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Sterntaler: Thriller (German Edition)

Sterntaler: Thriller (German Edition)

Titel: Sterntaler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
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gehabt.
    Rebecca hatte immer einen besonderen Platz in Dianas Herzen eingenommen. Nicht einen besseren Platz als der Sohn, aber einen besonderen. Es hieß nicht zu Unrecht, dass Eltern immer ein stärkeres Band zu ihrem erstgeborenen Kind entwickelten. Für Diana traf genau das zu. Die Tochter, die sie einmal unter dem Herzen getragen hatte, war etwas ganz Spezielles, das perfekte Mosaik aus Eigenschaften, die sie von ihren Eltern ererbt und dann mit ihrer eigenen, einzigartigen Persönlichkeit vermischt hatte, sowohl was ihr Aussehen als auch was ihre Seele anging.
    An dem Abend, da sie geboren worden war, hatten Diana und ihr Mann dagestanden und dem Kind beim Schlafen zugesehen.
    »Sie gleicht uns beiden«, hatte Diana gesagt.
    »Sie ist ihr Eigenes.«
    »Es schadet nichts, ein Erbe zu haben.«
    Wie hatten diese Worte sie nicht in den letzten zwei Jahren umgetrieben, als Diana sich eingestehen musste, dass diese Erkenntnis das Einzige war, was ihr noch blieb. Während der ersten Tage der Suche hatte sie es noch geschafft, Ruhe zu bewahren. Sie hatte ihren Exmann angerufen, ihn informiert und ihm davon abgeraten, nach Stockholm zu kommen. Rebecca würde schließlich bald wieder zurück sein.
    Doch schon am nächsten Tag stand er vor ihrer Tür. Er blieb neunzig Tage, schlief auf Dianas Sofa und weinte in ihren Armen, wenn die Trauer ihn übermannte.
    Neunzig Tage. So lange dauerte die aktive Suche nach der Tochter. Dann gab es eine Veränderung. Als Diana Alex Recht im Polizeirevier besuchte, spürte sie, dass mit einem Mal andere Prioritäten galten. Die Anzahl Ermittler, die noch nach Rebecca suchten, war geringer geworden. Und Alex hatte seine großen Hände auf ihre Schultern gelegt und gesagt: »Wir werden nie aufhören, nach ihr zu suchen. Aber wir müssen akzeptieren, dass die Chance, sie lebendig wiederzufinden, inzwischen nur noch gering ist. Zumindest müssen wir hier bei der Polizei das so sehen.«
    Er ließ die Konsequenz dessen, was er da gesagt hatte, offen. Er musste sein Personal neu sortieren und hatte zudem eine neue Gruppe zu leiten.
    »Wie immer Sie sie finden– ich will einfach nur wissen, was ihr zugestoßen ist«, hatte Diana gesagt.
    Danach war ihr Exmann zurück nach Göteborg gereist, wo seine neue Ehefrau schon ungeduldig auf ihn wartete. Es war Sommer, und es regnete jeden Tag. Diana saß wie festgenagelt vor dem Fernseher, als die sechsjährige Lilian Sebastiansson aus einem Expresszug verschwand. Sie fühlte zutiefst mit der Mutter der Kleinen, die alleinstehend war. Als der Sommer seinem Ende zuging, war Diana innerlich zerbrochen. Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie nicht, wie sie jemals wieder heil werden sollte. Sie wollte es auch gar nicht. Solange ihre Tochter weg war, gab es keinen Grund, Ruhe zu finden.
    Mit dem Herbst kam der Alltag. Im Wissen, was sich ihre Tochter gewünscht hätte, nämlich dass die Mutter weiterlebte, nutzte Diana die Tage, so gut es ging. Sie fing an, mehr als je zuvor zu malen, und traf sich häufiger mit ihrem Sohn. Die Erinnerung an Rebecca verblasste jedoch nicht eine Sekunde lang. Ihr Gesicht war das Letzte, was Diana sah, wenn sie abends die Augen schloss, und das Erste, was sie sah, wenn sie morgens erwachte. Das Kind, dem sie einmal das Leben geschenkt hatte, war zwar verschwunden, doch die Erinnerungen waren fast körperlich präsent.
    Sie ist hier, obwohl wir sie nicht sehen.
    Dass Rebecca tot war, war Diana klar geworden, als jener Schreckenssommer mit all seinem Regen vorüber war. Sie konnte nur nicht verstehen, warum man sie nicht finden konnte. Wo war sie nur?
    In der Erde.
    Jemand hatte Rebecca ein Grab gegeben, ohne ihren Angehörigen davon zu erzählen.
    Diana wollte hinfahren, nach Midsommarkransen, am Rand dieses Grabes stehen und in den Abgrund sehen, den ein Unbekannter ausgehoben hatte. Alex hatte ihr davon abgeraten und meinte, es wäre am besten, wenn sie wartete, bis die Polizei ihre Arbeit beendet hatte.
    Alex. Der die Suche nach der Tochter geleitet und sie mithilfe eines Piercingrings identifiziert hatte.
    Sie mochte ihn. Das hatte sie schon damals getan, als Rebecca gerade erst verschwunden war.
    Es schien unpassend, ihren Schmerz mit seinem zu vergleichen. Sie sah, dass er litt, und wusste nicht, wie sie seine Qual lindern konnte.
    Oder wie er ihr helfen sollte.
    Diana brach in Tränen aus. Wie konnte es angehen, dass die Tochter schwanger gewesen war, ohne ein Wort darüber zu verlieren? Mehrere Monate lang?
    Wo wir

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