Stille Gefahr #2
eine Beleidigung, fand Hope.
Und nur weil die Frau ihr keinen Mord zutraute, hatte sie also beschlossen, sie und Law nicht umzubringen? Irgendwie beruhigte das Hope kein bisschen.
Natürlich war sie zudem stocksauer darüber, wie diese Frau sie angeschaut hatte … und dass sie von ihr höhnisch Prinzessin genannt worden war.
Wie schwach.
Die Frau brauchte sie nur anzuschauen und sah Schwäche , genau wie so viele andere auch.
Hope lief rot an, während die Fremde sie mit ihrem Blick förmlich durchbohrte.
Sie hatte es – dieses gewisse Selbstvertrauen, diese Stärke. Es war die gleiche Sicherheit, wie sie auch Lena besaß. Das Selbstvertrauen und die Stärke, die Hope immer fehlen würden.
Selbst mit ihrem durch die Trauer verzerrten Gesicht, der vor Kummer durchscheinend gewordenen dunklen Haut und den dunklen Schatten unter ihren hübschen braunen Augen sah sie noch stark aus, selbstbewusst und furchtlos.
Und ausgerechnet sie bedachte Hope nun mit diesem Blick.
Dieses Prinzessin hatte sie echt sauer gemacht, auch wenn Hope selbst nicht ganz erklären konnte, warum.
»Gut, nur weil ich nicht sonderlich beeindruckend wirke, sollen wir Ihnen jetzt also einfach Ihre Pistole zurückgeben und Sie gehen lassen?«, fragte Hope und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ich hab doch schon gesagt, dass es mir leidtut. Was soll ich denn noch machen?«
»Wie wäre es, wenn Sie mir erzählten, wie Sie überhaupt auf die Idee gekommen sind, wir hätten irgendetwas verbrochen?«, klinkte sich nun Law wieder in das Gespräch ein.
Nia grinste höhnisch. »Also schön, das kann ich euch verraten. Meine Quelle war Deb Sparks. Und jetzt rück endlich meine verdammte Knarre raus.«
»Deb.« Law schloss die Augen.
Hope hätte am liebsten laut losgeschrien.
Die Fremde schaute zwischen beiden hin und her und kniff die Augen zusammen. »Hat sie die Nummer schon öfter abgezogen?«
»Sie hat einfach … eine rege Fantasie«, sagte Law und atmete zischend aus.
Von wegen rege Fantasie, dachte Hope.
»Prima. Jetzt hast du ja ihren Namen. Setz doch deine Prinzessin hier auf sie an, damit sie mal ein ernstes Wörtchen mit der Dame redet. Kann ich dann jetzt bitte meine Pistole haben?«
»Nein.«
»Gib sie mir, und zwar sofort«, fauchte Nia und machte eine Bewegung in Richtung Law.
Doch der wich ihr behände aus, da er die ganze Zeit über in Alarmbereitschaft geblieben war. Und trotz des Gipsarms schien er nicht im Geringsten besorgt zu sein. Nia schaute ihn finster an. »Sie kriegen die Knarre nicht, mein Engel. Finden Sie sich einfach damit ab.«
Lächelnd deutete Hope mit dem Kinn zum Telefon auf dem Fußboden. »Sie können natürlich gern die Polizei rufen«, bot sie an. »Erzählen Sie den Beamten, dass wir Ihnen die Pistole geklaut haben.«
Schon bei dem Gedanken an Cops wurde Hope zwar ganz anders zumute, aber als sie den Blick der fremden Frau bemerkte, war sie beruhigt. Die würde die Bullen nicht rufen, so viel stand fest.
Nia schaute Hope einen Moment lang an.
Dann blickte sie zu Law. Die Spannung im Raum wurde unerträglich.
Schließlich drehte sie sich, ohne ein weiteres Wort zu sagen, um und stürmte hinaus, wobei die Absätze ihrer Stiefel bei jedem Schritt laut auf dem Parkett knallten.
Hope ahnte, dass sie die Gute bald schon wiedersehen würden.
Ein Furcht einflößender Gedanke.
»Soll ich den Sheriff anrufen?«, fragte sie leise.
Law schüttelte den Kopf, ging zur Tür und schaute der Fremden nach.
»Nein.«
»Aber sie hat uns gerade mit einer Waffe bedroht.«
Er antwortete nicht, sondern starrte bloß weiter hinaus.
Noch lange, nachdem sich der von ihrer Maschine aufgewirbelte Staub wieder gelegt hatte, blickte er ihr hinterher. Als er sich schließlich umdrehte und sich wieder Hope zuwandte, war sie darauf gefasst, ihn wütend oder sauer zu erleben. Zumindest aufgebracht hätte er sein müssen.
Womit sie jedoch nicht gerechnet hatte, war der versonnene, fast schon nachdenkliche Ausdruck auf seinem Gesicht.
Sie kannte seine Mimik – ziemlich gut sogar, vor allem nachdem sie inzwischen über einen Monat mit ihm unter einem Dach lebte.
Er schien irgendwie … fasziniert zu sein, wie gefesselt.
»Law.«
Er warf ihr seinen mittlerweile sehr vertrauten zerstreuten Blick zu. Die Prellungen waren fast verschwunden, nur hier und da konnte man noch ein paar farbige Flecke sehen. Zudem war er unrasiert, was bei ihm aber gar nicht einmal so schlecht aussah. Es hatte etwas Verwegenes,
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