Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
gleichzeitig rang.
Es kamen immer mehr.
Sie steckte sich das Messer zwischen ihre Zähne, schaltete den Stunner abermals auf höchste Stufe, riss den zweiten Stunner aus dem Wadenhalfter, machte einen Salto rückwärts, setzte einen von Roarkes Gegnern mit einem Schuss außer Gefecht, fluchte, weil der zweite hinter Roarke in Deckung war, feuerte dann aber wie eine Wahnsinnige beidhändig auf alles, was noch aufrecht stand.
Dann kniete Roarke neben ihr auf dem Boden und erklärte beängstigend ruhig: »D ie Lunte brennt!«, bevor er die Handgranate warf.
Er packte sie, stieß sie in eine Ecke und warf sich über sie.
Die Explosion zerriss ihr fast das Trommelfell. Wie aus weiter Ferne hörte sie das Splittern von Fliesen, nahm dann aber nur noch ihr eigenes angestrengtes Keuchen wahr.
»S teh auf, steh auf!« Die einzige Angst, die sie empfand, war die Angst um ihn, und so schubste, schob und zerrte sie an ihm herum. Er atmete schwer und blutete.
Er hatte einen Kratzer an der Schläfe und eine Scherbe hatte seine dicke Lederjacke oberhalb des Ellenbogens aufgetrennt.
»W ie schlimm ist es? Wie schwer bist du verletzt?«
»W eiß nicht.« Er schüttelte die Benommenheit aus seinem Kopf. »U nd du? Ah, zur Hölle mit diesen Kerlen«, fauchte er erbost, als er ihren blutenden Arm und den roten Fleck in Höhe ihrer Hüfte sah.
»D as sind nur ein paar Kratzer. Ein paar Kratzer, weiter nichts. Gleich kommt die Verstärkung. Gleich kommt Hilfe.«
Er sah ihr in die Augen und wollte lächelnd von ihr wissen: »U nd wir bleiben einfach hier sitzen und warten auf die Kavallerie?«
Sein Lächeln löste die verschwitzte Faust, die ihr Herz umklammert hielt. »V erdammt, ganz sicher nicht.«
Sie stieß sich vom Boden ab und reichte ihm die Hand. Bei dem Anblick, der sich ihr in diesem Tunnel bot, zogen ihr Herz und Magen sich zusammen.
Sie hatten aus Knochen, Muskeln und Blut bestanden. Waren Kinder gewesen. Jetzt waren sie nur noch Stücke rohen Fleischs.
Sie atmete tief durch und sammelte die Waffen der toten Kinder ein. »W ir wissen nicht, was uns noch alles erwartet. Nimm so viele Waffen mit, wie du tragen kannst.«
»S ie waren für den Krieg gezüchtet«, stellte Roarke mit leiser Stimme fest. »S ie hatten keine Wahl. Und sie haben auch uns keine Wahl gelassen.«
»I ch weiß.« Sie hängte sich zwei Gewehre über die Schultern. »A ber wir werden den Ort, an dem sie gezüchtet worden sind, ein für alle Mal zerstören.«
Auch Roarke hob eine Waffe auf. »D as Zeug stammt noch aus der Zeit der Innerstädtischen Revolten. Wenn sie besser ausgerüstet und erfahrener gewesen wären, wären wir jetzt tot.«
»D u hattest eine Handgranate dabei, das heißt, verbotenen Sprengstoff.«
»I ch wollte einfach gewappnet sein.« Er zielte mit seinem Gewehr auf eine der Überwachungskameras. »M it einer solchen Waffe hast du bisher nur ab und zu im Schießstand geschossen, oder?«
»T rotzdem komme ich damit zurecht.« Um es ihm zu beweisen, zerschoss sie die zweite Kamera.
»D avon bin ich überzeugt.«
Diana blickte über ihre Schulter. »D as klingt wie in einem Krieg.«
»W as auch immer dahinten vor sich geht, es hält uns den Rücken frei.« Zumindest für den Moment.
Deena hatte ihre Chance, heute Abend lebend hier herauszukommen, auf fünfzig Prozent geschätzt. Jetzt aber blieb ihr nichts anders übrig. Jetzt musste sie ganz einfach überleben. Sie musste ihre Mission zu Ende bringen und gleichzeitig dafür sorgen, dass Diana nichts geschah.
Ihre Hände schwitzten, was kein gutes Zeichen war. Bisher hatte sie außer Avril keinen Menschen je geliebt. Jetzt aber wurde dieses starke Band durch die Woge von Gefühlen, die in ihrem Innern tobte, in den Schatten gestellt. Diana war ihr Kind.
Nichts und niemand täte ihrem Kind je wieder etwas an.
Sie betete, dass die Informationen, die sie und Avril hatten, immer noch aktuell waren. Dass sich, was sie auch immer hinter den Türen mit der Aufschrift Gebärstation erwartete, noch immer dort befand.
Dass ihr Mut sie nicht verließe.
Endlich sprang die Lampe über der Tür auf Grün. Sie hörte ein leises Zischen, weil sich hinter der Tür eine Luftschleuse befand.
Was sie dahinter erblickte, verschlug ihr regelrecht den Atem.
Trotzdem zwang sie sich hineinzugehen. Und sich umzusehen.
Auch wenn die Tränen dazu führten, dass sie nur noch verschwommen sah, erkannte sie sofort das seit zehn Jahren tote Monster, das ihr eingehüllt in blendend weißes
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