Steve Jobs - iLeadership - Mit Charisma und Coolness an die Spitze
einer, an deren Entstehung er selbst beteiligt war.
Die Suche nach Führung
Die Führungssituation bei Apple stand auf wackligen Beinen. Steve war der Vorsitzende des Board of Directors , ein Job, den er sehr ernst nahm. Dennoch galt seine Hauptaufmerksamkeit weiterhin dem Mac. Mike Scott hatte sich nach wie vor nicht als effektive Wahl für den Präsidenten erwiesen und Mike Markkula, der Investor, der das erste Geld zur Verfügung gestellt hatte, um die beiden Steves ins Geschäft zu bringen, war amtierender CEO, suchte aber nach einer Möglichkeit, den Job an jemand anderen abzutreten. Die Lage war alles andere als vorteilhaft.
Trotz all diesen Drucks fuhr Steve ungefähr einmal im Monat auf den nahegelegenen Uni-Campus der Stanford, üblicherweise in meiner Begleitung. Bei den vielen Abstechern, die ich mit Steve nach Stanford und anderswohin unternommen habe, war die Fahrt stets ein Erlebnis. Er fährt sehr gut, ist auf die Straße und das Verhalten der anderen Fahrer konzentriert; aber damals fuhr er so, wie er das Mac-Projekt managte: in Eile, mit dem Wunsch, alles solle so schnell wie nur möglich gehen.
Du bekamst das Gefühl, jeder Neuling könnte sehr viel über Steves Persönlichkeit und Fokussierung lernen, wenn er einmal bei ihm im Mercedes mitfuhr. Der Neuling würde auch schnell Steves Liebe zur Musik erleben, die in seinem Leben ganz klar eine große Rolle spielt. Er sagte zum Beispiel: »Hast du das schon mal gehört?«, legte einen Beatles-Song oder irgendeinen anderen Favoriten ein und drehte die Lautstärke auf – so laut, dass es schwierig wurde, sich zu unterhalten. Wir mussten uns praktisch über die Musik hinweg anschreien, um einander zu verstehen.
Bei diesen monatlichen Besuchen in Stanford traf sich Steve mit Studenten von der Business School – entweder in einem kleinen Vorlesungssaal für dreißig oder vierzig Leute oder in einem Seminarraum an einem Konferenztisch. Zwei dieser anfänglichen Studenten wurden nach ihrem Abschluss bei Apple eingestellt: Debi Coleman und Mike Murray.
Bei einem der wöchentlichen Treffen der Belegschaft des Mac-Teams machte Steve einige Bemerkungen über die Notwendigkeit eines neuen CEO. Debi und Mike wurden lebendig und begannen Hymnen auf den Präsidenten von PepsiCo , John Sculley, zu singen, der einmal einen Vortrag in einem ihrer Kurse an der Business School gehalten hatte. Sculley war das Superhirn hinter der Marketing-Kampagne der 70er Jahre gewesen, die es endlich geschafft hatte, Coca-Cola einen signifikanten Marktanteil zu entreißen (wobei Coca-Cola natürlich der Herausgeforderte gewesen war). In den Spots wurden den Kunden die Augen verbunden und sie sollten zwei Softdrinks probieren, um dann zu sagen, welcher ihnen besser schmeckte. Natürlich entschieden sie sich immer für Pepsi.
Debi und Mike sprachen voller Enthusiasmus über Sculley als erfahrenen CEO und Marketinggenie und ich denke, alle Anwesenden hatten ein Gefühl von: »Das ist genau das, was wir brauchen.«
Ich nehme an, dass Steve schon bald darauf anfing, mit John zu telefonieren. Nach ein paar Wochen verbrachte er ein langes Wochenende damit, John zu treffen; das muss im Winter gewesen sein, denn ich erinnere mich noch, dass Steve mir erzählte, er wäre im Central Park und es hätte gerade geschneit.
Obwohl John natürlich von Computern keine Ahnung hatte, war Steve von seinen Einsichten ins Marketing sehr beeindruckt, denn schließlich hatten diese ihm die Führung der gigantischen Vertriebsgesellschaft PepsiCo eingebracht. Aber für John hatte Steves Angebot ganz offensichtliche Nachteile. Verglichen mit Pepsi war Apple als Unternehmen winzig. Darüber hinaus befanden sich alle Freunde und Geschäftskontakte von John an der Ostküste. Und um all dem die Krone aufzusetzen, hatte man ihm auch noch gesagt, dass er einer der drei Kandidaten für die Position des Chairman of the Board von Pepsi war. Seine erste Antwort war daher ein klares Nein.
Steve hat stets das volle Maß eines Charakterzugs besessen, der ein Merkmal einer jeden erfolgreichen Führungsperson ist: Entschlossenheit. Der Höhepunkt bei seinem Umwerben von John ist ein Spruch, der zur Legende geworden ist: »Willst du den Rest deines Lebens damit verbringen, Zuckerwasser zu verkaufen, oder willst du eine Chance, die Welt zu verändern?« Die Frage verrät nicht so sehr etwas über Sculley als vielmehr über Steve – er hatte ganz klar das Gefühl, dafür bestimmt zu sein, die Welt zu
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