Stille Gefahr #2
all ihrer Fehler und Probleme liebe ich Hope. Ich will sie zurück. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich muss wieder an die Arbeit.«
Er legte auf und starrte weiter aus dem Fenster.
Das war jetzt lange genug so gelaufen, beschloss er.
Es wurde Zeit, dass Hope Carson nach Hause kam.
Remy legte den Hörer auf.
Den ganzen Tag über war es ihm nicht gelungen, an brauchbare Informationen über Hope Carson zu kommen.
Eigentlich hatte er es geahnt.
Die ärztliche Schweigepflicht machte ihm wie erwartet einen Strich durch die Rechnung.
Und ihr dickschädeliger Arsch von Exmann war auch keine große Hilfe.
Er hatte versucht, alte Freunde aus ihrer Heimatstadt aufzustöbern, aber … tja, es gab keine. Jedenfalls nicht nach der Highschool.
Hinweise zu ihrer beruflichen Laufbahn fand er auch nicht – vermutlich hatte sie in den letzten zwei Jahren schwarzgearbeitet. Nur so konnte sie sich über Wasser gehalten haben.
Keinerlei ehrenamtliches Engagement. Während ihrer ganzen Ehe war ihr Ehemann der Einzige gewesen, der beständig Kontakt zu ihr gehabt hatte. Und allein das ergab ein Bild von ihrem Leben, das Remy ein flaues Gefühl im Magen verursachte.
Das zusammen mit ihrer Scheu vor Menschen, vor allem vor Männern …
Er begann, innerlich vor Zorn zu brodeln, verdrängte das Gefühl jedoch, damit er denken und weiterarbeiten konnte. Er durfte seine Entscheidungen nicht aufgrund von Vermutungen treffen, sein Vorgehen durfte nicht auf irgendwelchen Verdachtsmomenten beruhen … und selbst wenn, im Moment konnte er ohnehin nichts unternehmen, jedenfalls nicht als Anwalt.
Es war Freitagabend, er hatte den Großteil des Tages im Gerichtssaal verbracht und die restliche Zeit über am Telefon gehangen, um mehr über Hope herauszufinden. Obwohl er eigentlich gar keine Informationen brauchte – im Grunde musste er überhaupt nichts wegen des Berichts unternehmen, den Nielson ihm gegeben hatte.
Jedenfalls solange nicht, bis es einen Verdächtigen gab.
Aber bis dahin?
Vorausgesetzt, der Fall trat überhaupt jemals ein.
Lass es sein. Geh nach Hause , sagte er sich.
Ja, das sollte er tun. Die letzten Wochen war in seinem kleinen Bezirk die Hölle los gewesen, und er hatte sehr viel mehr Mist um die Ohren gehabt als sonst. Er sollte nach Hause gehen, sich aufs Sofa hauen, eine Pizza bestellen und bei einem Bier und einem Film abschalten. Das wäre eigentlich mal nötig.
Doch nachdem er das Büro verlassen hatte, fuhr er nicht zu seiner spärlich möblierten, leeren Wohnung.
Nein, er raste die kurvenreiche Landstraße entlang, die zu Law Reillys Haus führte.
Law.
Mist.
Was lief da eigentlich zwischen ihr und Law?
Lief da überhaupt irgendwas mit Law?
Irgendetwas verband die beiden miteinander. Er erinnerte sich daran, wie sie tags zuvor im Büro des Sheriffs ausgesehen hatte – als würde sie im nächsten Augenblick die Nerven verlieren, schnell und flach atmend, die Augen groß und dunkel, das Gesicht blass.
Sie war kurz davor gewesen, eine Panikattacke zu bekommen, und zwar eine ziemlich heftige.
Remy hatte so etwas schon öfter miterlebt. Sie war zwar dagegen angegangen, hatte versucht, die Fassung wiederzugewinnen. Law hatte ihr daraufhin eine Hand auf die Schulter gelegt, ganz freundlich und ungezwungen, und etwas zu ihr gesagt, das sie beruhigen konnte.
Was war das mit den beiden?
Und warum zum Teufel interessierte es ihn so sehr?
Hatte er nicht schon genug um die Ohren? Ein Mörder rannte in seiner Stadt herum. Ein Frauenschläger musste rechtlich belangt werden. Sein Neffe …
Schon allein bei dem Gedanken an den Jungen blutete ihm das Herz.
Ab Montag würde Brody in einem Therapiezentrum in Lexington sein, wo er den Zorn und den Kummer, der ihn innerlich auffraß, in den Griff bekommen konnte. In ein paar Wochen käme er hoffentlich wieder nach Hause.
Remy brachte ihn nur ungern dort unter, aber Brody brauchte dringend persönliche Betreuung, und Hank … verflucht, sein Bruder kriegte das einfach nicht auf die Reihe.
Hank – der war das nächste Problem.
Sein Bruder musste endlich aufwachen und den Arsch hochkriegen!
Seit Sheryls Tod beschäftigte sich dieser Mann nur mit seiner Trauer, mit allem Möglichen, außer mit seinem Sohn. Was einen großen Anteil daran hatte, dass Brody so auf die schiefe Bahn geraten war.
Blieb noch Mom. Sie war todunglücklich und machte sich Vorwürfe, weil sie nicht erkannt hatte, wie es um Brody stand, auch wenn sie nichts dafür konnte.
All
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