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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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sie sich am Bahnhof einen Coffee to go. Wenn sie hernach in ihre Wohnung zurückkehren, rumpeln sie im Suff gegen die Möbel und legen Heavy Metal auf, um einschlafen zu können.«
    »Schwarzseher!« Katinka gähnte. »Wir müssen einen Fußabtreter anschaffen. Genauer gesagt zwei. Einen für dich, einen für mich.«
    »Eine gewaltige Investition. Soviel zum Thema gemeinsame Zukunft. Ein Fußabtreter.«
    Gemeinsame Zukunft?
    »Ja. Sehr wichtig. Alle Menschen besitzen Fußabtreter. Nur wir nicht.«
    Hardo lachte. »Was ist mit deinem Fall?«
    »Ich stecke fest.« Sie erzählte.
    »Ganz klar«, bestätigte Hardo. »Wenn sie diesen Ivo nicht angerufen haben, gibt es da irgendwo einen Konflikt. Und zwar zwischen der Gruppe und Ivo.«
    »Oder zwischen Rita und der Gruppe«, murmelte Katinka schläfrig. »Denn Rita ist weiterhin unauffindbar. Und jemand hat den Buchfreaks tote Ratten vor die Tür gelegt.«
    »Bei den Theissens lag keine?«
    »Ich glaube nicht. Aber ich rufe morgen die Nachbarin an und frage.«
    »Jetzt verstehe ich überhaupt, wie du auf das Thema Fußabtreter kommst«, lachte Hardo. »Du möchtest es der toten Ratte bequem machen.«
    »Nonsens.« Katinka schwieg eine Weile und lauschte Hardos Herzschlägen. Schließlich murmelte sie: »Aber Hof, Bayreuth und Coburg liegen nicht gerade nah beieinander. Und vielleicht wusste der Rattenverteiler, dass die Theissens in Urlaub sind.«
    »Falls die Ratte mit dem Leseklub zu tun hat«, warf Hardo ein.
    »Ja.« Katinka glitt langsam in den Schlaf. »Falls.«

Montag, 17.12.
     
    17
     
    Hardo war schon weg, als Katinka aufwachte. Sie gähnte herzhaft und schälte sich aus den warmen Decken. Das alte Haus kühlte schnell aus. Ich muss die Heizung anders einstellen lassen, dachte Katinka. Sie muss nachts weiterlaufen. Sonst ist es einfach zu kalt.
    Sie schlüpfte in ihre Klamotten, schnappte sich eine Milchtüte aus Hardos Kühlschrank und trat hinaus auf den Treppenabsatz. Genau das hatte sie sich immer gewünscht. Zwei Wohnungen, nebeneinander, aber mit zwei Türen dazwischen. Ihr Leben lief im Augenblick genau nach Plan.
    Womöglich ist das ein schlechtes Zeichen, dachte Katinka, während sie an ihrem Schlüsselbund ihren Wohnungsschlüssel zu identifizieren versuchte. Zweckpessimismus gehörte zu ihren jämmerlichsten Eigenschaften.
    »Frau Palfy?«, meldete sich eine Stimme von unten.
    »Ja?« Sie beugte sich über das Geländer. Ihr war kalt, sie wollte in ihre Wohnung. »Was gibt’s?«
    Mark, der Austauschstudent aus Washington, guckte verschmitzt zu ihr hinauf. »Sorry. Wo kann man Holz kaufen?«
    »Holz?«
    »Für den Ofen.«
    »Gute Frage.« Katinka beneidete die Studenten um den Kachelofen. Ich brauche dringend auch einen, dachte sie. Kamine sind genug da. »Ich habe die Adresse irgendwo bei mir im Notizbuch. Ich reiche sie nachher runter.«
    »Okay. Übrigens«, Mark zögerte. Er trug nur ein T-Shirt. Offensichtlich fror er. »Gestern, die Frau, die hatte sich wohl in der Wohnung geirrt?«
    Katinka runzelte die Stirn. »Welche Frau?«
    »Na, die hier bei uns an der Tür mit einem Schlüssel …« Er suchte das passende Wort.
    »Moment!« Katinka lief die Stufen ins Erdgeschoss hinunter. »Was war da los?«
    »Gestern Nacht.« Mark zuckte die Achseln. »Lon geht immer früh ins Bett, aber ich war mit Giulio im Morph Club. Und als wir heimkamen, war da eine Frau und steckte einen Schlüssel in unser Türschloss.«
    Katinka schob den jungen Mann beiseite und besah sich das Schloss. Tatsächlich. Kratzer. Das Schloss war brandneu. Sie hatte es erst letzte Woche einbauen lassen. Das alte war eine Katastrophe gewesen.
    »Haben Sie die Frau erkannt?«
    »Nein. Ich dachte, die wollte zu Ihnen. Sie sah uns kommen, sagte ›Entschuldigung!‹ und ging einen Stock höher.«
    Katinka runzelte die Stirn. »Wie sah sie aus? Und wann war das?«
    »Oh, ungefähr um zwei. Ich kann Giulio fragen.«
    »Aber Sie haben sie doch selbst gesehen?«
    »Sie hatte eine schwarze Jacke an. Von Jack Wolfskin.«
    »Haare?«
    »Eine schwarze Mütze.«
    »Fuck!«
    »Also, Sie können ja fluchen …«, staunte Mark.
    »Das ist wirklich wichtig. Beschreiben Sie sie mir.«
    »Kommen Sie mit rein?«
    Katinka folgte Mark in die Wohnung. Sie kam ihr so vertraut vor wie ihre eigene. Wochenlang hatte sie Parkett verlegt, Wände getüncht und Handwerker beaufsichtigt. Diese Wohnung war die größte im Haus, mit drei Schlafzimmern und dem riesigen Wohnzimmer zum Innenhof hin, in dessen Mitte

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