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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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eines Tages, wenn ich
genug angespart hätte, die Sache mit der Schule ja noch einmal überlegen
könnte, doch dazu war es nie gekommen.
    Als Luke
gestern Abend anrief, erzählte ich ihm von der Skizze. »Das ist klasse, Annie.
Du hast Kunst schon immer gerne gemocht.« Er hat nicht gefragt, ob er die
Zeichnung sehen dürfte, und ich habe nicht gefragt, ob er wollte.
    Christina
ist ein paarmal vorbeigekommen, um mir dabei zu helfen, den Rest des Hauses zu
streichen. Sie hat nicht über Probleme geredet, wie ich sie gebeten hatte, aber
irgendwie fühlte es sich verkrampft an. Nicht angespannt, einfach nur komisch.
Aber wenn ich auch nur eine Sekunde darüber nachdenke, ihr von irgendetwas zu
erzählen, was auf dem Berg geschehen ist, überrollt mich eine riesige
Angstwelle. Im Moment ertrage ich gerade mal die neuesten Gerüchte über
Hollywoodstars und die Leute, mit denen wir früher zusammengearbeitet haben.
Beim letzten Mal hat sie mir von diesem vertrottelten Cop erzählt, der ihren
Selbstverteidigungskurs unterrichtet.
    Das
erinnerte mich direkt an den Cop, an den ich geriet, als ich vom Berg kam.
Sagen wir mal so, da meine Erwartungen sich auf Wiederholungen im Fernsehen
stützten, hoffte ich auf Lennie Briscoe, aber ich bekam Barney Fife.
     
    Ich war
froh, eine Frau hinter dem Tresen der Polizeiwache zu sehen, aber sie schaute
nicht einmal von ihrem Kreuzworträtsel auf. »Was wollen Sie?«
    »Einen
Polizisten, glaube ich.«
    »Glauben
Sie?«
    »Nein, ich
meine ja, ich möchte einen Polizisten sprechen.« Eigentlich wollte ich am
liebsten wieder gehen, aber da winkte sie schon einen Typen heran, der gerade
von der Toilette kam und sich die Hände an der Uniformhose abwischte.
    »Constable
Pepper wird Ihnen weiterhelfen«, sagte sie.
    Es war
gut, dass er kein Sergeant war, der Typ hatte es auch so schon schwer genug. Er
war mindestens einen Meter achtzig groß und hatte einen ziemlichen Bauch, war
sonst aber eher mager - sein Revolvergurt sah aus, als würde er demnächst den
Kampf verlieren, sich irgendwie an den schmalen Hüften festzuklammern.
    Er sah
mich an, schnappte sich ein paar Akten vom Tresen und sagte: »Kommen Sie.«
    An einer
schrabbeligen Kaffeemaschine blieb er stehen, um sich einen Kaffee
einzuschenken - ohne mir einen anzubieten -, und versenkte Zucker und Sahne in
dem Becher. Er bedeutete mir, ihm zu folgen, und wir gingen an einem durch eine
Glaswand abgetrennten Büro und an drei Cops vorbei, die im Hauptbereich des
Raumes um einen Tisch herum saßen und in einem kleinen tragbaren Fernseher ein
Spiel anschauten.
    Er schob
einen Stapel Akten auf seinem Schreibtisch zur Seite, setzte den Kaffeebecher
ab und zeigte auf den Stuhl ihm gegenüber. Er wühlte zwei Minuten lang in
seiner Schublade herum, ehe er einen Stift gefunden hatte, der schrieb, und ein
paar weitere Minuten gingen dafür drauf, dass er diverse Formulare hervorzog
und wieder zurückschob. Endlich war er so weit, mit einem funktionierenden
Stift und einem Formular vor sich.
    »Ihr Name,
bitte?«
    »Annie
O'Sullivan.«
    Er sah
mich an und suchte jeden Winkel meines Gesichts ab, dann stand er so hastig
auf, dass er seinen Kaffee umkippte.
    »Einen
Moment - ich muss jemanden holen.«
    Während
der Kaffee seine Papiere durchtränkte, verschwand er in dem Glasbüro und
begann mit einem Typen mit kurzen grauen Haaren zu reden, den ich für wichtig
hielt, da er der Einzige war, der ein eigenes Büro hatte. Seinen
herumwedelnden Händen nach zu urteilen, war Pepper ziemlich aufgeregt. Als er
auf mich deutete, drehte sich der ältere Typ um und sah mich an, und unsere
Blicke trafen sich. Inzwischen hatte ich das Gefühl, hier rauszumüssen, und
zwar auf der Stelle.
    Die Cops
beim Fernseher hatten das Gerät leiser gestellt und schauten zwischen mir und
dem Büro hin und her. Als ich zum Empfangstresen blickte, stellte ich fest, dass
die Frau mich ebenfalls beobachtete. Ich schaute wieder zum Büro. Der ältere
Typ nahm den Telefonhörer und redete hinein, dabei lief er auf und ab, so weit
die Schnur reichte.
    Er legte
auf, zog eine Akte aus dem Regal hinter sich, dann schauten er und Pepper in
die Akte, sprachen miteinander, starrten mich an, blickten erneut in die Akte.
Unauffällig waren diese Kerle nicht gerade.
    Schließlich
verließen der ältere Cop und Pepper, der die Akte trug, das Büro. Der Alte
beugte sich tief zu mir runter, stützte eine Hand auf das Knie und streckte mir
die andere entgegen. Er redete langsam und sprach

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