Stille Kuesse sind tief
schaute ihn direkt an. „Ich habe beschlossen, dass wir Freunde sein sollten.“
Einen Moment lang wartete er auf den zweiten Teil ihrer Erklärung, doch es schien nichts weiter zu kommen. „Sind wir nicht jetzt auch schon Freunde?“
„Das wäre schön, aber du vertraust mir nicht. Weil ich dich zu sehr an Rachel erinnere.“
Shane unterdrückte ein Stöhnen. „So einfach ist das nicht.“
„Sollte es aber sein. Ich bin kein schlechter Mensch, und ich bin ganz und gar nicht so wie deine Exfrau.“
„Woher willst du das wissen? Du hast sie doch noch nie getroffen.“ Er hob beide Hände. „Du weißt, was ich meine.“
„Ich weiß, dass du ein netter Mann bist und dass sie dich betrogen und gehen lassen hat. Mein erster Mann war ein Blender. Es hat zwar eine Weile gedauert, bisich das herausgefunden hatte, aber wenn er ein toller Mann wäre, hätte ich mich nicht von ihm scheiden lassen müssen.“
Irgendwie gefiel ihm die Vorstellung nicht, dass sie mit jemand anderem verheiratet gewesen war, also verscheuchte er den Gedanken.
Annabelle zuckte mit den Schultern. „Wir können erst dann wirkliche Freunde sein, wenn du mir vertraust, und im Augenblick hattest du noch keine Veranlassung, das zu tun. Ja, dein Hengst ist in mich verliebt, aber ich fürchte, du betrachtest seine Meinung nicht unbedingt als maßgebliche Referenz für meinen Charakter. Also möchte ich dir heute Morgen meine Welt zeigen. Und ich hoffe, wenn du sie kennengelernt hast, dass du mich dann ein wenig besser verstehst, vielleicht sogar anfängst, mir zu vertrauen, damit wir Freunde werden können.“
Das klang einleuchtend, was Shane ein wenig nervös machte. Natürlich konnte er ihr nicht sagen, dass er sie gar nicht mögen wollte . Jedenfalls nicht mehr, als er es ohnehin schon tat. Dass er ihr nicht vertraute, machte es ihm leichter, Distanz zu ihr zu wahren. Okay, er gab es zu. Er brauchte diesen Abstand. Denn dieses kleine, sexy Energiebündel namens Annabelle verhieß nur Aufregung und Gefahr.
Sag Nein, versuchte er sich einzureden. Hatte er nicht schon genug getan, indem er zugestimmt hatte, ihr Reitunterricht zu geben? Hatte er sich nicht gut nachbarschaftlich, fast freundschaftlich verhalten? Da konnte er ihr doch jetzt auf höfliche Art und Weise zu verstehen geben, sie möge doch bitte verschwinden.
„Ich bin ziemlich beschäftigt …“, begann er.
Mit ihren grünen Augen musterte sie ihn, und es war nicht schwer, ihre Enttäuschung darin zu lesen. Doch dann hob sie das Kinn und marschierte entschlossen um ihr Auto herum, um die Beifahrertür zu öffnen.
„Glaube ich dir nicht.“
Er wusste, er könnte darauf beharren. Könnte offen sprechen. Aber wenn er seinen Willen durchsetzte, würde er miterleben, wie das Funkeln in ihren Augen erlosch. Er würde zusehen müssen, wie ihre zarten Schultern zusammensackten, und wissen, dass er schuld daran war. Verdammt, das würde er nicht aushalten.
Was nur erneut bewies, wie sehr er ihr schon verfallen war. Frauen, dachte er seufzend. Was hatte Gott sich nur dabei gedacht?
Widerstrebend ging er zu Annabelles Wagen und glitt auf den Beifahrersitz. Sie grinste und schloss die Tür, bevor sie sich ans Steuer setzte.
„Du wirst es nicht bereuen“, versprach sie. „Ich bin eine sichere Fahrerin.“
Es ist nicht ihr Fahrstil, der mir Sorgen bereitet, dachte er, als sie den Motor anließ. Es war die Nähe. Der süße Duft von ihr, der ihm in die Nase stieg und ihn betörte und verführte. Der Wagen war nicht groß, der Innenraum genau genommen ziemlich beengt. Shane stellte fest, dass er viel zu viel sehen konnte. Der Ausschnitt von Annabelles Kleid rutschte ein wenig nach unten und entblößte bei jedem Atemzug den Ansatz ihrer Brüste.
In der Absicht, etwas zu finden, das sicherer anzuschauen war, ließ er den Blick tiefer gleiten, nur um festzustellen, dass ihr Rock hochgerutscht war und einen Großteil ihres Oberschenkels entblößte. Nicht den wichtigsten Teil, aber trotzdem … Es genügte, um ihn überlegen zu lassen, ob Annabelle wohl aus Versehen die Heizung hochgedreht hatte.
„Eigentlich habe ich heute frei“, sagte sie, als sie von der Ranch auf die Landstraße bogen. „Wegen der Sommerzeit und so. Also nutze ich die Zeit, um ein paar von unseren Einsiedlern zu besuchen. Wenn wir erst einmal unser Büchermobil haben, dann gibt es natürlich feste Zeiten, aber im Augenblick rufe ich immer vorher an, um sicherzustellen, dass mein Besuch auch
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