Stevens, Chevy
und sie drehten sich um und sahen mich an. Ich begann zu
weinen.
Mom
stürzte zu mir und nahm mich in die Arme. Ich schluchzte an ihrer Schulter.
»Ich hatte
solche Angst, Mom, solche Angst.«
Als der
Arzt wieder zurückkam, hatte ich mich wieder beruhigt. Es stellte sich heraus,
dass ich mir nichts gebrochen hatte, allerdings hatte ich ein paar Prellungen,
Kratzer und Schürfwunden davongetragen, ganz zu schweigen von einem
mörderischen Kopfweh. Vor Schmerz und Entsetzen hatte ich einen Schock
erlitten. Na, kaum zu glauben.
Die
Hauptsorge der Ärzte galt einer möglichen Kopfverletzung vom Sturz auf die
Schläfe, deshalb wollten sie mich über Nacht dabehalten. Das Krisenteam wollte
mich ebenfalls am Morgen noch einmal begutachten. Während der Nacht kam alle
paar Stunden die Nachtschwester herein, um mich zu wecken, für den Fall, dass
ich eine Gehirnerschütterung hatte, aber ich war meistens ohnehin wach,
verkrampfte mich jedes Mal, wenn ich Schritte auf dem Flur hörte, zuckte bei
jedem lauten Geräusch zusammen. Manchmal starrte ich nur Moms zierliche
schlafende Gestalt auf der Pritsche neben mir an und zählte ihre Atemzüge.
Mein
letzter Aufenthalt im Krankenhaus hatte mich gelehrt, dass ich umso länger
bleiben musste, je mehr ich mich querstellte. Also spielte ich mit, als das
Krisenteam am nächsten Morgen vorbeikam, um meine emotionale Stabilität zu begutachten.
Vor allem wollten sie wissen, welche Unterstützung ich draußen hätte. Ich
sagte ihnen, dass ich regelmäßig zur Therapie gehe, und sie gaben mir eine
Krisentelefonnummer und eine Liste von Selbsthilfegruppen.
Sie
entschieden, dass ich stabil genug sei, um mit den Cops zu reden, also
beantwortete ich ihre Fragen, so gut ich konnte - nein, ich habe sein Gesicht
nicht gesehen, nein, ich habe das Nummernschild nicht erkannt, nein, ich weiß
nicht, warum das bescheuerte Arschloch versucht hat, mich zu verschleppen.
Ich
dachte, sie würden mein Haus jetzt rund um die Uhr überwachen, aber das
Einzige, was sie mir versprechen konnten, waren vermehrte Patrouillenfahrten
und die Installation einer speziellen Anlage, die direkt auf der Polizeiwache
Alarm auslösen würde. Sie ermahnten mich, das Handy überallhin mitzunehmen,
parkenden Vans auszuweichen - im Ernst! - und »auf meine Umgebung zu achten«,
aber gleichzeitig mein Leben wie gehabt weiterzuleben, während sie die
Ermittlungen durchführten. Welches Leben? Dieser Scheiß ist mein
Leben.
Die Ärzte
sagten, ich könne das Krankenhaus verlassen, aber während der nächsten
vierundzwanzig Stunden solle jemand ein Auge auf mich haben. Mom bestand
darauf, dass ich mit zu ihr kam, und ich war immer noch so aufgewühlt, ganz zu
schweigen davon, wie wund und kaputt ich war, dass ich die Idee ganz gut fand.
Mom verbrachte den Tag damit, mit mir auf dem Sofa zu sitzen und fernzusehen,
mir Eisbeutel für die Prellungen und unzählige Tassen Tee zu bringen. Es machte
mir nichts aus, dass sie so einen Wirbel um mich veranstaltete.
Später
brachte Onkel Mark Emma vorbei, und Mom ließ sie sogar ins Haus, sagte ihr, sie
solle »auf Annie aufpassen«. Und das tat sie. Obwohl sie gestern den ganzen
Tag bei Onkel Mark gewesen war, fürchtete sie sich vor ihm, bellte beim
geringsten Geräusch und begann zu winseln, sobald Mom das Zimmer betrat. Wayne
hielt sich fern, um ihr Gelegenheit zu geben, sich wieder zu beruhigen.
In dieser
Nacht schlief Mom bei mir im Bett, als wäre ich ein Kind, aber sie war die
Einzige, die etwas Ruhe fand. Stunden später, als ich immer noch nicht schlafen
konnte, schlich ich mich mit dem Handy in der Hand und Emma auf den Fersen in
den Schrank in der Diele. Gary, der einzige Cop, mit dem ich wirklich reden
wollte, hatte sich an dem Morgen, an dem der Kerl mich überfallen hatte, nicht
blicken lassen und auch nicht am nächsten Tag. Ich hatte im Krankenhaus nach
ihm gefragt, aber sie sagten schon wieder, er sei nicht in der Stadt. Vom
Schrank aus versuchte ich ihn anzurufen, aber ich landete direkt bei seiner
Mailbox.
Mit
schmerzenden Gliedern kauerte ich mich in dem Schrank zusammen, aber dieses Mal
fühlte ich mich nicht sicher. Alles, woran ich denken konnte, war: Werde ich
mich jemals wieder sicher fühlen? Schließlich schlief ich ein, und
das Bild des weißen Vans verfolgte mich bis in meine Albträume.
Als ich
letztes Jahr nach Hause kam, bin ich oft zum Polizeirevier in Clayton Falls
gegangen, um mir Verbrecherfotos anzusehen, aber nachdem ich mir
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