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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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und ihr Kleid zeichnete sich durch klassische Schlichtheit aus. Wie üblich war Will im Stile Beau Brummells in schwarzem Abendanzug mit weißem Seidenhemd und kunstvoll geschlungenem Krawattentuch erschienen.
    Man fuhr in Miss Rowallans geschlossener Kutsche vor dem Stadthaus der Leominsters vor. Will reichte den beiden Damen beim Aussteigen hilfreich die Hand und stieg dann zwischen ihnen die herrschaftliche Treppe in der eleganten Halle bis zum ersten Absatz hoch, wo Lord und Lady Leominster jeden einzelnen ihrer Gäste willkommen hießen.
    Auf der Stelle erweckte ihre kleine Gruppe das Interesse der Anwesenden, vor allem, als Lady Leominster sich sogar zu einem Kuss auf Miss Rowallans Wange herabließ und Mr Shafto betont herzlich empfing. Mrs Grey musste sich mit einem nichtssagenden Nicken der Gastgeberin begnügen.
    Dieser kurze Augenblick zu Beginn des Balls war von weitreichender Bedeutung, denn von Lady Leominster bevorzugt begrüßt zu werden, hieß zugleich, beim gesamten
ton
akzeptiert zu sein. Diese
Grande Dame
der Londoner Gesellschaft gehörte zu den Patroninnen von Almack’s: ihr Wort war Gesetz. Da sie offenbar Miss Rowallans Umgang mit Mr Shafto guthieß, mochten alle Allenbys oder Beaucourts der Welt ihre Vorbehalte gegen Will hegen – an der Tatsache, dass er ab jetzt als standesgemäß galt, konnten auch sie nichts mehr ändern.
    “Ich habe ihn mir nicht so gut aussehend vorgestellt”, flüsterte manch eine Debütantin ihrer Freundin ins Ohr, und manch eine reifere Dame äußerte sich in ähnlicher Weise. Miss Sarah Allenby sah mit Schrecken, wie wenig vorteilhaft für ihren neuen Verlobten, den nicht mehr jungen, grobschlächtigen und verlebt wirkenden Marquess of Wingfield, ein Vergleich mit Mr Shafto ausfiel.
    Gerade zischte ihr Onkel John Allenby boshaft: “Dass dieser hergelaufene Lump sich erdreistet, sein Gesicht in anständiger Gesellschaft zu zeigen! Aber unsere Gastgeberin scheint ganz angetan von ihm. Da bleibt uns wohl nichts weiter übrig, als ihn zu dulden.”
    Mit finsterer Miene beobachtete er, wie Mr Shafto sich im vertraulichen Gespräch zu Miss Rowallan hinüberbeugte. “Das einfältige Frauenzimmer ermutigt diesen Mitgiftjäger auch noch!” knurrte Allenby erbost.
    Er war so unvorsichtig, ein wenig später diese Meinung gegenüber Miss Rowallan laut zu wiederholen. Lady Leominster hatte Will von ihrer Seite entführt, um ihn einem ihrer Neffen vorzustellen, sodass Rebecca und Mrs Grey vorübergehend ohne seinen männlichen Schutz blieben.
    Miss Rowallan schenkte ihrem Verwandten ein trügerisch liebliches Lächeln und antwortete mit der unschuldigen Frage, wo der Unterschied zwischen Mr Shafto und dem Marquess of Wingfield liege.
    “Denn einmal abgesehen von dem Marquessat natürlich, scheint mir der einzige Unterschied zu sein, dass Mr Shafto ein gut aussehender junger Mann ist, der Marquess dagegen ein hässlicher alter. Mittellos sind beide. Macht denn in Ihren Augen ein Adelstitel bei einem Mann alle anderen Mängel wett?”
    Mr Allenby lief rot an. “Sie vergessen sich!” stammelte er, und gewiss hätte er sich in rasende Wut geredet, wäre nicht in diesem Augenblick Lady Leominster am Arm Will Shaftos zu der kleinen Gruppe zurückgekehrt.
    Die erfahrene Gastgeberin erfasste die Situation mit einem Blick, und bei ihrer Abneigung gegen diese
Parvenüs
, wie sie die Allenbys zu bezeichnen pflegte, bereitete es ihr großes Vergnügen, für Miss Rowallan und ihren charmanten Begleiter Partei zu ergreifen.
    Zu John Allenby gewandt erklärte sie: “Sie werden mir doch gewiss recht geben, dass Miss Rowallan heute Abend mit der Wahl ihres Partners eine ausgesprochen glückliche Hand bewiesen hat, nicht wahr? Endlich ist sie aus ihrem Schneckenhaus hervorgekommen und vergnügt sich auf Gesellschaften, wie es einer jungen Dame ihres Standes angemessen ist. Dafür hätte sie sich keinen besseren Begleiter suchen können als Mr Shafto. Die beiden sind ein so schönes Paar, finden Sie nicht auch?”
    John Allenbys Mienenspiel, in dem mühsam beherrschte Wut einerseits, respektvolle Freundlichkeit gegenüber Lady Leominster andererseits um die Vorherrschaft stritten, bot ein sehenswertes Schauspiel.
    Miss Rowallan lächelte lieblich zu ihm hoch, und Mr Shafto stand scheinbar unbeteiligt da, ruhig und würdevoll wie ein Bischof, genau, wie er versprochen hatte.
    Lady Leominster nickte noch einmal freundlich und wandte sich dann ihren anderen Gästen zu. Kaum war sie außer

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