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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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gibt’s?«
    Katinka berichtete von den Ratten.
    »Das ist vollkommen abgedreht«, bemerkte Petronella Kallweit.
    »Aber es steht im Kontext des Falles. Ist Horst Broicher ermordet worden?«
    »Ist er. Er wurde mit einem Schlag auf den Kopf bewusstlos geschlagen. Tatwaffe war vermutlich ein vierkantiges Werkzeug. Den Rest hat die Natur erledigt. Außerdem wurde Rita Weiß’ PKW in Prag gefunden. Ich habe gerade das Fax von den Kollegen dort gekriegt.«
    »Sie ist in Prag?«
    »Das wissen wir noch nicht. Ihr Auto befindet sich immerhin dort. Im Zuge der Suche nach ihr haben wir die Meldung an die Tschechische Republik weitergeleitet. Eine Streife hat den Wagen heute Morgen in einer Seitenstraße im Prager Stadtteil Kleinseite stehen sehen. Keine Spur von der Besitzerin.«
    »Ist sie weitergeflogen? Mit der Bahn gefahren?«
    »Kommt darauf an, wann sie in Prag angekommen ist. Der Prager Flughafen war gestern geschlossen. Erst allmählich kommt der Verkehr wieder in Gang. Schnee.«
    »Und jetzt?«
    »Der Wagen steht noch da. Kein Parkverbot, im Gegenteil, sie kann dort überwintern.«
    »Hotels?«
    »Wir arbeiten dran. Wegen des Wetters hat die Polizei europaweit alle Hände voll zu tun, und für die üblichen Kommunikationswege brauchen wir ungleich länger als sonst.«
    »Rita Weiß hat im Sommer geerbt: 150.000 plus ein Haus.« Rasch fasste Katinka zusammen, was sie wusste.
    Die Kallweit pfiff leise durch die Zähne.
    »Ich würde Ihnen gern ein paar Seiten Text zufaxen.« Katinka erzählte, wie sie an die Dokumente aus dem Online-Ordner des Literatur- und Fresszirkels gekommen war.
    »Immer her damit!« Die Kommissarin klang, als könne sie nie genug bekommen.
    »Wegen der Ratten …«
    »Wird einkalkuliert. Schönen Tag.« Sie legte auf.
    Überrascht betrachtete Katinka das Telefon. Wenn der Literatur- und Fresszirkel eine Absprache zum Nachteil eines Mitglieds getroffen hatte, wie Dante vermutete, musste es dafür einen Grund geben. Und wenn der Grund schlichtes Mobbing war. Simone wollte zwar nichts dergleichen bemerkt haben. Aber es gab oft gut verborgene, selbst für Eingeweihte schwer zu erkennende Stolperdrähte.
    Katinka rief Walli an, kam jedoch nicht weit. Der Arzt hatte ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht und sie damit weitgehend ausgeknockt. Eine Nachbarin saß bei ihr in der Wohnung und sah nach dem Rechten. Verärgert blickte Katinka auf einen Stapel ungeöffneter Post vor sich auf dem Tisch. Bei Margot Scheinfelder hatte sie auch kein Glück. Die Frau war an ihrem Arbeitsplatz, konnte oder wollte nicht offen sprechen. Blieben die Schweigaus.
    Mechanisch begann Katinka, die Briefumschläge aufzuschlitzen. Handwerkerrechnungen. Versicherungsangebote. Gustl Reimers Rechnung für die Videosecurity. Eine Karte von ihrer Freundin Britta, die auf den Malediven schnorchelte. Seufzend legte Katinka sie auf den Posteingangsstapel.
    Warum musste Horst Broicher sterben? Wer hatte den verschnarchten Sparkassenangestellten nachts aus dem Bett gelockt und auf die Hochstraße bestellt, um ihn dort von der Fahrbahn abzudrängen? Katinka rief sich in Erinnerung, wie die Straße verlief. Vermutlich war Horst der Wagen seines Widersachers auf der durch die Schneewände links und rechts viel zu engen Straße mit hohem Tempo entgegengekommen. Vor Schreck, und weil Ausweichen ohnehin aussichtslos war, hatte Horst das Steuer verrissen, war ein paar Meter über den Straßenrand hinausgeschleudert worden und in der Schneewehe gelandet. Weich, das schon, wenngleich mit einem gehörigen Schreck in den Knochen. Der Mörder war auf ihn zugekommen, Horst hatte das Fenster heruntergelassen. Warum: Weil er die Person kannte? Der Mörder hatte seine Waffe auf Horsts Schädel niedersausen lassen und war seiner Wege gezogen. Allerdings nicht, ohne die Zündung auszuschalten. Warum eigentlich? Weil der Rechtsmediziner sowieso schnell draufkommen würde, dass Horst ein Mordopfer war und nicht einfach nur einen Unfall hatte? Oder hatte Horst nach dem Aufsetzer in der Schneewehe reflexartig den Zündschlüssel gedreht? Und war das wichtig? Warum hatte der Mörder nicht den Zündschlüssel mitgenommen, um ganz sicher zu gehen, dass Horst, sollte er noch leben, keinesfalls mehr seinen Wagen in bewohntes Gebiet steuern konnte?
    Katinka wendete Brittas Karte. Ein tiefroter Sonnenuntergang über dem Meer. Eines der meistverschickten Motive rund um den Globus, dachte sie. Weil alle Menschen sich genau nach dieser Idylle sehnen? Nach einem

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