Stille Gefahr #2
sie?«
»Draußen.« Law schloss die Augen. »Sie … verdammt. Hope fühlt sich hier drinnen nicht sicher. Sie kann nicht schlafen und isst kaum etwas. Ich habe sie hergeholt, damit sie … na ja, die Gründe dafür gehen niemanden etwas an, aber dieses Haus sollte ihr Sicherheit bieten. Das habe ich ihr versprochen, nur konnte ich es nicht halten, verdammt.«
»Sicherheit wovor?« Remy kniff die Augen zusammen. Sein Puls, der ohnehin schon verrückt spielte, begann zu rasen. Sicherheit bieten – wenn Law sie vor irgendetwas beschützen wollte, dann war sie irgendwie in Gefahr. Großer Gott.
»Vor dem Leben.« Bei diesen Worten schaute Law ihn an, und seine Augen schimmerten eigenartig hell. »Sie sind nicht auf den Kopf gefallen, Jennings, auch wenn ich Sie nicht für so blitzgescheit halte wie manch andere. Sehen Sie ihr nicht an, dass sie durch die Hölle gegangen ist?«
»Doch.« Remy musste an den Augenblick denken, als er ihr zum allerersten Mal begegnet war. Er hatte sofort das Bedürfnis gehabt, sie zu beschützen. Und sie zu vögeln. Was für ein Mistkerl war er eigentlich? Sie hatte die Hölle durchlebt, und schon von der ersten Sekunde an begehrte er sie so sehr, dass es wehtat. »Erzählen Sie mir doch ein bisschen was darüber.«
»Warum sollte ich?« Law verzog den Mund. »Um Ihnen noch mehr Munition zu liefern, die Sie gegen sie verwenden können?«
»Wozu sollte ich die brauchen? Es gibt keinen Haftbefehl gegen sie und wird auch keinen geben.« Remy lehnte sich zurück und trommelte mit den Fingern auf die Armlehne. »Sie gilt als Opfer, genau wie Sie – ich habe Nielsons Bericht gelesen. Hope wurde ebenso angegriffen, nur dass sie dabei hätte sterben können, und zu allem Übel glauben auch noch alle, sie habe sich das selbst angetan. Die Situation ist ziemlich vertrackt, das wissen Sie. Sollten wir nicht so viele Informationen wie möglich zusammentragen, um den Täter zu finden?«
»Sagten Sie nicht, das sei … Aufgabe des Sheriffs?«, entgegnete Law.
Remy hob eine Augenbraue. »Heißt das, Sie haben ihm schon alles erzählt?«
»Natürlich nicht.« Auch jetzt war Law nicht viel mitteilsamer. Er lehnte sich zurück und betrachtete Remy aus wachen braunen Augen. »Mir ist immer noch nicht ganz klar, warum Sie das wissen wollen und sogar der Ansicht sind, Sie müssten es erfahren.«
»Ich mache nur meine Arbeit. Schließlich wurde sie überfallen.« Das stimmte. Doch gleichzeitig war es beinahe gelogen, denn Arbeit hin oder her, Remy wusste, dass er früher oder später hierhergekommen wäre. Um Hopes willen.
Als hätte er Remys Gedanken gelesen, setzte Law ein schiefes Grinsen auf. »Sie sind also nur der pflichtbewusste Staatsanwalt, der seine Arbeit erledigt?«
Remy starrte eine ganze lange Weile auf seine Hände, ohne eine Antwort parat zu haben. Was zum Teufel konnte er schon sagen? Selbst wenn sie auch nur das geringste Interesse an ihm zeigen würde, durfte er sich ohnehin nicht mit Hope einlassen. Doch ihn hatte mehr als nur seine Arbeitsmoral hergetrieben, das konnte er nicht leugnen.
Er kam sich schutzlos ausgeliefert vor, und als er Laws Blick begegnete, begriff er, dass er wahrscheinlich kein einziges Wort zu sagen brauchte.
Der Mann hatte ihn bereits durchschaut.
Verflucht.
Law beugte sich vor, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und wiederholte Remys Gedanken. »Verflucht.«
Dann warf er ihm einen düsteren Blick zu. »Es wäre sehr viel einfacher, wenn ich Sie einfach aus dem Haus werfen und Sie von ihr fernhalten könnte«, brummte er.
»Das würden Sie tun?«
Law schnaubte. »Für Hope? Sicher.« Er seufzte und schaute kurz zur Tür. »Sie ist … verletzt worden. Kapieren Sie das? Und zwar auf eine Art und Weise, die Sie im Moment wahrscheinlich kaum begreifen können, auch wenn Sie da vielleicht anderer Meinung sind. Und sie vertraut mir. Wenn ich annehmen würde, Sie wären nicht gut für Sie, und Sie wirklich von ihr fernhalten wollte – das wäre nicht sehr fein von mir, doch ich könnte es tun.«
Sie sahen einander an. Haselnussbraun traf auf Blau.
Law seufzte. »Das werde ich aber nicht.«
Damit stand er auf, wobei er unwillkürlich zusammenzuckte und sich eine Hand an die Rippen hielt.
Der Mann litt offensichtlich noch immer höllische Schmerzen, ging es Remy durch den Kopf, während er beobachtete, wie Law sich zu dem großen Türbogen vorarbeitete. Dort blieb dieser stehen und starrte in den Flur.
Er hielt Ausschau nach Hope, begriff Remy.
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