Steve Jobs - iLeadership - Mit Charisma und Coolness an die Spitze
Chance hatte zu widersprechen. Sie hatten seit Monaten neunzig-Stunden-Wochen hingelegt und oft unter ihren Schreibtischen geschlafen, statt nach Hause zu gehen.
Aber er hatte sie inspiriert. Am letzten Tag bekamen sie es tatsächlich hin, buchstäblich in letzter Sekunde.
Die Anzeichen für Konflikte erkennen
Erste Anzeichen dafür, dass sich die süße Stimmung zwischen Steve und John verflüchtigen könnte, gab es im langen Vorlauf zu dem Werbespot, der die Einführung des Macs markieren sollte. Dies ist die Geschichte des berühmten 60-Sekunden-Werbespots für die Ausstrahlung des Super Bowl von 1984, Regie Ridley Scott, der gerade mit »Blade Runner« zu einem der gefragtesten Regisseure Hollywoods geworden war.
Für alle, die ihn noch nicht kennen: In dem Macintosh-Spot sieht man ein überfülltes Auditorium mit glotzenden, Anzug und Krawatte tragenden, drohnenartigen Arbeitern, die kläglich auf einen riesigen Bildschirm starren, wo eine finstere Gestalt ihnen Vorträge hält – eine suggestive Anspielung auf George Orwells Klassiker »1984«, in dem die Regierung die Geister ihrer Untertanen kontrolliert. Plötzlich rennt eine athletische junge Frau in Shorts und T-Shirt herein, wirft einen Vorschlaghammer auf den Bildschirm und zerschmettert ihn. Sonnenlicht und frische Luft fluten in den Raum und die Arbeiter erwachen aus ihrem tranceartigen Zustand. Eine Stimme aus dem Off verkündet: »Am 24. Januar wird Ihnen Apple den Macintosh präsentieren und Sie werden sehen, warum 1984 nicht wie ›1984‹ wird.«
Steve liebte den Spot von dem Moment an, als ihn die Werbeagentur ihm und John bei einem Screening präsentierte. John jedoch hatte Bedenken. Er fand den Spot verrückt. Dennoch gab er zu, dass »gerade so etwas funktionieren könnte.«
Als das Board of Directors den Spot zu sehen bekam, war die Reaktion blanke Abscheu und man gab Anweisung, die Agentur solle den Sender kontaktieren, den Super Bowl-Sendeplatz, den Apple gekauft hatte, kündigen und das Geld zurückfordern.
Wahrscheinlich bemühte sich der Sender redlich, machte aber schließlich Meldung, keinen anderen Käufer für den Sendeplatz finden zu können.
Steve Wozniak erinnert sich noch deutlich an seine eigene Reaktion: »Steve [Jobs] rief mich an, ich solle vorbeikommen und mir den Spot ansehen. Nachdem ich ihn gesehen hatte, sagte ich: »Das sind wirklich wir.« Ich fragte ihn, ob wir ihn zum Super Bowl zeigen würden und Steve sagte, das Board hätte dagegen gestimmt.«
Als er nach dem Warum fragte, war die Antwort, an die sich Woz noch erinnert, dass es 800.000 Dollar kosten würde, den Spot zu zeigen. Woz erzählt: »Ich dachte eine Sekunde darüber nach und sagte, ich würde die Hälfte bezahlen, wenn Steve die andere Hälfte übernähme.« Im Rückblick sagt Woz: »Heute ist mir klar, wie naiv ich war. Aber ich war damals einfach sehr aufrichtig.«
Es sollte sich herausstellen, dass das ohnehin nicht nötig war. Der Executive Vice President für Verkauf und Marketing, Fred Kvamme, der keinen langweiligen Alternativspot sehen wollte, machte lieber in letzter Minute den entscheidenden Anruf, der eine eigene Seite in der Geschichte der Werbebranche bekommen sollte: »Sendet ihn.«
Als der Spot dann lief, waren die Zuschauer fasziniert und fassungslos: Sie hatten noch nie zuvor so etwas gesehen. Fernsehstationen im ganzen Land zeigten ihn als Teil ihrer nächtlichen Nachrichtenprogramme und verschafften Apple somit kostenlos zusätzliche Werbung im Wert von mehreren Millionen Dollar .
Wieder einmal hatte Steve damit richtig gelegen, seinem Instinkt zu folgen. Am frühen Morgen des folgenden Tages fuhr ich mit ihm an einem Computergeschäft in Palo Alto vorbei, wo wir eine lange Schlange von Leuten stehen sahen, die alle darauf warteten, dass geöffnet wurde. Bei Computergeschäften im Rest des Landes war es nicht anders. Heute noch loben viele den »1984«-Spot als den besten, der je im Fernsehen gelaufen ist.
Doch innerhalb des Unternehmens richtete der Spot Schaden an, denn er goss Öl ins Feuer des Neides, den die Leute in den Lisa und Apple-II-Gruppen gegenüber dem Emporkömmling Macintosh hegten. Es gibt Möglichkeiten, diese Art von Produktneid und Eifersucht innerhalb eines Unternehmens aufzulösen, aber man kann so etwas nicht in letzter Minute angehen. Wäre das Problem erkannt worden, hätte man daran arbeiten können, jedem im Unternehmen ein Gefühl von Stolz auf den Mac und Leidenschaft für seinen weiteren
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