Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
Board an, und Jobs ließ ihn wissen, dass er den Vertrag zwischen Pixar und Disney nicht verlängern würde, solange Eisner CEO war.
Roy Disney und Stanley Gold, sein Kollege und Vertrauter im Board, informierten die anderen Mitglieder über das Problem mit Pixar. Das wiederum veranlasste Eisner Ende August 2002 zu einer leidenschaftlichen E-Mail an die Board-Mitglieder. Er sei zuversichtlich, schrieb er, dass Pixar den Vertrag letztendlich verlängern würde, unter anderem deswegen, weil Disney die Rechte an den Filmen und bisher von Pixar geschaffenen Figuren besaß. Außerdem, so hieß es weiter, würde sich Disney in einem Jahr in einer besseren Verhandlungsposition befinden, wenn Pixar Findet Nemo fertiggestellt hätte. »Gestern haben wir uns zum zweiten Mal den neuen Pixar-Film Findet Nemo angesehen, der nächsten Mai anläuft. Das wird die bei Pixar auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Der Film ist okay, aber bei Weitem nicht so gut wie die vorherigen. Natürlich halten sie ihn für großartig.« Mit dieser E-Mail gab es zwei große Probleme: Erstens sickerte der Inhalt an die Los Angeles Times durch, was Jobs vor Wut an die Decke gehen ließ. Und zweitens täuschte sich Eisner. Ganz gewaltig sogar.
Findet Nemo wurde Pixars (und Disneys) bis dahin größter Erfolg. Er schlug Der König der Löwen um Längen und war für eine Weile der erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten. Die Einspielergebnisse beliefen sich auf 340 Millionen Dollar in den USA und 868 Millionen weltweit. Bis 2010 war er mit 40 Millionen verkauften Stück außerdem die erfolgreichste DVD aller Zeiten und diente als Vorlage für einige der beliebtesten Fahrgeschäfte in den Disney-Themenparks. Und er war eine großartige künstlerische Leistung, ein wunderbar gemachter Film voller zauberhafter Bilder und Ideen, der den Oscar für den besten Animationsfilm erhielt. »Mir gefiel er, weil er davon handelte, dass man Risiken eingehen und lernen muss, auch die Menschen, die man liebt, Risiken eingehen zu lassen«, sagte Jobs. Der Erfolg des Films bescherte Pixar zusätzliche 183 Millionen Dollar an Liquiditätsreserven, sodass die Kriegskasse für den letzten Showdown mit Disney auf stolze 521 Millionen Dollar anwuchs.
Kurz nach Fertigstellung von Findet Nemo machte Jobs Eisner ein derart einseitiges Angebot, dass dieser gar nicht anders konnte, als es abzulehnen. Statt einer hälftigen Aufteilung der Einnahmen, wie im bestehenden Vertrag festgelegt, schlug Jobs eine neue Vereinbarung vor, nach der alle von Pixar produzierten Filme und die darin vorkommenden Figuren das alleinige Eigentum von Pixar gewesen wären und Disney lediglich eine Vergütung in Höhe von 7,5 Prozent für den Vertrieb erhalten hätte. Außerdem sollten die letzten beiden im Rahmen des alten Vertrags produzierten Filme – Die Unglaublichen und Cars waren gerade in Planung – schon unter die neue Regelung fallen.
Eisner hatte jedoch ein Ass im Ärmel. Selbst wenn Pixar den Vertrag nicht verlängerte, stand Disney das Recht zu, Fortsetzungen von Toy Story und allen anderen Pixar-Filmen zu produzieren, und dem Unternehmen gehörten alle Figuren von Woody bis Nemo, so wie ihm Micky Maus und Donald Duck gehörten. Eisner plante bereits – beziehungsweise drohte damit –, in Disneys Animationsstudio Toy Story 3 drehen zu lassen, was Pixar abgelehnt hatte. »Wenn man sich ansieht, was diese Firma mit Cinderella 2 verbrochen hat, läuft es einem bei der Vorstellung eiskalt über den Rücken«, so Jobs.
Eisner schaffte es, Roy Disney im November 2003 aus dem Board zu drängen, damit war der Zwist allerdings noch lange nicht beigelegt. Disney veröffentlichte einen bitterbösen offenen Brief. »Die Firma hat ihren Fokus und ihre kreative Energie verloren und ihr Erbe verspielt«, schrieb er. Die Aufzählung von Eisners angeblichen Versäumnissen beinhaltete auch, dass dieser keine konstruktive Partnerschaft mit Pixar zuwege gebracht hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Jobs beschlossen, dass er keine Lust auf eine weitere Zusammenarbeit mit Eisner hatte. Also gab er im Januar 2004 den Abbruch der Verhandlungen mit Disney bekannt.
Für gewöhnlich ging Jobs mit den Ansichten, die er an seinem Küchentisch in Palo Alto unter Freunden kundtat, nicht an die Öffentlichkeit. Dieses Mal hielt er sich jedoch nicht zurück. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten erklärte er, dass die Animationsabteilung von Disney nur »peinlichen Schrott« zustande bringe, während Pixar
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