Stille Gefahr #2
gebeten, auf Hope aufzupassen, und genau das würde er auch tun.
Irgendjemand stellte seine ganze Stadt auf den Kopf, und er hatte langsam die Schnauze voll davon, war es satt, durch Ströme von Blut zu waten. Die kleine Hollister. Prather. Die Angriffe auf Hope und Reilly.
Genug war genug.
Kurz vor Mittag tauchte endlich Hope auf. Ihr dunkles Haar schimmerte in der Herbstsonne, und Nielson wartete, bis sie losfuhr. Die blaue Limousine folgte ihr.
Nielson ließ noch einige Minuten verstreichen, bevor auch er den Motor startete. Dieser ganze Mist musste ein Ende nehmen, verdammt noch mal.
Sie war allein. Endlich. Als er Jennings aus der Wohnung hatte kommen sehen, hätte Joe zwar am liebsten sofort zugeschlagen, doch so dumm war er natürlich nicht. Hier in der Innenstadt konnte er nichts unternehmen. Das Risiko durfte er nicht eingehen.
»Blöde Fotze«, murmelte er vor sich hin. Wut stieg in ihm auf und tobte in ihm wie ein brüllendes Ungeheuer.
Er hatte sie beobachtet und gesehen, wie die beiden übereinander hergefallen waren.
Seine Frau hatte einen anderen Mann gevögelt.
Ihm wurde schlecht, vor Zorn, vor Ekel.
Und da war noch etwas … Nicht einen Moment lang hatte sie so still und teilnahmslos dagelegen wie bei ihm.
»Verfluchte Schlampe «, fluchte er.
Es juckte ihn in den Fingern, die Waffe zu ziehen und ihr eine Kugel in den Kopf zu jagen … Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen. Aber so würde es zwischen ihnen nicht enden. Nein! Sie sollte nach Hause kommen, verdammt noch mal. Nach Hause.
Er würde seine Frau nicht aufgeben.
Doch zuerst musste sie aus der Stadt raus. Verdammt, selbst Reillys Haus wäre ihm als Schauplatz mittlerweile recht gewesen. Nur allzu gern hätte er ihm das Hirn weggepustet. Er würde es genießen. Reilly war Teil des Problems, von Anfang an.
Doch Hope schlug nicht den Weg zu seinem Haus ein. Sie fuhr in Richtung Highway. Nein … nicht gut. Überhaupt nicht gut. Er musste sie von der Straße drängen und dann in sein Auto zerren. Genau.
Doch als er aufs Gaspedal trat, um sie einzuholen, hörte er hinter sich ein lautes, dunkleres Dröhnen.
Kurz darauf tauchten einige Motorräder in seinem Rückspiegel auf. Und Mann, das hörte ja gar nicht wieder auf … Scheiße!
Die Limousine verfolgte sie. Hope versuchte nicht zu zittern, und hätte am liebsten kehrtgemacht oder Gas gegeben. Doch noch dringlicher wollte sie herausfinden, ob es sich bei ihrem Verfolger wirklich um Joe handelte. Sie brauchte einfach Gewissheit.
Die Ungewissheit war das Schlimmste.
Schlimmer noch als die Angst.
Und die Furcht vor dem Unbekannten heftiger als die Angst vor dem Konkreten. Sie hatte das alles so satt.
Ihre Hände schmerzten, so fest hielt sie das Lenkrad umklammert. Sie musste an ihr Handy kommen, Remy anrufen, Law anrufen, Ezra anrufen – irgendjemanden, egal, wen, wollte nicht allein mit ihrem gewalttätigen Exmann sein, der sie verfolgte.
»Der dich vielleicht verfolgt«, korrigierte sie sich.
Sie konnte nicht sicher sein, und genau das würde sie noch in den Wahnsinn treiben. Sie musste einfach Gewissheit haben …
Die Limousine kam näher und näher.
Schweiß ließ ihre Hände rutschig werden. Sie biss sich auf die Unterlippe.
Scheiße! Scheiße! Scheiße! – Was sollte sie jetzt nur tun?
Inzwischen klebte er fast an ihrem Kotflügel, und Hope wurde plötzlich den Verdacht nicht los, dass er irgendetwas Grausames vorhatte. Er wollte sie in den Graben drängen. Was zum Geier ging in ihm vor?
Auf einmal war ein röhrendes Knattern zu hören.
Motoren – und zwar eine ganze Menge.
Sie warf einen Blick in den Rückspiegel. Sonnenlicht blitzte an der verchromten Gabel eines Motorrads auf. Dahinter tauchte noch eine Maschine auf. Und noch eine.
Das musste eine ganze verdammte Gang sein, die Bikes nahmen kein Ende mehr. Sie lächelte und beruhigte sich wieder ein wenig.
Der Fahrer der Limousine ließ sich zurückfallen, sodass sich der Abstand zwischen ihnen mehr und mehr vergrößerte. Kurz darauf hatte sich ihr Puls halbwegs normalisiert, auch wenn sie sich immer wieder nach den Motorrädern umdrehte.
Wer hätte gedacht, dass sie sich jemals so dermaßen über ein paar Biker freuen würde?
Was blieb, war diese quälende Ungewissheit.
War er das gewesen? Sie musste es wissen und jeden möglichen Zweifel beseitigen. Auch wenn sie es, tief in ihrem Inneren, schon längst wusste.
Als sie nach einer Weile das Schild der kleinen, familienbetriebenen Tankstelle am
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