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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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er, obwohl es ihn sehr schmerzte, dieses Wort aussprechen zu müssen. Gleichzeitig verzog sich Lavender Briggs’ Mund leicht nach links; dies war ihre Art zu lächeln.
    »Ich wußte, daß Sie zu Vernunft kommen würden. Sollen wir eine schriftliche Vereinbarung treffen?«
    »Nein«, sagte der Duke und erinnerte sich sofort an eine der wenigen vernünftigen Bemerkungen, die sein verstorbener Vater je gemacht hatte und die lautete: »Alaric, mein Junge, treffe niemals schriftliche Vereinbarungen.« – »Nein, kommt überhaupt nicht in Frage! So etwas Dummes habe ich in meinem Leben noch nie gehört.«
    »Dann muß ich Sie jetzt um einen Scheck bitten.«
    Der Duke taumelte bei diesem Satz, soweit ihm das sitzenderweise gelang.
    »Was? Im voraus?«
    »Richtig. Haben Sie Ihr Scheckbuch bei sich?«
    »Nein«, sagte der Duke, und seine Züge hellten sich plötzlich auf. Eine Sekunde lang glaubte er, daß dies seine Rettung bedeutete.
    »Dann geben Sie ihn mir heute abend«, sagte Lavender Briggs. »Und jetzt wiederholen Sie bitte meine Worte. Ich, Alaric, Duke of Dunstable, verspreche Ihnen, Lavender Briggs, hiermit feierlich, daß ich Ihnen eine Summe von fünfhundert Pfund bezahle, wenn Sie das Schwein von Lord Emsworth, die Kaiserin von Blandings, stehlen und an mein Haus in Wiltshire liefern.«
    »Klingt sehr dumm.«
    »Ich muß auf einer vertraglichen Vereinbarung bestehen, auch wenn diese nur mündlich getroffen wird.«
    »Na schön.«
    Der Duke wiederholte ihre Worte, obwohl er von deren Sinnlosigkeit überzeugt war. Sollte die Frau ihren Spaß daran haben.
    »Danke«, sagte Lavender Briggs und verließ das Zimmer, um George Cyril Wellbeloved aufzusuchen.
    George Cyril Wellbeloved nahm gerade im Werkzeugschuppen in der Nähe des Küchengartens seinen Morgenimbiß zu sich, als der intensive Schweinegeruch, den er stets um sich verbreitete, es ihr ermöglichte, ihn ausfindig zu machen. Nachdem sie eingetreten war und die Türe sorgfältig hinter sich geschlossen hatte, setzte er voller Erstaunen die Bierflasche ab. Er hatte sie zwar bereits ab und zu gesehen und wußte, wer sie war, aber das Vergnügen ihrer Bekanntschaft hatte er bisher noch nicht gehabt. Er fragte sich daher, wie er wohl zur Ehre dieses Besuches käme.
    Sie klärte ihn auf – zwar nicht sofort, denn zunächst waren noch sogenannte »Pourparlers« zu führen.
    »Wellbeloved«, sagte sie und begann mit diesen, »ich habe in Market Blandings Erkundigungen über Sie eingezogen, wobei mir jeder, dem gegenüber ich ihren Namen erwähnte, versicherte, daß Sie ein durch und durch gewissenloser Mensch sind, ein Mann ohne jegliches Ehrgefühl, der zu niemandem hält und der für Geld alles tut.«
    »Wer – ich?« sagte George Cyril und blinzelte mit den Augen. Er hatte zwar schon sehr oft ähnliche Dinge sagen gehört, da er mit sehr offenen und direkten Leuten verkehrte; aber irgendwie klang es härter und verletzender, wenn es aus einem Kensington-Mund kam. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er seinem Gegenüber nicht eine über den Kopf hauen sollte, dann jedoch entschied er sich dagegen. Man konnte schließlich nicht wissen, ob derartige Frauen nicht sehr einflußreiche Freunde hatten. Er gab sich damit zufrieden, seine Arme in heftigen Bewegungen hin- und herzuschwenken, wodurch der Schweineduft sich noch kräftiger und würziger im Schuppen ausbreitete. »Wer – ich?« sagte er nochmals.
    Lavender Briggs hatte ein parfümiertes Taschentuch hervorgezogen und hielt sich dieses vor die Nase.
    »Zahnschmerzen?« fragte George Cyril interessiert.
    »Es ist etwas stickig hier drin«, sagte Lavender Briggs und kam wieder auf ihre Pourparlers zurück. »Im ›Emsworth Arms‹ erfuhr ich, daß Sie Ihre eigene Großmutter für zehn Pfennig verkaufen würden.«
    George Cyril erklärte barsch, daß er gar keine Großmutter mehr hätte. Er war wütend über diese Anschuldigung, daß er sie um eine so lächerliche Summe hätte weggeben können. Ein paar Pfund wären wohl das Mindeste für eine gute Großmutter.
    »Im ›Cow and Grasshopper‹ sagte man mir, daß Sie ein lächerlicher Dieb niedrigster Gattung seien.«
    »Wer – ich?« sagte George Cyril voller Unbehagen. Das, so sagte er sich, muß mit den Zigarren zusammenhängen. Er hatte nicht vermutet, daß man deren Verschwinden mit ihm in Verbindung bringen würde. Er hatte seine Hand anscheinend doch zu spät zurückgezogen, um das Auge perfekt zu täuschen.
    »Und der Butler bei Sir Gregory Parsloe,

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