Stiefbruder - Liebe meines Lebens
überall, ertasteten den erhitzten Körper des Geliebten, streichelten, kneteten, kratzten und kniffen. Bald erkundeten unsere Münder den so sehnsüchtig begehrten Mann, küssten, leckten, bissen, saugten. Wir versanken in einem erotischen Rausch, verloren uns darin jeden Zentimeter des Menschen zu erkunden, nach dem es uns so lange gedürstet hatte. Über uns der blaue Himmel, um uns herum bewegten sich die Bäume ganz leicht in der sanften Sommerbrise, gelegentlich hörten wir in der Ferne ein Flugzeug oder ein Auto. Hier, auf unserem geschützten Platz, war die Welt fern, existierte nur unser Atem, unser wohliges Brummen, selbstvergessenes Stöhnen, das Schmatzen unserer gierigen Münder. Ein weiteres Mal tranken wir die Lust des anderen. Gleichzeitig nahezu, durchzuckte unsere Leiber ein Orgasmus, kamen wir im Mund des Geliebten.
Nachdem wir eine Weile eng umschlungen dagelegen hatten, Kreise auf die Haut des anderen gemalt, immer wieder einen Kuss getauscht, uns vor Glück ganz debil angelächelt, machten wir uns über die Vorräte her. Derb kitschig fütterten wir uns, neckten uns dabei, kleckerten – oh Ungeschick – immer wieder etwas auf Brust, Bauch, Knie, Schenkel, Schwanz, das sorgfältig abgeleckt werden musste. Wir zelebrierten das Mahl, lachten, alberten und unterbrachen es immer wieder für gierige, leidenschaftliche Küsse.
Wir saßen da und erzählten uns von Träumen und Sehnsüchten, erinnerten uns an gemeinsam Erlebtes, sprachen von Ängsten und Zukunftsplänen.
„Wann?“, fragte ich irgendwann, „Wann hast du dich in mich verliebt?“
„Es gab keinen bestimmten Tag“, erklärte Jakob, „Gemocht habe ich dich immer schon sehr, bereits als du mit deinem Vater bei uns einzogst. Es wurde kontinuierlich stärker und vermutlich habe ich eine ganze Weile einfach nicht gemerkt, dass da bereits mehr war.“
Jakob warf mir ein belustigtes Grinsen zu, und fuhr fort: „Und dann tanzt du mit einer Erektion in meinem Zimmer herum. Ich dachte, mich trifft der Schlag.“ Ein Schatten wanderte über sein Gesicht und er blickte zur Decke, als er weitersprach: „Du warst doch mein Bruder, wie sollte ich mich darauf einlassen? Noch dazu warst du gerade erst fünfzehn und wir lebten so weit voneinander entfernt. Außerdem wären unsere Eltern durchgedreht, und ich weiß ja nicht einmal, wie sie es heute aufnehmen würden. Dann wurde ich achtzehn und damit war mir gesetzlich untersagt, mit dir eine Beziehung zu führen.“
Er rückte zu mir, musterte mein Gesicht, legte eine Hand auf meinen Schenkel und streichelte ihn, während er weitersprach.
„Als du ausgerechnet mit Tobi rumgemacht hast, brannten mir die Sicherungen durch. Danach dachte ich, du würdest mich dafür hassen. Ich konnte es nicht ertragen, dass er dich anfassen darf, ich aber nicht. Zudem wurdest du immer schöner und mir fiel es immer schwerer, mich zurückzuhalten, also beschloss ich, dir nicht mehr zu begegnen.“
Seine Hand glitt langsam weiter, zu meiner Leiste und mein Schwanz richtete sich langsam aber energisch auf.
„Das hat wohl nicht geklappt“, raunte Jakob, rutschte näher und seine Finger strichen über meine Härte, „Je mehr ich versucht habe, von dir wegzukommen, umso weniger gelang es mir.“ Seine Hand wanderte über meinen Bauch hinauf bis zu meinem Kinn, dann sah er mich sorgenvoll an. „Clemens. Liebster, ich muss dir etwas gestehen.“
Ich hatte es den ganzen Tag befürchtet. Die Sache musste einen Haken haben. Ich presste meine Lippen kurz aufeinander und fragte:
„Was denn?“
„Ich war verzweifelt und dumm, aber damals sah ich keinen anderen Ausweg“, begann er sein Geständnis. „Als ich dir die SMS schrieb, da war ich nicht nur betrunken“, erklärte er, „Das war ein Abschied.“
Ich begriff nicht so recht – oder wollte es nicht begreifen.
„Abschied?“, fragte ich.
„Vom Leben“, präzisierte er leise und versetzte mir damit einen Stich in den Bauch. „Aber dann …“, er wurde noch leiser, „… musste ich daran denken, wie es mir gehen würde, wenn du … naja,
gehen
würdest. Da bekam ich Angst, dass du dir etwas antun könntest wenn ich sterbe.“
„Oh“, machte ich und erinnerte mich an meine eigenen Suizidgedanken. So weit, bereits Abschiedsbriefe – oder SMS – zu versenden, war ich nicht gekommen, aber ich konnte sehr gut verstehen was er meinte.
„Ich begriff, dass ich Hilfe brauchte, also suchte ich einen Arzt auf. Er verschrieb mir
Weitere Kostenlose Bücher