unnötigerweise, wie es ihm schien. »Für wie wahrscheinlich hält es der Institutsleiter, dass Lagergren wirklich schuldig ist?«
»Er wünschte, es hätte in dem Zusammenhang die E-Mails nicht gegeben. Die machten es schwer, die Sachen wegzuerklären. Mit verärgerten Studenten könnten sie umgehen, aber das hier sei eine andere Geschichte, meinte er.«
»Könnte jemand anders diese Mails geschickt haben?«
Peder sah auf seinen Notizblock. »Rein theoretisch ja. Aber er glaubte es nicht.« Peder holte tief Luft. »Und die Tatsache, dass Lagergren heute mit einer seiner ehemaligen Studentinnen zusammenlebt, lasse die Sache kaum besser aussehen.«
Alex wurde wütend. »Blödes Gerede! Es ist doch abwegig, Fredrikas und seine Beziehung als unseriös zu bezeichnen.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung«, sagte Peder. »Doch ehrlich gesagt wusste ich nicht, dass die beiden schon so lange ein Paar sind. Der Institutsleiter meinte, sie seien seit mehr als zehn Jahren zusammen, und sie sei manchmal mit ihm auf Konferenzen gefahren. Damals war er noch verheiratet, Alex. Ich will Fredrika nicht im Geringsten am Zeug flicken, aber woher wissen wir, ob sie die Einzige war, mit der er rumgemacht hat?«
»Würde es denn eine Rolle spielen, wenn es mehrere gewesen wären?«
»Nicht wenn alles freiwillig geschah. Aber er könnte seine Position ausgenutzt haben, um Studentinnen zu verführen. Und er könnte sauer geworden sein, wenn er abgewiesen wurde.«
Alex juckten die Augen wie eine allergische Reaktion auf das, was Peder zu berichten hatte. »Fahr mit rüber zur Hausdurchsuchung bei Håkan Nilsson. Und dann will ich, dass du dir ein Auto nimmst und nach Uppsala fährst. Klopf die Fassade ab,
Weitere Kostenlose Bücher