Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
lassen. Umsonst. »Verdammt noch mal, es lohnt sich nicht«, sagte Jobs zu Levinson. Schließlich gelang es Tim Cook, Jobs aus seiner Lethargie zu reißen. Er zitierte jemanden, der gesagt haben soll, dass Apple das neue Microsoft werde, das heißt selbstgefällig und arrogant. Am nächsten Tag änderte Jobs seine Haltung: »Gehen wir den Dingen einmal auf den Grund.«
Als die Daten über die unterbrochenen Anrufe von AT&T zusammengetragen wurden, erkannte Jobs, dass wirklich ein Problem vorlag, auch wenn es wesentlich kleiner war, als man es darstellte. Er flog von Hawaii zurück. Zuvor tätigte er aber noch eine Reihe von Anrufen. Es wurde Zeit, ein paar alte Weggefährten zusammenzutrommeln, kluge Köpfe, die ihm in den Ur-Macintosh-Tagen vor 30 Jahren zur Seite gestanden hatten.
Sein erster Anruf galt Regis McKenna, dem Guru für Public Relations. »Ich fliege von Hawaii zurück, um mich um dieses Antennending zu kümmern, und ich muss ein paar Sachen mit dir ausprobieren«, erklärte Jobs. Sie wollten sich am nächsten Nachmittag um 13.30 Uhr im Sitzungszimmer des Board in Cupertino treffen. Der zweite Anruf ging an den Werbefachmann Lee Clow. Der hatte zwar versucht, sich aus dem Apple-Betrieb auszuklinken, aber Jobs hatte ihn gern um sich. Sein Kollege James Vincent wurde ebenfalls einbestellt.
Jobs beschloss, auch seinen Sohn Reed, der damals in der zwölften Klasse auf der Highschool war, von Hawaii aus mitzunehmen. »Ich werde vermutlich zwei Tage lang rund um die Uhr in Meetings sein. Ich möchte, dass du bei jedem einzelnen davon dabei bist, weil du in diesen zwei Tagen mehr lernen wirst als in zwei Jahren BWL-Studium«, erklärte er ihm. »Du wirst mit den besten Leuten der Welt, die wirklich schwierige Entscheidungen treffen, in einem Raum sein, und du wirst erfahren, wie der Hase läuft.« Jobs bekam feuchte Augen, als er an dieses Erlebnis zurückdachte. »Ich würde das alles noch einmal durchmachen nur für die Möglichkeit, dass er mir bei der Arbeit zusehen kann«, sagte er. »Er sollte sehen, was sein Vater tut.«
Katie Cotton, die ständige Chefin für Öffentlichkeitsarbeit bei Apple, sowie sieben weitere Topmanager kamen ebenfalls dazu. Das Meeting dauerte den ganzen Nachmittag. »Es war eines der besten Meetings meines Lebens«, meinte Jobs später. Er begann zunächst alle Daten darzulegen, die man bis dahin gesammelt hatte. »Das sind die Tatsachen. Was machen wir jetzt damit?«
McKenna war am ruhigsten und geradeheraus. »Rücke einfach mit der Wahrheit heraus, lege die Karten auf den Tisch«, sagte er. »Tritt nicht arrogant auf, sondern bestimmt und zuversichtlich.« Andere, darunter auch Vincent, drängten Jobs, sich stärker zu rechtfertigen, was McKenna wiederum verneinte. »Komm nicht mit eingekniffenem Schwanz zur Pressekonferenz«, riet er ihm. »Du solltest einfach nur sagen: ›Telefone sind nicht perfekt, und wir sind nicht perfekt. Wir sind nur Menschen und versuchen, unser Bestes zu geben. Hier sind die Daten.‹« Diese Strategie wurde angenommen. Als man dann wieder auf die Wahrnehmung einer arroganten Haltung zu sprechen kam, bat ihn McKenna eindringlich, sich darüber keine allzu großen Gedanken zu machen. »Ich glaube nicht, dass es funktionieren würde, Steve demütig aussehen zu lassen«, erklärte er später. »Wie Steve selber immer sagt: ›Du bekommst, was du siehst.‹«
Bei der Presseveranstaltung an jenem Freitag – sie fand im Apple-Auditorium statt – befolgte Jobs den Rat von McKenna. Er kroch oder entschuldigte sich nicht, entschärfte die problematische Situation aber, indem er zeigte, dass Apple das Problem verstanden hatte und es beheben würde. Dann änderte er den Rahmen der Diskussion und sagte, dass alle Handys dieselben Probleme hätten. Später meinte er zu mir, dass er bei der Veranstaltung ein bisschen »zu gereizt« geklungen hätte; tatsächlich aber war er in der Lage gewesen, einen neutralen und freimütigen Ton anzuschlagen. Er fasste alles in vier kurzen erklärenden Sätzen zusammen: »Wir sind nicht perfekt. Telefone sind nicht perfekt. Wir alle wissen das. Aber wir möchten zufriedene User haben.«
Falls irgendjemand unzufrieden sei, so Jobs, so könne er das Telefon zurückgeben oder eine kostenlose Schutzhülle von Apple bekommen. (Die Rückgabequote betrug 1,7 Prozent, weniger als ein Drittel der Rückgabequote des iPhone 3GS oder der meisten anderen Telefone.) Er fuhr damit fort, anhand von Daten zu belegen, dass andere
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