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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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meinen Auftrag gern bestehen lassen, wenn Sie noch bereit sind, weiter nach Rita zu suchen.«
    Sie weiß nicht, was sie will, dachte Katinka lustlos. Aber sie hat’s gerade nicht leicht. Also Schwamm drüber.
    Katinka weihte Simone in Dantes Gedankengänge ein. »Könnte der Literatur- und Fresszirkel in Auflösung begriffen gewesen sein? Wollte Rita die Lage irgendwie eskalieren lassen? Warum sonst sollte sie solche vernichtenden Urteile in einen allen zugänglichen Ordner legen?«
    Simone zuckte bekümmert die Schultern.
    »Vor allem die Männer kommen schlecht weg. Als könnte man sie samt und sonders in der Pfeife rauchen. Bis auf Günther Theissen vielleicht, dem Rita immerhin eine gewisse Basisintelligenz unterstellt«, fuhr Katinka fort.
    »Sie glauben, es ist kein Zufall, dass Ivo in der Nacht, als Rita verschwand, diesen tödlichen Unfall hatte? Ich meine, vielleicht war der Unfall schon die Eskalation …«
    »Es muss einen Zusammenhang geben.« Katinka hörte sich überzeugter an, als sie wirklich war.
    »Was hätte Rita von so einer Form der Eskalation? Beweise dafür gibt es nicht.«
    »Bisher nicht.« Beweise fand man, wenn man danach suchte. Man musste bloß zuvor eine Richtung festlegen.
    »Am Ende sagen Sie mir noch, Horst wäre ermordet worden. Womöglich sogar von Rita.« Entgeistert schüttelte Simone den Kopf. »Das ist absurd. Denn selbst wenn Rita ihn für einen Schluffi und Idioten hielt, warum sollte sie sich dann die Mühe machen, ihn umzubringen?«
    »Das würde ihn Ritas Maßstäben nach zumindest aufwerten.«
    »Aber das kann ich mir einfach nicht vorstellen! Frau Palfy, selbst wenn Rita die Nase von ihren Freunden gestrichen voll hat, was würde es denn ausmachen, einfach auseinanderzugehen?«
    »Manche Leute können keinen sauberen Schnitt machen«, gab Katinka zu bedenken.
    »Rita gehört eindeutig nicht zu dieser Sorte!«
    Das klang einsichtig, fand Katinka. Es passte zu dem, was sie über Rita wusste. Doch Simone hatte mit ihrer früheren Freundin jahrzehntelang keinen Kontakt gehabt. Sie konnte sich in ihrer Einschätzung auch täuschen.
    »Sie könnte ein sorgenfreies Leben führen, wissen Sie?« Simone betrachtete ihre Finger. »Sie hat es mir erst einen Tag vor ihrem Verschwinden erzählt, dass sie geerbt hat.«
    »Wie – und das erfahre ich heute? Eine ganze Woche später?« Katinka wollte es nicht glauben.
    »Nichts Großartiges und auch nichts Aktuelles.« Simone befand sich wieder im Selbstverteidigungsmodus. »Im vergangenen Juli ist eine alte Tante gestorben. Rita war die einzige Nichte, zu der sie einen Draht hatte. Deswegen bekam Rita ein Haus in Kiel, ein dickes Bankkonto und ein bisschen Schmuck. Das Haus hat sie vermietet, den Schmuck verkauft und das Geld angelegt.«
    »Von welcher Summe sprechen wir?«
    »150.000. Zusätzlich zum Haus.«
    »Immerhin.«
    »Aber das war doch schon im Sommer. Außerdem hat es nichts mit den ganzen momentanen Querelen zu tun!«
    Hatte es vermutlich nicht.
    »Sobald hundertprozentig feststeht, dass Horst ermordet wurde, schwärmt ohnehin die Kripo aus.«
    »Wurde er wirklich ermordet?«
    »Es sieht danach aus.« Katinka dachte an die eisglatte, verwehte Straße, von der Horst Broicher ein paar Meter abgekommen war. »Fällt Ihnen irgendwas ein? Hat Rita mal etwas über den Literatur- und Fresszirkel erzählt, das Ihnen jetzt durch den Kopf geht?«
    »Ich wüsste nicht.«
    »Ist jemand aus dem Zirkel ein Einzelgänger?«
    »Ivo … vielleicht …« Simone sah traurig zum Fenster hinaus. Trotz des sonnigen Wetters war es in der engen Gasse dämmrig geblieben. »Frau Palfy, ich habe diese Leute nur ein einziges Mal gesehen!«
    »Margot Scheinfelder führt ins Feld, dass Ivo sich Hoffnungen gemacht hätte, bei Rita zu landen.«
    »Ivo?« Simone lachte schallend. »Entschuldigung, da war wohl der Wunsch der Vater des Gedankens. Eine Art Übertragung. Rita hat bestimmt nicht die Absicht, sich einen Mann ans Bein zu binden.«
    »Hatte sie wirklich nie eine Beziehung?«
    »Soviel ich weiß, nicht.«
    »Eine Beziehung zu einer Frau?«
    »Rita ist nicht lesbisch. Sie ist unabhängig.«
    »Margot nannte sie eine Egomanin.«
    »Margot ist … nun ja. Eine sehr simpel gestrickte Person. Ritas Urteil trifft schon zu.«
    Katinka schaltete ihren Computer an. »Sie könnten Ritas Einschätzungen also unterschreiben?«
    Simone verzog die Lippen. »Warum versuchen Sie, mich in die Enge zu treiben?«
    Sie ist klug, dachte Katinka. Und ich bin im Unrecht.

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